Burnout: Ausgebrannt sein als neue Erkrankung?

OA Dr. Franz Altenstrasser (Mitte) mit Forum Land-Bezirksobfrau Paula Eisenmann und Bezirksbäuerin Margreth Osl (li).
  • OA Dr. Franz Altenstrasser (Mitte) mit Forum Land-Bezirksobfrau Paula Eisenmann und Bezirksbäuerin Margreth Osl (li).
  • hochgeladen von Barbara Hoffmann-Ammann

In Österreich erleben laut Schätzungen rund 27 Prozent der Menschen am Arbeitsplatz ungesunden Stress. Insgesamt gibt es rund 500.000 Burnout-Betroffene. Allerdings handelt es sich dabei nicht um eine Erkrankung im klassischen Sinn: In den österreichischen Diagnosekatalog für psychiatrische Erkrankungen wurde das Burnout bisher nicht aufgenommen. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Medizin für Land und Leute“ informierte der leitende Oberarzt am Landeskrankenhaus Hall, Dr. Franz Altenstrasser, über Sinn und Unsinn des „Burnout“.

Unter dem Burnout-Syndrom wird ein Zustand ausgesprochener emotionaler Erschöpfung verstanden. Folgende drei Kernsymptome gibt es: Erschöpfung, das Gefühl der Entfremdung von der Arbeit und den ArbeitskollegInnen (Depersonalisation, Zynismus) sowie eine berufliche Überforderung verbunden mit einem Leistungsabfall. Mannigfaltig können die körperlichen Symptome sein: Sie reichen von Schlafstörungen bis hin zu häufigen Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden. In der Folge wird es für die Betroffenen immer schwieriger, täglich zur Arbeit zu gehen. Ein Burnout führt zu einer erhöhten Suchtgefährdung und hat Konsequenzen weit über das Arbeitsleben hinaus. Ein Burnout tritt allerdings nicht plötzlich auf, sondern ist auch ein Endpunkt einer Entwicklung. „Am Anfang steht meist der Zwang, sich zu beweisen und Perfektionismus. Der Wunsch nach Anerkennung führt dann zu einem verstärkten Einsatz“, erklärte OA Dr. Franz Altenstrasser. Am Ende kommt es zum Zusammenbruch und dem Zustand völliger Erschöpfung. „Wer Angst hat, von einem Burnout betroffen zu sein, sollte sich unbedingte Hilfe holen. Ein erster Schritt ist es, sich jemand anderem anzuvertrauen, um eine andere Meinung einzuholen“, meint der Tiroler Facharzt für Psychiatrie. In einem zweiten Schritt sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. „Eine genaue Diagnosestellung und Bearbeitung der persönlichen Hintergründe ist notwendig für eine erfolgreiche Therapie.“

Diagnose Burnout: Blick auf psychische Belastungen am Arbeitsplatz

Durch intensive mediale Berichterstattung ist das Burnout mittlerweile in aller Munde, obwohl es die Diagnose „Burnout“ eigentlich gar nicht gibt: Im Gegensatz zu Erkrankungen wie Depressionen und Schizophrenie ist das Burnout nicht im österreichischen Diagnosekatalog für psychiatrische Erkrankungen (ICD10 bzw. DSM-IV) aufgenommen und damit keine klinische Diagnose. Nicht zuletzt aus diesem Grund, ist es unter ExpertInnen umstritten, ob es das Burnout als Erkrankung überhaupt gibt. „Das Burnout ist vielmehr ein Symptom unserer Zeit und hängt mit unserem Selbstverständnis von Arbeit zusammen“, erklärte OA Dr. Franz Altenstrasser. „Es ist allerdings möglich, ein Burnout auch als Berufskrankheit zu verstehen.“ Für den Tiroler Facharzt für Psychiatrie macht es daher auch Sinn, den Begriff Burnout zu verwenden. „Die Auseinandersetzung mit dem Burnout hat unseren Blick auf psychische Belastungen am Arbeitsplatz geschärft. Er ermöglicht damit auch eine kritische gesellschaftliche Diskussion zum Thema Arbeit.“ Denn Arbeit kann krank machen und die Betroffenen brauchen professionelle Hilfe. „Auch hierbei hilft die Diagnose Burnout, denn eine solche Erkrankung ist in der Gesellschaft anerkannter, als beispielsweise eine Depression.“ Als Ursachen für ein Burnout am Arbeitsplatz nannte der Facharzt beispielsweise mangelhafte Führungskompetenz, ein Fehlen von positivem Feedback sowie eine ungünstige Arbeitsorganisation, administrative Zwänge, mangelnde Ressourcen, hoher Arbeitsdruck und schlechte Teamarbeit.

Wo: Gasthof Luchnerwirt, Unterkramsach 68, 6233 Voldöpp auf Karte anzeigen
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