"Stellen wir uns vor: Malala wäre in unserer Klasse!"

Malalas Welt | Foto: NMS Kematen
9Bilder

Sylvia Haaland, Lehrerin für Geschichte und Deutsch an der NMS Kematen, bot unseren vierten Klassen gegen Ende des ersten Semesters eine Begegnung der besonderen Art: Nachdem wir uns über die jüngste Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai (17 Jahre) und ihr wichtigstes Anliegen – Bildung und Frieden für alle – informiert hatten, lud sie zwei Künstlerinnen vom Tiroler Landestheater zu uns ein. Wir sahen die Vor-Stellung, eine mobile Produktion, direkt in unseren Klassenzimmern: “Malala – Mädchen mit Buch”.

WARUM?

Eine Stunde lang ließ uns eine Autorin (gespielt von Heike Claussen), welche für ihren Verlag einen Beitrag über Malala schreiben wollte, ihre Gedanken und Bedenken wissen, wie man so ein gewaltiges Thema in den Griff bekommt! So viele Fragen, intensivstes Recherchieren, so eine Menge an für uns noch neue Fakten zur Familie Malalas, zu ihrer Heimat Afghanistan, zum Attentat, zum Hintergrund der Talibanbewegung – kurz - ein schockierender Vergleich zwischen Schule hier und dort. Eine zentrale Frage stand im Mittelpunkt und fasste alles in einem Wort zusammen: “WARUM?”

Verbotene Zonen im Klassenzimmer

Tafel und Wände unseres Klassenzimmers wurden während der Erzählung immer reicher geschmückt mit Bildern von Malala, ihren Freundinnen und Verwandten, ihr Land (“So schön wie die Schweiz”) und ihre Religion (Islam). Plötzlich wurden diese Bilder wieder heruntergerissen, landeten auf dem Boden, ein Teil unserer Klasse wurde von seinen angestammten Sitzplätzen “vertrieben” und musste sich wegsetzen! “Verbotene Zonen” in unserem Klassenzimmer (!) erlaubten den Schülern nicht mehr dorthin zurückzukehren … Ja, das erlebten auch Malala und ihre Kolleginnen in Afghanistan. So bekommen wir eine Vor-Stellung von einer erschreckenden Wirklichkeit…
Und nun klopft es auch noch an unserer Klassenzimmertür! Niemand denkt auch nur daran zu öffnen, schließlich hängte man ja ein Schild draußen auf: “BITTE NICHT STÖREN”. Ja, sogar die Pausenglocke schwieg an so einem Tag. Keine Unterbrechung war erwünscht. War das Klopfen Teil des Dramas? Ein drittes Mal, lauter, energischer… Niemand öffnete.
Die Autorin kam zum Schluss, dass ihr Stück “Malala – Mädchen mit Buch” heißen sollte. Wir verstanden, dass Taliban um ihre Macht fürchten, wenn alle Kinder Stifte und Bücher, also eine angemessene Bildung, bekämen. Nein, lieber stoppen sie die Bloggerin, die “Verräterin” und schießen Malala in den Kopf! Malala habe dem Täter verziehen, erfahren wir verwundert.

"Ich bin so FREI"

Die Klassentür wird nun doch geöffnet. Eine Mitschülerin kam gerade von einem Arztbesuch zurück, das Mädchen stand zuerst ratlos vor dem seltsamen Schild an ihrer Klassentür. Was sollte sie nun anfangen? Sie tat genau das Richtige, dachte sich vielleicht: “Ich bin so FREI”, und trat ein, einfach weil es ihr Recht ist, hereinzukommen. Selbstverständlich. So hörte sie auch noch dem Rest der Vorstellung zu und beteiligte sich aufmerksam an der anschließenden Diskussion mit der Darstellerin Heike Claussen und ihrer Begleiterin, der Dramaturgin Romana Lautner. Zuletzt wurde das Wort “WARUM?” an der Tafel verwandelt zu “!TUM” - “MUT!” – geschrieben von rechts nach links.
Bevor uns die beiden Künstlerinnen verließen, warfen sie noch einen Blick auf unsere Plakatwand im ersten Stock, welche von meiner Projektgruppe aufgebaut wurde. Briefe an die Heldin, Malalas markantes Gesicht, ihr freundlicher Blick, umrahmt von einem farbenfrohen Tuch. Winkt uns Malala? Ich bin mir sicher, dass ihre Botschaft angekommen ist. Weitere Bilder finden Sie auf unserer Homepage im Link „Projekte Schuljahr 2014/2015“ http://www.nms-kematen.tsn.at/index.php?id=18065

Resümee

Simon Stangassinger D4d NMS Kematen: "Uns hat das Theaterstück sehr gut gefallen. Eigentlich war es eine sehr interessante Mischung aus Theater und Information. Wir Schüler wurden auch aktiv in die Aufführung mit eingebunden, weshalb wir mit Spaß eine Menge über Malala und die Taliban erfuhren. Wir finden es auch wichtig, dass über diese heiklen Themen in Schulen informiert wird, denn - wie Malala gesagt hat - ist Bildung das Wichtigste. In der anschließenden Fragerunde erfuhren wir von den bestens informierten Schauspielerinnen noch viele Details. Wir wissen jetzt viel mehr über den Terror in Pakistan und empfehlen diese Aufführung an alle Schulen weiter!"

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.