„Ohne Zivildiener geht nichts mehr“

Foto: Zangerle

INNSBRUCK. Das STADTBLATT hat einen Rundruf bei Organisationen in Innsbruck, die Zivildiener beschäftigen, gestartet und nachgefragt, wie es ihnen ohne Zivis ergehen würde. Dabei sind sich die meisten Organisationen einig: Ohne Zivis geht es nicht. Zumindest nicht, wenn es keinen Ersatz gibt.

Was wäre, wenn es im Bezirk keine Zivildiener mehr gäbe? Das war die zentrale Frage, die den Organisationen gestellt wurde. Die meistgehörte Antwort war dabei: „Das wäre schlecht!“.

Die Johanniter beschäftigten 2010 40 Zivildiener. Wenn die Zivis wegfallen, müsse man entweder diese durch bezahlte Kräfte ersetzen oder Leistungen kürzen. „Wir sind sehr besorgt über die gegenwärtige Diskussion, auch im Hinblick auf das freiwillige soziale Jahr. Dabei wurden nämlich 25 % Effizienzsteigerung angenommen und damit begründet, dass man nicht mehr so viele Kräfte braucht. Ich kann das aber nicht nachvollziehen. Ein Auto fährt nicht langsamer, nur weil ein Zivi hinter dem Steuer sitzt. Man kann nicht 13.000 Zivildiener durch 6.400 Sozialdiener ersetzen und glauben, das geht sich aus. Laut unseren Berechnungen werden 10.000 Personen notwendig sein, wenn das freiwillige soziale Jahr wirklich 12 Monate lang dauert, was auch noch nicht feststeht“, ist Robert Brandstetter, Bundesgeschäftsführer der Johanniter Unfallhilfe, besorgt.

Auch ein wichtiger Aspekt ist, dass etwas mehr als die Hälfte der Zivildiener den Organisationen als ehrenamtliche Mitarbeiter erhalten bleiben. Diese Zahl würde zudem wegfallen.

Arbeitsmarkt würde streiken
Ähnlich ist die Situation beim Roten Kreuz in Innsbruck. Schon jetzt gibt es immer wieder Zeiten, in denen zu wenige Zivildiener zur Verfügung stehen. „Schon dort haben wir gröbere Schwierigkeiten und unsere hauptamtlichen Mitarbeiter müssen erheblich mehr Überstunden leisten“, so Wolfgang Egger vom Roten Kreuz in Innsbruck. Sollten die Zivis wegfallen, würde nicht nur die Kostenfrage für mehr Angestellte ein Problem darstellen, „auch der Arbeitsmarkt streikt. So viele Arbeitskräfte, wie es jetzt Zivis gibt, gibt es auf einen Schlag gar nicht“, weiß Egger, „Außerdem bieten wir den Zivildienern eine gute Ausbildung. Fällt diese breite Masse weg, ist die Ersthelfertätigkeit entsprechend geringer.“ In Sachen freiwilliges soziales Jahr ist Egger skeptisch: „Ich sehe dem kritisch und gespannt entgegen.“

Probleme für kleinere Dienste
Schwierig wäre die Situation aber nicht nur für große Rettungsorganisationen sondern auch für kleine soziale Einrichtungen.

Der Zivil- und Katastrophendienst beschäftigt bis zu drei Zivildiener im Jahr. „Wenn es die Zivis nicht mehr gäbe, müssten wir uns interne Änderungen überlegen. Dieselben Leute müssten mehr Arbeit erledigen, das wäre sicher schwierig zu schaffen. Eine personelle Aufstockung würde notwendig sein. Sonst gibt es keine Alternativen.“

So auch beim Aufbauwerk der Jugend in Innsbruck. Vier Zivildiener pro Jahr übernehmen vor allem Hilfs-, Hol- und Bring- oder Bürodienste. „Ohne Zivis könnte die Berufsvorbereitung nicht so weiter laufen. Man bräuchte mindestens zwei Vollzeitkräfte, das kann ich mir nicht vorstellen“, so Reinhold Krigovszky, Leiter Berufsvorbereitung, Fritz-Prior-Schwedenhaus.

„Die reinste Katastrophe“
Der Bahnhofsozialdienst, der erst kürzlich seinen 100. Geburtstag feierte, hat fünf bis sechs Zivis im Jahr angestellt. Fallen diese weg, ist es für die Leiterin Gertraud Gscheidlinger „die reinste Katastrophe! Einige Dinge sind ohne Zivis undenkbar. Wir zittern schon ein bisschen um unsere Zivis“, so Gscheidlinger.

Nicht so tragisch sieht es das Alten- und Pflegeheim der barmherzigen Schwestern mit dem Heimleiter Peter Hager. Es sei ohnehin sehr schwierig, Zivis für kleinere Einrichtungen zu bekommen. „Bei uns wäre das nicht das ganz große Drama wie bei der Rettung. Wir müssten aber auch mehr Personal anstellen, was sicher eine Kostenfrage ist“, so Hager.

Anders sieht es beim Alpenzoo in Innsbruck aus. Dort gibt es derzeit eine Zivildienststelle. „Die Zivildiener sind schon eine große Hilfe. Als Ersatz jemanden anzustellen, ginge finanziell sicher nicht. Ich will diese Unterstützung keinesfalls missen. Wenn die Zivistelle aber wegfällt, ist es auch kein so großes Problem. Wir müssten eben gewisse Arbeiten hinausschieben.“

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