IG Bergisel fühlt sich über den Tisch gezogen

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Vor Bau des neuen Museums am Bergisel wurde die IG Bergisel gebeten, den Neubau des „Tirol Panorama“ nicht zu behindern. Das garantierte die IG auch, aber nur unter der Bedingungen, dass mit dem Bau des Museums ein neues Verkehrskonzept umgesetzt wird. Dieses scheint jetzt auf der Kippe zu stehen.

(vk). Vor Bau des Museums „Tirol Panorama“ mussten einige Grundstücke zusammengelegt werden und für den Bau umgewidmet werden. Dagegen hätten die Grundstücksbesitzer Einwendungen erheben und den Bau somit verzögern können. „Das Museum sollte ja eigentlich bis zur 200-Jahr-Feier fertiggestellt sein. Deshalb wurde von dem damaligen Landeshauptmann Herwig van Staa verlangt, dass eine Vereinbarung unterzeichnet wird, auf der wir erklären, nicht gegen die Widmung einzusprechen.

Die IG Bergisel (Interessensgemeinschaft Bergisel) ist diesem Wunsch nachgekommen, aber nur unter der Voraussetzung, dass ein Verkehrskonzept geplant und umgesetzt wird“, erklärt Dietmar Gscheidlinger, Obmann der Interessensgemeinschaft.

„Waren zufrieden mit Konzept“
Die IG wurde dann auch in eine Verkehrsplanung eingebunden. Entstanden war ein Verkehrskonzept mit einem neuen Parkplatz, einem Parkleitsystem, einer neuen Haltestelle und einer neuen Buslinie, die direkt zum Museum führen sollte. „Wir waren mit dem Verkehrskonzept sehr zufrieden und deshalb haben wir auch keinen Einspruch erhoben.“ Nun scheint aber die Umsetzung der Buslinie und damit auch der neuen Haltestellen zu wackeln. Derzeit fährt zwar der Sightseeing-Bus zum Museum. Dessen Tickets kosten aber € 3,00 für Erwachsene und auch die IVB-Tickets gelten für ihn nicht. „Wir fühlen uns über den Tisch gezogen“, ist Gscheidlinger erzürnt.

Einiges wird umgesetzt
Laut Dieter Probst von der Abteilung Bau und Technik im Land Tirol wird der Kreuzungsbereich Bergiselweg/Brennerstraße so umgebaut, dass ein gefahrloses Wenden von Bussen und Pkw möglich ist. Außerdem wird ein Parkplatz geschaffen und ein digitales Schild installiert, das die Anzahl der freien Parkplätze am Bergisel oben und auf dem neuen Parkplatz unten anzeigt. „Das ist im Budget vorgesehen und wird im Frühjahr 2011 umgesetzt“, bestätigt Probst.

Verhandlungen laufen noch
Offen ist hingegen noch die öffentl. Verkehrsanbindung. „Dort laufen derzeit Verhandlungen zwischen der Stadt Innsbruck und dem Land“, erklärt Probst weiter. Für eine neue Buslinie müsste die IVB einen Bus ankaufen und zusätzliches Personal anstellen. Im ersten Jahr würden sich die Kosten dabei auf € 240.000 Euro belaufen. Als Alternative ist eine tarifliche Einigung mit dem Sightseer gedacht. „Solange dies nicht geregelt ist, wird keine Bus­haltestelle gebaut“, erklärt Probst.

Alle Beteiligten an einem Tisch
Für Ernst Pechlaner, seit zwei Wochen Verkehrsstadtrat in Innsbruck, ist es ein klares Ziel, das Museum mit dem öffentlichen Verkehr anzubinden: „Wenn man ein Museum um € 20 Mio. baut, ist es auch notwendig, es entsprechend anzubinden“, stellt der Verkehrsstadtrat klar. Damit soll nicht nur das Museum angebunden werden, sondern auch der neue Rundwanderweg und das Naherholungsgebiet, das am Berg­isel entstehen soll. „Ich werde alle Beteiligten von Stadt und Land und die Anwohner an einen Tisch bringen und so versuchen, eine Lösung zu finden“, verspricht Pechlaner.

Letzter Kontakt vor 10 Jahren
Herwig van Staa, der das Museum laut Gscheidlinger zur 200-Jahr-Feier fertiggestellt haben wollte, sagte dazu: „Ich hatte mit der IG Bergisel das letzte Mal vor gut zehn Jahren Kontakt.“ Er lädt die IG Bergisel aber zu einem Treffen ein: „Ich bin gerne bereit, in meiner jetzigen Funktion als Innsbrucker Abgeordneter im Tiroler Landtag VertreterInnen der IG Bergisel zu empfangen und sich mit deren aktuellen Problemen und Sorgen auseinanderzusetzen.“

Selbsttest für Politiker
Dietmar Gscheidlinger von der IG Bergisel ist jedenfalls überzeugt: „Ein öffentliches Museum muss mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein und das ist es derzeit nicht. Wenn die PolitikerInnen das nicht glauben, sollen sie selbst versuchen, mit dem Kinderwagen oder den Rollstuhl zum Museum zu gelangen“, poltert Gscheidlinger.

Zur Sache: Einspruch gegen Flächenwidmung
Soll eine Fläche umgewidmet werden, muss der neue Flächenwidmungsplan vier Wochen lang in der Gemeinde aufgelegt werden. Dort können ihn alle InnsbruckerInnen einsehen und gegebenenfalls bis eine Woche nach der vierwöchigen Frist dagegen Einwendungen erheben. Gibt es Einwendungen, muss die Stadtplanung sich mit diesen auseinandersetzen und eine Stellungnahme dazu abgegeben. Dann wird über die Einwendungen nochmals im Gemeinderat abgestimmt und der Plan gegebenenfalls adaptiert.

Meinung - von Verena Kretzschmar:
Bei Finanzierung hört Barrierefreiheit auf

Man sollte meinen, bei einem ohnehin über 20 Mio. Euro teuren Projekt wären 280.000 Euro für eine neue Buslinie ein Pappenstiel. Noch dazu weil barrierefreies Bauen im öffentlichen Raum derzeit immer wichtiger wird. Aber sobald es um die Finanzierung geht, rücken Rollstuhlfahrer und Mütter mit Kinderwägen sofort in den Hintergrund. Es ist eine Farce, dass ein neues Museum um viel Geld gebaut wird und dann nicht einmal von jedem Bürger und Tourist erreicht werden kann. Nicht jeder kann sich ein Taxi leisten und das sollte auch nicht die Voraussetzung sein, um in ein Museum des Landes zu gelangen.

Auch IVB-Monats- oder Jahreskartenbesitzer zu erklären, dass sie den Sightseer leider nochmal extra zahlen müssen, ist sicher keine leichte Aufgabe. Vielleicht sollten die Verantwortlichen das selbst übernehmen. Apropos Selbsttest: Es wäre interessant zu sehen, wie weit die PolitikerInnen im Rollstuhl kommen, wenn sie sich in Richtung Bergisel aufmachen. Denn egal ob von der Tram-Bushaltestelle am Sonnenberghof, wo es steil bergab in Richtung Museum geht oder von der Basilika, wo man den Weg hinaufgehen muss, es ist einfach zu steil, um sicher dort anzukommen. Die Verantwortlichen sollten sich die Situation einmal vor Ort ansehen, denn offensichtlich kennen sie die Gegebenheiten noch nicht. Sonst wüssten sie bereits, dass eine öffentliche Anbindung unumgänglich ist.

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