Paradoxe Wendungen

Bogentheater: Ephraim Kishon | Foto: Bogentheater
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Was sich das Bogentheater in mittlerweile sechs Theatersaisonen an treuer Community aufgebaut hat, das lässt einen jedes Mal aufs Neue staunen. Denn selbst mit einem Autor wie Kishon, der seine große Zeit ja in den Siebzigern hatte, und mit seinem stets menschenfreundlichen Humor heutzutage fast ein wenig retro wirkt, gelingt es ihnen, ein auffallend junges Publikum in ihr kleines feines Theaterwohnzimmer unter den Innsbrucker Bögen zu locken. Doch das Bogentheater tickt ohnehin anders: An diesem Ort ist schon beim Eintreten eine ganz und gar selbstverständliche Wertschätzung und Begeisterungsfähigkeit zu spüren. Etwas, das man sonst wohl nur noch unter Freunden findet. Insofern ist Kishon hier natürlich genau richtig. Denn dieser Meister der paradoxen Wendungen ist die Antithese zum schenkelklopfenden Zynismus unserer Tage. In den satirischen Einaktern, die derzeit im Bogentheater zu sehen sind, löst sich zudem jedwedes moralische Schwarz-Weiß in munteres Kunterbunt auf. Nicht von ungefähr tragen die acht Darsteller/innen einheitlich Schwarz, weil ohnehin jede Figur alle Charakterfarben in sich vereinigt. Und schon hat man Mitleid mit der korrupten Beamtin, die sofort damit aufhören würde, sich bestechen zu lassen, wenn sie von ihrem Gehalt leben könnte. Staunt über den Ehemann, der seine Frau tröstet, gleichwohl er sie zuvor inflagranti ertappt hat. Rauft sich die Haare über den unentschlossenen Handwerker, der den Preis für seine Arbeit partout nicht nennen mag. Beginnt schallend zu lachen, wenn sich der Einbrecher und sein vermeintliches Opfer plötzlich über ihre Magengeschwüre und Nierenleiden unterhalten. Ja, da ist viel Menschenliebe, viel Empathie in Kishons Texten. Mehr noch als das: Kishon zeigt uns unmissverständlich, dass sich selbst in den absurdesten Konstellationen Momente auftun, wo sich Menschen wahrhaftig begegnen können. Schon daher ist dieser Abend, für den Stephanie Larcher-Senn, Jasmin Zuggi Gomig und Margot Leitner verantwortlich zeichnen, unbedingt einen Besuch wert.

Bogentheater: Ephraim Kishon | Foto: Bogentheater
Foto: Bogentheater
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