Gemeinsam laut für Stille Helden

Gemeinsam den Stillen Helden ein Gehör verschaffen! | Foto: Sarah Kra
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  • Gemeinsam den Stillen Helden ein Gehör verschaffen!
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IGLS (sk). Familien von Kindern mit chronischen Krankheiten oder Behinderungen verbrachten ihr Leben bereits vor der Coronakrise im Schatten der Gesellschaft und mussten immer schon um all das kämpfen, was für andere selbstverständlich ist. 

Erzählen und dadurch sichtbar werden

Das Projekt der Tiroler Künstlerin Susi Kra, die selbst Mama in einer Familie mit besonderen Bedürfnissen ist, schafft Sichtbarkeit: Mit sechs MusikerInnen nahm sie ihren kraftvollen Poprocksong „Stille Helden“ auf, der von diesem herausfordernden Leben erzählt. 11 KünstlerInnen lieferten berührende Bilder für das Video. Die Homepage www.stille-helden.at bietet gemeinsam mit der offenen Facebookguppe „SovielestilleHelden“ Gelegenheit, selbst Teil des Projekts zu sein, seine Geschichte zu erzählen und dadurch sichtbar zu werden.

Ein reales Beispiel

Gerade jetzt zur Coronazeit ist der Alltag von Eltern mit kranken oder behinderten Kindern, die ohnehin ständig an der Machbarkeitsgrenze schrammen, kaum mehr durchzuhalten. Ein Beispiel dafür ist die Familie des kleinen Hannes. Er ist vier Jahre alt, hat zwei ältere Brüder und
leidet am Downsyndrom. Papa geht Vollzeit arbeiten und kommt teilweise spät heim. Mama macht
eigentlich einen Lehrgang im Sozialbereich, hält aber derzeit die Stellung. Sie kocht, putzt, wäscht quasi rund um die Uhr, geht einkaufen, versucht halbwegs Ordnung zu halten, und neben der
Hausaufgabenbetreuung im Rahmen des Corona-Homeschoolings die Bedürfnisse von 3 Kindern
ausgeglichen wahrzunehmen – eine tägliche Gratwanderung. Doch wo für viele das Ende der Fahnenstange erreicht ist, fängt es hier erst an: Hannes spricht nicht, geht nicht, kaut nicht, weshalb er von Mama gefüttert, getragen und umsorgt werden muss wie ein Baby. Seine weitere Entwicklung ist abhängig von dringend notwendigen Therapien wie Logopädie, Frühförderung und Physiotherapie. Das alles kann derzeit ebenfalls nur Mama machen, so gut es ihr eben möglich ist. Hannes gehört zur Risikogruppe, was bedeutet, dass auch in Zukunft kaum TherapeutInnenkontakt möglich ist und die von allen so ersehnten Lockerungen keine Entlastung bringen werden. Zu groß ist das Risiko einer Ansteckung und damit einer ernsthaften Erkrankung, zu furchtbar die Aussicht auf ihr vierjähriges, behindertes Kind in klinischer Quarantäne. Anbei sei noch erwähnt, dass Mama nun eine Abmahnung droht, sollte sie die Arbeiten für den Lehrgang, der jetzt online umgestellt hat, nicht rechtzeitig abgeben.

Helden ohne Superkräfte

Dieses Beispiel ist kein Einzelfall. Eine solche Situation ist auf Dauer ohne Superkräfte nicht
durchzuhalten. Doch alle diese Helden machen stumm und unsichtbar weiter. Sie brauchen ihre ganze Kraft für das tägliche Überleben und haben keine Möglichkeit, laut zu schreien, was dringend notwendig wäre, denn weder Politik noch Medien schauen hier hin. Sarah Kra ist nicht nur Künstlerin, sondern selbst Mama in einer Familie mit besonderen Bedürfnissen und hat am eigenen Leib erfahren, was diese Situation einem abverlangt. Vor ein paar Jahren schrieb sie sich mit dem Gedicht "Stille Helden" ihren stummen Kummer von der Seele. Durch unbeschreibliches Glück und medizinische Höchstleistungen hat sich ihre Situation mittlerweile entspannt und sie kann wieder laut sein. Das ist sie nun für alle, die unsichtbar und still sind. Im April 2020 gründete sie die offene Facebookgruppe "Stille Helden". Dort erzählen Eltern von ihrem Leben mit kranken oder behinderten Kindern und bekommen Gelegenheit, gehört zu werden und sich auszutauschen. Das schafft für diese Familien nicht nur Sichtbarkeit, sondern auch Bewusstsein für deren Herausforderungen bei anderen. Hier schrieb auch die Mama des kleinen Hannes. Ihr Gedicht goss Susi Kra mit ihren Rockpoeten von "Jetzt und Wir" in den Poprocksong „Stille Helden“, der diese Familien direkt an- und für sie spricht. Er wurde gemeinsam mit sechs internationalen MusikerInnen aufgenommen, darunter auch die Tirolerin Sara Köll, eine deutschen Jazzflötistin, die selbst eine behinderte Tochter hat, und ein chronisch kranker Teenager aus den USA, der selbst zur Risikogruppe gehört. Für das berührende Video lieferten elf internationale KünstlerInnen, die ohne Vorgaben an die Themen herangingen, ausdrucksstarke Bilder - von handgefertigter Bleistiftzeichnung bis Computercomic. Sie haben mit vollem Engagement ehrenamtlich dazu beigetragen und sollen ebenfalls ins Licht gerückt werden, denn diese Zeiten sind auch für sie bekanntermaßen schwer. Auf der Homepage www.stille-helden.at wird das Projekt samt seinen Geschichten sowie alle Beteiligten vorgestellt.

GRATIS ABER NICHT UMSONST

Der Song "Stille Helden" ist ab 29. Juni 2020
auf allen Online-Plattformen zum Streamen, und unter
www.stille-helden.at gratis zum Download verfügbar.
Spenden sind jedoch herzlich willkommen und gehen wie alle anderen Einnahmen an die
„Schneeschmelzgaudi“.

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