Pradl: Aufregung um geplante Absiedelung von Mietern durch die IIG

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PRADL. Die Stimmung im Festsaal der Siegmairschule in Pradl ist angespannt. Die Bewohner der Wohnhäuser Langstraße 40, 42, 44 und 46 sowie der Lindenstraße 19 und ebenso die Vertreter der Innsbrucker Immobiliengesellschaft IIG – Geschäftsführer Franz Danler, Geschäftsbereichsleiter Bernhard Matt und Hausverwalter Karl Weizenauer – sind zu einer Mieterversammlung zusammengekommen. Es geht um ein sehr heikles Thema: Noch im Herbst 2015 sollen die rund 150 Bewohner zu Gunsten eines Neubaus aus ihren Wohnungen abgesiedelt werden. Doch das will hier keiner über sich ergehen lassen. Sätze wie "Uns hat keiner etwas gesagt" oder "Niemand hat von Abriss gesprochen" hört man die Bewohner sagen.

Neubau Eichhofblock

Angefangen hat alles im Herbst 2014. In einem so genannten Mieterbeteiligungsprozess versuchte die IIG gemeinsam mit den Bewohnern des Eichhofblocks in Pradl eine Möglichkeit zur Wohnraumneuschaffung zu finden. Dabei gab es drei Optionen: den bestehenden Bau aufstocken, die Grünflächen neu zu bebauen oder ein Ersatzneubau. Bernhard Matt von der IIG: "Aus diesem Prozess ging hervor, dass die meisten Bewohner den Ersatzneubau bevorzugen." Doch die Mieter sind da anderer Meinung: "Es war von Verschönerung die Rede – niemand hat aber jemals etwas von Neubau gesagt!" Weitere Vorwürfe seitens der Mieter lauten, dass zu wenig auf den Mieterbeteiligungsprozess hingewiesen wurde: Lediglich einige Zettel wurden ausgehangen, niemand wurde aber direkt informiert.

Einvernehmen gefordert

"Wir als IIG haben den Auftrag, Wohnraum in Innsbruck zu schaffen", so Franz Danler. "Aber wir suchen mit jedem einzelnen Mieter das Einvernehmen." Dass die Bewohner des Eichhofblocks, von denen einige bereits ihr ganzes Leben lang in diesem Haus wohnen, teilweise sogar dort geboren sind, nun ihre gewohnte Umgebung verlassen müssen, ist bereits fix. Sie werden dann in andere Wohnungen der IIG ausgesiedelt, die beispielsweise in der Reichenau oder in Saggen liegen. Wenn der Neubau des Eichhofblocks abgeschlossen ist, gibt es die Möglichkeit, wieder zurückzukehren – aber dann zu einem höheren Mietpreis.

Vor- und Nachteile des Ersatzneubaus

Die IIG rechtfertigt den Ersatzneubau in der Mieterversammlung mit zahlreichen Vorteilen für die Bewohner. Es werden die Barrierefreiheit, der gute Lärmschutz, die zeitgemäße Heizung und die Schonung der Freiflächen als Vorteile von der Immobiliengesellschaft genannt. Bei der Mieterversammlung kamen jedoch schnell Gegenreaktionen auf: "Ist es nicht billiger, das Bestehende zu sanieren, anstatt alles niederzureißen?" hört man aus den Reihen der Bewohner. Außerdem beschwerten sich die Betroffenen, weil sie aus der gewohnten Umgebung gerissen und sie gezwungenermaßen ausgesiedelt werden. Wenn man dann in die neu gebaute Wohnung zurücksiedeln will, hätte man wiederum die Übersiedlungskosten und noch dazu eine höhere Miete im Neubau zu zahlen, heißt es seitens der Anrainer.

Bewohner werden mit einem Fragebogen nach ihren Wünschen gefragt

Als Erstes erfolgt der Auszug der Bewohner, die mittels Fragebogen nach ihren Wünschen für die Ersatzwohnung befragt werden. Für die Absiedlung werden den Bewohnern einmalig 1.500 Euro bezahlt, wenn selbst übersiedelt wird. Dazu kommt ein nicht rückzahlbarer Zuschuss von 2.000 Euro pro unbefristetem Mietverhältnis. Von Herbst 2015 bis Mai 2016 findet ein Architektenwettbewerb für den Neubau statt. Zwischen Mai 2016 und Mai 2017 erfolgt das Bauverfahren und der Baubeginn wird auf Mitte 2017 geschätzt. Nach einer Bauzeit von rund 1,5 Jahren ist der Eichhofblock-Neubau Ende 2018 fertig gestellt.

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