Prekäre Situation
"Sexarbeit ist auch Arbeit"

Anlässlich zum Internationalen Hurentag am 2. Juni fand bei der Annasäule in Innsbruck eine Kundgebung von iBUS (Innsbrucker Beratung und Unterstützung für Sexarbeiter*innen) statt.  | Foto: Gstir
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  • Anlässlich zum Internationalen Hurentag am 2. Juni fand bei der Annasäule in Innsbruck eine Kundgebung von iBUS (Innsbrucker Beratung und Unterstützung für Sexarbeiter*innen) statt.
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INNSBRUCK. Die Innsbrucker Beratungsstelle für Sexarbeiter*innen (iBUS) kämpft für die Anerkennung von Sexarbeit als Arbeit und fordert ein gesellschaftliches Umdenken im Umgang mit Prostitution. 

Prekäre Situation

"Das Leben der Sexarbeiter*innen in der Coronakrise hat sich, wie bei uns allen, aber vor allem auch bei den Selbständigen sehr verändert. Zudem war es Sexarbeiter*innen aus pandemiebedingten Gründen monatelang nicht erlaubt, ihren Beruf auszuüben"

, sagen zwei Sozialarbeiterinnen von iBUS. Sexarbeit sei eine körpernahe Dienstleistung, daher war sie auch während der harten Lockdowns verboten. Mit den ersten Lockerungen sei es jetzt wieder möglich, für Personen, die Escort oder Hausbesuche anbieten, wieder zu arbeiten, allerdings nur in einigen Bundesländern in Österreich, so die Sozialarbeiterinnen. In Tirol ist Sexarbeit übrigens nur in Bordellen erlaubt, weshalb Sexarbeitende hier auf die Öffnung der Hotel- und Freizeitbetriebe ab dem 19. Mai warten mussten. Viele Sexarbeiter*innen hätten seit Beginn der Pandemie nur 4 Monate gearbeitet und das Geschäft lief pandemiebedingt auch eher schlecht, erläutern die Sozialarbeiterinnen.

Viele sind durch das Sicherheitsnetz gefallen

Die Situation fast aller migrantischen Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter war besonders prekär. 

"Leider gibt es aufgrund vieler gesetzlicher Auflagen und noch immer vorhandenen halb-legalen Strukturen zu viele Gründe, warum Sexarbeiter*innen während der Coronazeit keinen Härtefallfonds (der ja für alle Selbständigen in Österreich eingerichtet wurde) bekommen haben. Viele Sexarbeiter*innen in Bordellen haben keine eigene Steuernummer, weil der/die Betreiber*in die Steuern abführt, weshalb kein Antrag auf den Härtefallfonds gestellt werden konnte"

, kritisieren die Sozialarbeiterinnen. Auch mit der Versicherung gebe es immer wieder Probleme. "Ein großes Problem  war auch, dass man nur mit einem österreichischen Konto einen Antrag stellen konnte, was aber in vielen Fällen nicht vorhanden ist (in Österreich ist es sehr schwer, als Sexarbeiter*in ein Konto zu bekommen)." Die Beratung hätten viele verzweifelte Sexarbeitende in Anspruch genommen, die bald ihr gesamtes Erspartes aufgebraucht hatten, und nicht wussten, wie sie ihre Familien in der Heimat ernähren sollen. "Die meisten Sexarbeiter*innen sind Migrant*innen und versorgen mit ihrem Job hier oft die gesamte Großfamilie in der Heimat. Zusammen mit einer Selbstorganisation von Sexarbeitenden in Österreich haben wir Spenden gesammelt, mit denen wir einigen Menschen helfen konnten." Aktuell sei man sehr bemüht die notwendige Aufklärungsarbeit zu leisten und den Sexarbeitenden zu erklären, dass sie in Österreich selbständig sind, was sie dafür machen müssen und wie sie ihre Steuern selbst abführen können.

"Die meisten gehen leider davon aus, dass der Bordellbetreiber ihr Chef ist, und in vielen Fällen handelt es sich auch eher um einen Scheinselbständigkeit."

Häufige Polizeikontrollen

Die Polizei kontrolliere praktisch wöchentlich die Bordelle. Außerdem würden Sexarbeiter*innen in Österreich alle sechs Wochen auf Geschlechtskrankheiten kontrolliert und müssten ein Gesundheitsbuch mit sich führen. "Als es noch den Straßenstrich gab, wurden die Sexarbeiter*innen oft täglich kontrolliert", erklären die Sozialarbeiterinnen.

Stigma Sexarbeit

"Sexarbeit muss als selbständige Tätigkeit in Österreich möglich sein, ohne Auflagen wie etwa, dass Sexarbeit in Tirol nur in Bordellen möglich ist. Außerdem fordern wir eine Abschaffung der sechswöchentlichen Gesundheitskontrolle, die oft Tür und Tor für behördliche Überwachung und Willkür öffnet", sagen die Sozialarbeiterinnen. Diese Gesetze beruhten auf einer gesellschaftlichen Stigmatisierung, dadurch würden Sexarbeiter*innen entweder als Kriminelle gesehen oder würden zu deren Opfer.

"Wir wollen zeigen, dass Sexarbeiter*innen normale Menschen sind, die einem Beruf nachgehen"

, fordern die Sozialarbeiterinnen von iBUS. Sie wollen, dass Menschen, die sich für diesen Beruf entscheiden, aus welchen Gründen auch immer, diesen sicher und selbständig durchführen können.

Anlässlich zum Internationalen Hurentag am 2. Juni fand bei der Annasäule in Innsbruck eine Kundgebung von iBUS (Innsbrucker Beratung und Unterstützung für Sexarbeiter*innen) statt.  | Foto: Gstir
iBus prangert die gesellschaftliche Doppelmoral im Umgang mit Sexarbeit an. | Foto: Gstir
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