"Sag's Multi!"
Junge Redetalente im Wiener Rathaus gefeiert

„Sag's Multi!“, Der mehrsprachige Redewettbewerb endet am Sonntag, 26. Juni, mit einer Abschlussfeier im Festsaal. | Foto: Wikipedia/Gryffindor
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  • „Sag's Multi!“, Der mehrsprachige Redewettbewerb endet am Sonntag, 26. Juni, mit einer Abschlussfeier im Festsaal.
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Abschlussfeier von „Sag's Muli!“ im Wiener Rathaus: 410 junge Talente hielten im 13. Durchgang Reden vor Kamera und Publikum zum Leitthema „Wer ist Wir?“ – 39 Sprachen in der Kombination mit Deutsch am Pult. Auch zwei Tirolerinnen waren dabei. 

Mit der Abschlussfeier im Festsaal des Wiener Rathauses und der Auszeichnung der Preisträgerinnen und Preisträgern endete „Sag's Multi!“, der mehrsprachige Redewettbewerb, am Sonntag, 26. Juni 2022. Neben 450 Gästen und mehr als 100 der Finalistinnen und Finalisten mit ihren Begleitungen waren unteranderem Bundesministerin Susanne Raab, Bürgermeister Michael Ludwig, Vizebürgermeister und Stadtrat Christoph Wiederkehr und Arbeiterkammerpräsidentin Renate Anderl vor Ort und gratulierten den jungen Talenten für ihre Bereitschaft, in ihren Reden Position zu beziehen und für ihre Themen in Verbindung mit ihrer Mehrsprachigkeit einzutreten.

Zweisprachige Reden

Bei „Sag's Multi!“ muss in der Rede zwischen Deutsch und einer zweiten Sprache gewechselt werden (Erstsprache oder erlernte Fremdsprache). Dabei waren unter anderem Arabisch, Englisch, Schwedisch, Dari, Bisaya, Vietnamesisch, Farsi, Türkisch und Chinesisch zu hören. Eser Akbaba, selbst mit Deutsch, Türkisch und Zaza dreisprachig aufgewachsen, hat durch die Veranstaltungen der Finalrunde geführt. 

Den Ehrenschutz übernahm zum zweiten Mal Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der sich im Wiener Rathaus via Videobotschaft zu Wort meldet:

"Eure Gedanken und Ideen sind hörenswert und wichtig. Ihr habt euch gegenseitig ermutigt und empowert! Mit jeder Rede habt ihr gezeigt, was euch beschäftigt, was in euch steckt und wer ihr seid. Macht weiter so, macht euch weiter hörbar. Ihr seid Teil einer Generation, die viel bewirken wird, die viel zu sagen hat, und wir hören alle zu!"

"Integration, Diversität und Klimaschutz sind wichtige Zukunftsaufgaben für den ORF. Die jungen Talente, die bei ,SAG’S MULTI!‘ in ihren Reden diese Themen in sprachlicher Vielfalt ansprechen, machen mit aller Deutlichkeit darauf aufmerksam, wie bedeutend diese Zukunftsthemen für die jungen Generationen sind", sagt ORF-Generaldirektor Roland Weißmann. Der Fernsehsender werde auch weiterhin Mehrsprachigkeit und Internationalität fördern und als Rundfunk der Gesellschaft diesen Themen eine große Bühne geben.

Über 25 Stunden Live-Stream

410 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren im November von ihren Schulen nominiert worden. 161 haben es nach einer Bewertung einer Rede in der Vorrunde und einer weiteren Rede in der Hauptrunde geschafft, sich für eine Finalrede zu qualifizieren. 39 Sprachen waren insgesamt in der Kombination mit Deutsch im Wettbewerb zu hören. Der ORF hat an sieben Tagen die Veranstaltungen der Finalrunde übertragen. Mehr als 25 Stunden Live-Stream in der ORF-TVthek aus Graz, Innsbruck, Salzburg, Eisenstadt, St. Pölten und Wien (hier sogar zwei Tage) haben die Bühne für die Rednerinnen und Redner deutlich vergrößert. Die Vielfalt der Reden war groß. „Wer ist Wir?“ war dabei Leitthema für diesen international einzigartigen Wettbewerb, dessen Trägerschaft der ORF seit 2020 hat.

