Boznerplatz Neugestaltung
Alter Tankkessel im Boden, Bauschutt in den Bombentrichtern

Der Bozner Platz nah den Vorarbeiten zur Neugestaltung. | Foto: BezirksBlätter
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  • Der Bozner Platz nah den Vorarbeiten zur Neugestaltung.
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Die Pläne für die Neugestaltung des Bozner Platzes sind bestens bekannt. Davor müssen aber noch die Altlasten am Bozner Platz aufgeräumt werden, und da gibt es einiges zu tun. Ein alter Tankkessel sowie abgelagerter Bauschutt in den Bombentrichtern sind die nächsten Herausforderungen. Die zwei, inzwischen gefällten, Winterlinden hatten im Übrigen zahlreiche Bombensplitter abbekommen, die Stadt hat zur Baumfällung Stellung genommen.

INNSBRUCK. Seitens der Stadt Innsbruck werden bei jedem Projekt – so auch am Bozner Platz – im Zuge von Projektvorbereitungen zahlreiche Erhebungsarbeiten u.a. auch vom Bundesdenkmalamt und zusätzlich Baugrunduntersuchungen durchgeführt. Eine extra beauftragte Fachfirma hat eine Untergrunderkundung mit verschiedensten Messgeräten durchgeführt und auf diese Weise in den Untergrund „hineingeschaut“ und entsprechende graphische Auswertungen erstellt. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind für einen "unfallfreien" Ablauf der Bauarbeiten besonders wichtig. Gleichzeitig kann die Stadt die nötigen nachhaltigen Begleitmaßnahmen bei den Bauarbeiten umsetzen. Im Falle des Bozner Platzes ist vor allem die Bombardierung im Zweiten Weltkrieg und der daraus resultierende Bauschutt von Bedeutung. Für eine nachhaltige Neugestaltung ist die Entfernung der Problemstoffe von Wichtigkeit.

Das Dossier zum Bozner Platz der BezirksBlätter Innsbruck finden Sie hier

Winterlinden

Die beiden Winterlinden am Bozner Platz wurden inzwischen gefällt. Thomas Klingler, Amtsvorstand Grünanlagen - Stadtgartenverwaltung, teilt auf Anfrage der BezirksBlätter Redaktion mit: "Die Linde hat sich in ihrer letzten Lebens- und Entwicklungsphase befunden. Diese Phase zeichnet sich durch deutliche Vitalitätsverluste, abnehmendes Trieblängenwachstum, absterbende Äste, vermehrtes Totholz und nachlassende Stabilität und Bruchfestigkeit des Baumes aus. Auf Grund dieser Entwicklung war es in der Vergangenheit notwendig Kronenteile einzukürzen, Totholz zu entfernen und eine Kronensicherung (Seilsicherung) einzubauen. Im Kronenbereich gab es zusätzlich Astungswunden und Faulstellen, welche den Gesundheitszustand auch negativ beeinflusst haben. Dass der Baumstamm eine Hohlstelle aufweist, haben wir schon bei Voruntersuchungen mit einem Bohrwiderstandsmesser feststellen können. Die nun nach der Fällung sichtbare Hohlstelle war für uns also keine neue Erkenntnis, sondern die Bestätigung der Voruntersuchungen. Wie lange diese „letzte Lebensphase“ tatsächlich angedauert, und der Baum noch stehen bleiben hätte können, kann seriöserweise nicht genau gesagt werden. An einem derart frequentierten, den Sicherheitsraum nicht absperrbaren, Ort ist für die Entscheidung einer „Entnahme“ eines Baumes nicht nur die Bewertung des Gesundheitszustandes und der Vitalität entscheidend, sondern insbesondere auch die Frage der Verkehrssicherheit des Baumes. Diese Kriterien können zeitlich oft deutlich variieren.

"Zusammengefasst kann gesagt werden, dass der Gesundheitszustand der Linde beeinträchtigt, die Verkehrssicherheit des Baumes jedoch aktuell noch gegeben war. Die Entfernung erfolgte nicht auf Grund des Zustandes des Baumes, sondern auf Basis des Gemeinderatsbeschlusses für die Neugestaltung des Bozner Platzes."

