Doch die Armut ist nicht heilbar

Dr. Uschi Waibel zeigt Bgm. Christine Oppitz-Plörer das "MediCar", jenes Fahrzeug, das zum "Medicare" gehört.
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  • Dr. Uschi Waibel zeigt Bgm. Christine Oppitz-Plörer das "MediCar", jenes Fahrzeug, das zum "Medicare" gehört.
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"Ambulanz für Unversicherte" ist der technische Name – für viele ist das Medicare eine letzte Chance.

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"Armut und Krankheit sind siamesische Zwillinge." Mit diesen treffenden Worten eröffnete Caritas-Direktor Georg Schärmer gemeinsam mit dem Chefarzt des Roten Kreuzes, Thomas Fluckinger, am vergangenen Montag das Medicare in der Südbahnstraße. Das Projekt, das zu je einem Drittel von Stadt, Land und TGKK finanziert und von Caritas und Rotem Kreuz mit ehrenamtlichen Mitarbeitern betrieben wird, hatte ursprünglich den Arbeitstitel "Ambulanz für Unversicherte". Genau an diese Personen richtet sich das Angebot des Medicare – Menschen, die es vor dem Gesetz eigentlich nicht gibt. Denn – zumindest in der juristischen Theorie – sollte jeder in Österreich lebende Mensch auch sozialversichert sein. Die Realität sieht zu häufig anders aus.

Arm, obdachlos, illegal

In Innsbruck schätzen Experten die Zahl der unversicherten Personen auf etwa 400. Obdachlose, psychisch Kranke, Drogenabhängige oder "illegale" Flüchtlinge, die aufgrund ihrer Lebenssituation keinerlei Zugang zu ärztlicher Versorgung haben. Im Medicare sollen genau diese Menschen eine medizinische Grundversorgung vorfinden. Notärztin Uschi Waibel ist seit Jahren die treibende Kraft hinter dem Projekt und schildert die Herausforderungen, mit denen das ehrenamtliche Team, welches das Medicare betreibt, in den kommenden Monaten konfrontiert sein wird. "Am schwierigsten wird es in der Anfangsphase sein, den Zugang zu diesen Personen zu finden. Es gibt vergleichbare Projekte in Wien und Graz, auf deren Erfahrungen wir ein wenig aufbauen können, aber in jeder Stadt ist die Situation anders", erläutert Waibel.

Hemmschwelle abbauen

Das Ambiente des Medicare ist bewusst so gestaltet, dass die Menschen die dort hinkommen, sich wohlfühlen können. Alles ist sauber und gepflegt, aber nicht nagelneu. "Niemand soll Angst haben müssen, wenn er sich mit seiner schmutzigen Kleidung irgendwo hinsetzen möchte", erläutert Waibel ein kleines Detail, das aber beispielhaft zeigt, worauf die Projektleiter achtgeben mussten.
"Bei uns ist es warm, es gibt Tee und eine Möglichkeit, sich zu duschen. Im Winter sind das oft bereits Anreize für diese Menschen, sich das Medicare zumindest anzuschauen. Alles Weitere ergibt sich dann, wenn eine Vertrauensbasis geschaffen wurde", schildert Waibel und unterstreicht damit den niederschwelligen Charakter der Einrichtung.

Spenden erwünscht

Wer Geld- oder Sachspenden (Apotheken, die das Projekt unterstützen, werden dringend gesucht!) leisten möchte, wendet sich an den Projektleiter Fabian Bundschuh:
fabian.bundschuh@
roteskreuz-innsbruck.at

Dr. Uschi Waibel zeigt Bgm. Christine Oppitz-Plörer das "MediCar", jenes Fahrzeug, das zum "Medicare" gehört.
Georg Schärmer (Caritas), LR Bernhard Tilg und Thomas Fluckinger (RK Tirol) bei der Eröffnung des "Medicare".
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