Gesungene Hommage an die Streisand

Ein wahrhafter Showdown: Axel Gade entert als angetrunkenes Neil Diamond-Double Barnabys Barbra-Show.
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  • hochgeladen von nadine stöckl

Ihr eigener Sohn Jason nennt sie eine Ikone und sogar ein Superstar wie Billy Joel gesteht im Making of-Video zu Barbra Streisands letzter CD „Partners“, es hätte etwas Einschüchterndes neben ihr im Studio zu stehen. Wie sich also so einer „Living Legend“ nähern? Immerhin hält sie sich als Sängerin seit nunmehr sechs Jahrzehnten an der Spitze der modernen Unterhaltungsindustrie und gilt nicht von ungefähr als bahnbrechende Pionierin, schaffte sie doch als allererste Frau einen Oscar für eine Filmkomposition und wagte sich bereits in den frühen Siebzigern in die bis dahin ausschließlich männlich dominierte Bereiche Regie, Drehbuch und Filmproduktion. Dale Albright hat einen ebenso klugen wie wertschätzenden Weg der Annäherung gefunden: In seiner vergangenen Freitag uraufgeführten neuen Revue „Becoming Barbra – Warten auf Streisand“ schlüpft er in die Rolle des erfundenen und ebenfalls hochmusikalischen Zwillingsbruders Barnaby, der anders als Barbra bei der gütigen Großmutter aufwuchs und es im Gegensatz zur berühmten Schwester nicht auf die großen Bühnen der Welt schaffte, sondern tragischerweise als Obdachloser auf der Straße landete, von der sie ihn schließlich holen und retten wird. „Schließlich sind wir eine Familie, und Familie ist wichtig.“ Barnaby wird also zu ihrem Garderobier und erfüllt diese Aufgabe mit einer geradezu unglaublichen Hingabe, was nicht zuletzt daran liegen mag, dass er sich ein Stück weit wie ihr männliches Alter Ego fühlt. Während Manager-Bruder Sheldon (gespielt von Dramaturg Axel Gade) also ständig nervöser wird, weil Barbra aus welchen Gründen auch immer nicht zum abendlichen Showtermin auftaucht, vertreibt sich Barnaby seine Zeit, um Barbras größte Hits vorzutragen. Was den ungeahnten Vorteil hat, dass er schon einigermaßen gut eingesungen ist, als er schließlich die einzigartige Gelegenheit ergreift, für die absente Schwester einzuspringen. Die nachfolgende Verwandlung erweist sich dabei als echte Überraschung: Denn Barnaby alias Dale Albright gelingt es geradezu mustergültig, sich Barbra einzuverleiben. In bestimmten Momenten reibt man sich fast die Augen, etwa wenn sie sich so ganz unverwechselbar ihre Haare aus dem Gesicht streicht. Klarerweise mag angesichts dieser familiären Krisensituation dann auch Manager-Bruder Sheldon nicht nachstehen, und so wird er urplötzlich als schon einigermaßen bedudeltes Neil Diamond-Double zum Duett antreten. Denn ein wengerl Klamauk muss schon sein, wenngleich sich Albright in dieser Revue mit Spitzen sonst eher zurückhält - zweifellos auch aus Respekt vor dieser Ausnahmekünstlerin. Ein echter Lacher sind beispielsweise die fingierten Blumengrüße von Madonna (Kaktus) und Cher (Grabkranz). Doch diese kleinen Garderobe-Bösartigkeiten können nicht mal Barbras Alter Ego aus der Reserve locken: Barnaby singt einfach unverdrossen weiter. Und man kann ehrlich gesagt gar nicht genug davon kriegen.

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