Gewalt in der Familie
Besonders Kinder und Jugendliche leiden

Sujet Kampagne gegen Gewalt an Kindern und Jugendlichen. | Foto: Land Tirol
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Kinder- und Jugendanwältin für Tirol Elisabeth Harasser und Ärztlicher Leiter der Kinderschutzgruppe am Landeskrankenhaus Innsbruck Klaus Kapelari plädieren für mehr Fokus auf Kinder und Jugendliche. 

"Es ist gut, dass über die Auswirkungen von psychischer Gewalt gesprochen und öffentlich darüber berichtet wird", schreiben Elisabeth Harasser, Kinder- und Jugendanwältin für Tirol, und Klaus Kapelari, Ärztlicher Leiter der Kinderschutzgruppe am Landeskrankenhaus Innsbruck, am Freitag in einer Presseaussendung. "Allerdings geht es leider wieder einmal nur um erwachsene Opfer – die Kinder sind wahrscheinlich – so wie immer – 'mit gemeint'." Psychische Gewalt mache auch Kinder und Jugendliche krank. Aber von den seelischen Misshandlungen, denen junge Menschen tagtäglich ausgesetzt sind – sehr oft in der Schule, aber auch in den Familien, spreche niemand. Das Bewusstsein muss gestärkt werden, dass man es zumeist mit Gewaltsystemen zu tun hat.

Gewalttätige Erwachsenenbeziehungen

Die Wahrscheinlichkeit, dass in gewalttätigen Erwachsenenbeziehungen auch Kinder involviert sind ist gleich hoch wie die Wahrscheinlichkeit, dass gewaltbetroffene Kinder in Familien leben, in denen es auch zu anderen Formen von Gewalt kommt. Auch die reine Zeugenschaft von Gewalt hat für Kinder weitreichende Konsequenzen. Das Problem ist, dass psychische Gewalt keine sichtbaren Spuren hinterlässt und deshalb schwer nachzuweisen ist. Den Kindern wird Überempfindlichkeit vorgeworfen oder sie werden – vor allem wenn die Vorwürfe sich gegen Lehrpersonen richten – sehr schnell als Lügner abgestempelt. Die Auswirkungen sind aber fatal.

Selbstwert massiv beeinträchtigt

"Nicht nur, dass der Selbstwert der Kinder massiv beeinträchtigt wird, kommt es häufig erst Jahre später zu psychosomatischen Erkrankungen, wie unter anderem die verschiedensten Formen von Essstörungen, die das Leben stark beeinträchtigen beziehungsweise im Extremfall sogar lebensbedrohlich werden können", so die beiden weiter. Auch viele andere körperliche Beschwerden von Kindern und Jugendlichen, wie Schwindelgefühle, Magen- und Darmbeschwerden mit Übelkeit, Erbrechen, Durchfall bis hin zu starken Schmerzen in unterschiedlichen Körperregionen, die zu wiederholten ärztlichen Vorstellungen führen, könnten ihre Ursache in erlebter psychischer Gewalt haben. Die phänomenologische Vielfalt somatoformer Störungen und die soziale Komplexität erschweren die Diagnose.

Harasser und Kapelari: "Es ist höchst an der Zeit, dass man dieser Art der Gewalt, die meist sehr subtil geschieht, mehr Aufmerksamkeit widmet. Auch wenn die Beweislage meist sehr schwierig ist, brauchen wir endlich wirksame Maßnahmen, um den betroffenen Kindern tatsächlich helfen zu können! Wirklich effizienter Schutz für Betroffene kann nur gelingen, wenn alle Aspekte gesehen werden!"

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