Tierarzt nicht erreichbar
Chihuahua-Hündin Coco qualvoll erstickt

Hündin Coco erstickte, da der Tiernotruf nicht besetzt war.  | Foto: Symbolbild / Pixabay
  • Hündin Coco erstickte, da der Tiernotruf nicht besetzt war.
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Nur schwer vorstellbar ist das Drama, das sich vergangene Woche in der Nacht von Donnerstag auf Freitag in einer Innsbrucker Wohnung abgespielt haben muss. Da der Tiernotruf an diesem Abend nicht besetzt war und auch sonst keiner der kontaktierten Tierärzte erreichbar war, ist Hündin Coco nach mehrstündigem Leidenskampf erstickt - Kein Einzelfall. 

INNSBRUCK. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag vergangener Woche ist der Tiernotruf nicht besetzt. Der eigentlich vorgesehen Tierarzt hatte bereits Tage zuvor seine Kollegen informiert, dass er den Notdienst in dieser Nacht nicht übernehmen könne, da er krank sei. "Meine Tochter hat um halb 2 verzweifelt versucht den Tiernotruf zu erreichen, wurde aber nur auf eine Mailbox umgeleitet, dann hat sie es bei anderen Tierärzten versucht, aber niemand hat abgehoben. Das Hündchen ist in dieser Zeit qualvoll erstickt, ohne Hilfe zu bekommen", schildert Helga G., die Mutter der Hundebesitzerin die dramatischen Stunden.

Tierarzt Notruf

Der Tiernotruf ist ein freiwilliges Angebot. Im Einzugsgebiet Innsbruck-Stadt und Innsbruck Land gibt es 30 Tierärzte, wovon sich allerdings nur zehn am Tiernotruf beteiligen. Dieser ist eigentlich in der Zeit von 19.00 bis 07.00 Uhr erreichbar. "Der Kollege der in jener Nacht vorgesehen war, hat uns schon Tage zuvor mitgeteilt, dass er auf Grund einer Erkrankung nicht in der Lage sein wird den Tiernotruf zu übernehmen, ich und ein paar Kollegen haben daher unsere Praxistelefone auf unser privates Handy umgeleitet. Der Tiernotruf war damit in dieser Nacht nicht besetzt, auf dem Band war die Nachricht eingestellt, dass der jeweilige Haustierarzt kontaktiert werden soll. Leider hat die Dame keinen von den Tierärzten angerufen, die ihr Handy umgeleitet hatten" schildert Peter Theurl Sprecher der Tierärztekammer die Situation. "Der Kollege der in jener Nacht vorgesehen war, hat bereits mit der Hundebesitzerin Kontakt aufgenommen und sich entschuldigt." 

"Junge Kollegen beteiligen sich nicht!"

Fälle wie der qualvolle Tod der Hündin "Coco" können häufiger vorkommen. Theurl schildert das Problem wie folgt: "Von 30 Tierärzten im Raum  Innsbruck und Innsbruck-Land beteiligen sich nur zehn am Tiernotruf, daher ist der Notruf manchmal nicht besetzt. Es herrscht hier quasi eine Unsolidarität zwischen den Tierärzten, speziell die jungen Tierärzte beteiligen sich so gut wie gar nicht. Wie in vielen anderen Bereichen, spielt hier das Thema Work-Life-Balance eine gewichtige Rolle. Vielleicht würde es helfen wenn Tierbesitzer ihre Tierärzte auf das Problem aufmerksam machen. Man muss aber fairer Weise auch sagen, dass die Ansprüche immer größer werden. Es hat eine Art "Ich-habe-Recht-und-Ansprüche Mentalität" Einzug gehalten. Ich bin jetzt seit 30 Jahren beim Tiernotruf und in den letzten fünf bis zehn Jahren wurde das Problem immer schlimmer, zum Teil gibt es auch Übergriffe auf Tierärzte", sagt Theurl. Auch das führt dazu, dass immer weniger Tierärzte sich am Notruf beteiligen. "Jene die noch dabei sind werden oft auch telefonisch, per Mail, oder vor Ort oder in sozialen Medien beleidigt, das tut schon weh", sagt Theurl weiter. 

Politische Frage

Helga G. und Peter Theurl sind sich in einer Sache einig. Die Verbesserung des Notrufs ist auch eine politische Frage. Wie Theurl berichtet " waren Vertreter des Innsbrucker Gemeinderats bei einer Sitzung des Tierschutzausschusses selbst erstaunt, über die aktuelle Situation des Notrufs. Wir versuchen bei Stadt und Land Förderungen zu bekommen, da die Tierärzte aktuell kein Geld von der öffentlichen Hand bekommen. Wir von der Tierärztekammer wünschen uns, dass alle Tierärzte mitmachen. Diesbezüglich haben wir am 21. März ein Gespräch mit Landeshauptmann-Stellvertreter Geisler, der für diese Belange zuständig ist. Wir hoffen, dass dieser Fall Anlass gibt, dass auch die Politik Förderungen für den Notruf zur Verfügung stellt." Auch Helga G. hofft, dass "unsere Coco vielleicht nicht umsonst gestorben ist."

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