Bei der Untersuchung der Winterlinden auf Kriegsschäden wurden bei beiden Bäumen zahlreiche Bombensplitter in den Stämmen gefunden.

Die Bombardierung von Innsbruck im Zweiten Weltkrieg | Foto: TIRIS
  • Die Bombardierung von Innsbruck im Zweiten Weltkrieg
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Bombardierung

Am 15. Dezember 1943 nutzte die 15. US-Luftflotte erstmals ihre durch die neuen Basen im Raum Foggia verbesserte strategische Lage und startete den ersten und verhängnisvollsten von insgesamt 22 Angriffen auf Innsbruck. 48 B.17 („Fortress“) Bomber und 39 P.38 Jäger warfen 126 Tonnen Bomben über der Gauhauptstadt ab. Die Bilanz war verheerend: 269 Tote, 500 Verwundete, 1.627 Obdachlose, 45 Häuser total zerstört, 92 mittelschwer und 203 leicht beschädigt. Rund um den Bozner Platz gab es kaum ein Gebäude, das durch die Bombardierung nicht beschädigt wurde. Eigentlich hat nur die Figur des berühmten Rudolfsbrunnen keine Schäden davongetragen. Im Jänner 2012 wurde bei Grabungsarbeiten eine 250 Kilo schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Von den Evakuierungsmaßnahmen waren Wohnungen, Arzt- und Anwaltspraxen, die Landeshypothekenbank und Teile des Neuen Landhauses rund um den Bozner Platz betroffen. Zum Vorschein kam der Fund bei Kanalgrabungsarbeiten. Der Zünder dürfte sich nach ersten Einschätzungen der Experten im Lauf der letzten Jahrzehnte zersetzt haben. Bei den aktuelle Untersuchungen wurden keine Blindgänger gefunden. Mögliche Reste von Bomben werden aber durch die damalige Entsorgung des Bauschuttes der betroffenen Häuser in die Bombentrichter vermutet. Für die Experten ist eine wissenschaftliche Begleitung der Bauarbeiten von höchster Wichtigkeit.

Aus dem Archiv: Gefunden wird immer etwas, BezirksBlätter Innsbruck Artikel

Der Kiosk am Bozner Platz  | Foto: (Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-8325, KR-NE-423, KR-NE-681, Ph-9513)
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Tankstelle

Die Tankstelle am südlichen Rand des Bozner Platzes ist einigen noch in Erinnerung. Bereits 1938 stand an dieser Stelle schon eine Tankstelle. Beim Abbau der Tankstelle Anfang der 70er-Jahre wurde der Ökologie noch nicht so eine große Bedeutung beigemessen, daher befindet sich ein zwischen 12.000 und 15.000 Liter fassender Tankkessel rund 1,5 Meter unter dem ehemaligen Standort der Tankstelle. Neben der Entsorgung dieses Tanks muss auch der Boden selbst auf Kontaminierung ersucht werden.

Weitere Zusammenarbeit

Für die Experten, die die Untersuchung durchgeführt haben, ist Innsbruck ein der Vorzeigemodelle im Zusammenhang mit wissenschaftlichen Vorerhebungsarbeiten. Die langfristige und nachhaltige Gestaltung vieler städtischen Flächen ist nur bei Aufarbeitung der Altlasten möglich. War in der Nachkriegszeit der Umgang mit dem Bauschuttmaterial noch verständlich, gab es aber auch in 70iger Jahren einen unverantwortlichen Umgang bei vielen Bauarbeiten auf der Tagesordnung. Neben möglichen Gefahrenquellen geht es bei den Voruntersuchungen auch um die Vorbereitung begleitender Maßnahmen. So ist der Bodenaustausch im Bereich des noch im Erdreich liegenden Tankkessels eine kostspielige Angelegenheit. Untersucht wurde der Wiesenbereich am Bozner Platz, die umliegenden Straßen und Gehsteige waren nicht Teil der Voruntersuchung.

Der Bozner Platz (bis 1923 Magarethenplatz) um 1900 | Foto: Rijksmuseum
  • Der Bozner Platz (bis 1923 Magarethenplatz) um 1900
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