Überproportional oft ergreifen Mädchen die Chance, bei „Sag's Multi!“ ihre Mehrsprachigkeit zu teilen und in ihren Reden Position zu beziehen. Ihr Anteil betrug in diesem Jahr 82 Prozent. 261 der Rednerinnen und Redner war mit ihrer Erstsprache/Familiensprache in der Kombination mit Deutsch angetreten. Die Kombination erlernte Fremdsprache/Deutsch haben 149 Rednerinnen und Redner gewählt, viele von ihnen haben eine andere, dritte, Familiensprache. Damit lag der Anteil von Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit familiärer Zuwanderungsgeschichte geschätzt bei rund 80 Prozent.

Deutsch ist die unverzichtbare Basis

"Deutsch ist für junge Menschen die unverzichtbare Basis für ein chancenreiches Leben in Österreich", sagt Integrationsministerin Susanne Raab. Jede zusätzliche Sprache sei aber ein großer Zusatzgewinn. Sprachen öffnen Türen und verbinden Menschen und Kulturen auf der ganzen Welt. "Genau diese Wertschätzung verkörpert der mehrsprachige Redewettbewerb "Sag's Multi" – und ich freue mich besonders, dass dieses Mal so viele Mädchen teilgenommen haben!" Raab ist es auch ein wichtiges Anliegen, diesen Wettbewerb zu unterstützen. Sie gratulierte den beeindruckenden Preisträgerinnen und Preisträgern von Herzen und wünschte ihnen alles Gute für die Zukunft.

Michael Ludwig, Bürgermeister der Stadt Wien, führte aus: „Mehrsprachigkeit ist ein unglaublicher Schatz, denn Sprachenvielfalt bedeutet immer auch ein Mehr an Chancen. Wir müssen deshalb Jugendliche darin unterstützen, ihre Muttersprache, aber auch möglichst viele zusätzliche Sprachen zu erlernen – und das tun wir auch! Die Stadt Wien – die sich traditionell als eine Bildungs-Hauptstadt sieht – setzt sich bereits seit vielen Jahren für die gelebte Mehrsprachigkeit ein. Gerade die Initiative 'Sag's Multi' beweist, dass Jugendliche, die mehrsprachig aufwachsen, oft nicht nur eine einzige zusätzliche Sprache sprechen, sondern gleich mehrere."

Aussagen der Tiroler Preisträgerinnen

Die 12-Jährige Duru Öztaş aus Innsbruck.
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  • Die 12-Jährige Duru Öztaş aus Innsbruck.
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Duru Öztaş, 12 Jahre alt, englisch-/deutschsprachig, aus Innsbruck:

"Stell dir vor, du respektierst das Geschlecht nicht, welches dich auf die Welt gebracht hat, welches dich erzogen hat, in welches du dich verliebst und welches du heiraten wirst und denkst 'ab in die Küche' zu sagen macht dich zu einem Mann! Nein danke, so einen Mann möchte ich nicht!"

Die 16-Jährige Helin Ağırdan aus Reutte.
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  • Die 16-Jährige Helin Ağırdan aus Reutte.
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Helin Ağırdan, 16 Jahre alt, türkisch-/deutschsprachig, aus Reutte:

"Was ich bis zu meinem 16. Alter gelernt habe, ist, dass es zwei Sichtweisen für Menschen in Not gibt. Einmal die Flüchtlinge, die Ausländer sind und zurück ins eigene Land gehen sollen. Und Flüchtlinge, die Menschen sind, und Solidarität brauchen. Sagen sie mir, liebes Publikum: Wer von uns verdient mehr Menschenrechte als der andere? Egal, wie viel Cent du in der Tasche hast – egal, ob du in Österreich oder in Afrika auf die Welt gekommen bist- egal, welche Hautfarbe- welches Geschlecht, welche Religion du hast – jeder Mensch hat das angeborene Recht auf Freiheit und Sicherheit. Können sie mir eine 100-prozentige Sicherheit geben, dass wir niemals ein Flüchtling sein werden? Seien sie sich nicht so sicher, niemand hätte gewusst, dass eine Krankheit uns jahrelang dazu zwingt, Masken zu tragen. Heute sind wir die Menschen, die in Sicherheit leben, aber was morgen passiert, kann keiner wissen."

"Sag's Multi" wurde 2009 von Peter Wesely ins Leben gerufen. Damals als Generalsekretär des Vereins Wirtschaft für Integration. Organisatorisch und logistisch unterstützt wie in den Vorjahren der Verein Educult – Denken und Handeln in Kultur und Bildung – den Wettbewerb.

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