Innsbrucker Bäder Geschichten
Teil 2, das Hallenbad Amraser Straße

Das Hallenbad Amraser Straße, der Bau steht unter Denkmalschutz, wurde bei einer Volksbefragung geretettet und platziert sich als Wellness-Bad. | Foto: IKB
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Die BezirksBlätter Innsbruck mit einem zeitgeschichtlichen Spaziergang durch das Angebot der öffentlichen Bäder. Nach der Vorstellung des Baggersees in der Roßau folgt das Hallenbad in der Amraser Straße. Ein Bau unter Denkmalschutz, durch eine Volksbefragung gerettet und ausgerichtet als Wellness-Bad.

INNSBRUCK. Das Hallenbad Amraser Straße wurde in den Jahren 1928/1929 nach Plänen von Fritz Konzert errichtet und steht unter Denkmalschutz. Ein Jahr nach der Öffnung des Schwimmbades zählte man 195.122 Besucher und Besucherinnen. Zweimal pro Tag wurde das Wasser im Gaswerkslaboratorium auf seinen Chlorgehalt geprüft. Das Bad hatte neben dem Schwimmbecken, Brausebäder, Wannenbäder und sogar Massageraum. Otto Degler eröffnete 1934 im städtischen Hallenbad den "Frisiersalon später dann Friseursalon Degler". Der Salon Degler übersiedelte im Juni 2003 in ein 130 m² großes Geschäftslokal, direkt am Leipziger Platz, 50 Meter vom alten Standort entfernt und wurde 2007 wurde 180 m² erweitert. Seit seiner Errichtung wurde das Hallenbad mehrmals adaptiert und saniert. Im Jahr 1968 wurde es westseitig, Richtung Sillfluss, durch eine Lehrschwimmhalle ergänzt.

Teil 1, der Baggersee in der Roßau

Volksbefragung

Nachdem im Jahr 1980 der Abbruch des Hallenbades Amraser Straße in einer Volksbefragung abgelehnt worden war, wurde im März 1981 von den damaligen Innsbrucker Stadtwerken ein Architekturwettbewerb über den zeitgemäßen Umbau des Hallenbades in der Amraser Straße und den Anbau eines 50-Meter-Sporthallenbades ausgelobt – eine Umsetzung erfolgte nicht.

Bauarbeiten vor dem Hallenbad: Am 17. September bzw. 1. November 1962 wurde die neue Gaswerkbrücke mit ihrer Spannweite von knapp 30 Metern für den Verkehr freigegeben. Mittlerweise ist auch der Name „Gaswerkbrücke“ durch die Bezeichung „Friedensbrücke“ ersetzt worden. | Foto: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, NL Familie Mahlknecht
  • Bauarbeiten vor dem Hallenbad: Am 17. September bzw. 1. November 1962 wurde die neue Gaswerkbrücke mit ihrer Spannweite von knapp 30 Metern für den Verkehr freigegeben. Mittlerweise ist auch der Name „Gaswerkbrücke“ durch die Bezeichung „Friedensbrücke“ ersetzt worden.
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"Die am 27. Juli 1980 durchgeführte Volksbefragung hat bei schwacher Beteiligung - nur 9,07% der wahlberechtigten Personen nahmen teil - das auch für uns - allerdings nicht so negativ - erwartete Ergebnis gebracht. Das "Nein" zum Abbruch, also "Ja" zur Sanierung des nur mit großem finanziellen erneuernden Hallenbades Amraser Straße ist sicher nicht aus wirtschaftlichen Überlegungen entstanden, sondern zum überwiegenden Teil wohl auf emotionelle Einstellungen aufgrund der schlechten Fragestellung mit der Verbindung zu einem passenden Hotelbau zurückzuführen. Allerdings muß man den Formulierern der Frage schon auch zugestehen, daß sie damit ausdrücken wollten, daß ein Neubau nur nach dem Verkauf des eventuell frei werdenden Areals realisiert werden kann. ", schreibt der Tiroler Wassersportverein in seiner Chronik zur Abstimmung.

Werbung für das Hallenbad, 1934 eröffnete Otto Degler im Gebäude des Hallenbades seinen Friseursalon. | Foto: Stadtarchiv/Webhofer
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Weiterentwicklung

Aufgrund des Denkmalschutzes konnten bauliche Veränderungen beim Hallenbad nur eingeschränkt vorgenommen werden. Schwere statische Schäden an der Dachkonstruktion erzwangen 2014 eine vollständige Erneuerung des aus dem Jahr 1926 stammenden Flachdaches und führten zu Sanierungskosten von 1,6 Millionen Euro. Aufgrund der zunehmenden Erosion der technischen Anlagen und der desolaten Badeinfrastruktur entschied sich die IKB im Jahre 2015 zur Durchführung einer Generalsanierung.

In den Jahren 2016 und 2017 erfolgten ein Austausch der beiden Schwimmbecken, eine Erneuerung der gesamten Badewasseraufbereitung sowie die Erneuerung und Erweiterung der Saunaanlage  mit einem Kostenaufwand von ca. 4 Millionen Euro.

2019 wurde die neue Saunaanlage um eine Panoramasauna am Dach des Gebäudes, eine FKK-Sonnenterrasse und eine Textil-Sonnenterrasse samt den erforderlichen Sanitäranlagen ergänzt. Im Geschäftsjahr 2021 wurde die FKK-Dachterrasse großzügig mit Grünpflanzen ausgestattet und ansprechend gestaltet. Im 25-Meter-Becken wurde eine sogenannte „Schwimmautobahn“ installiert, die ein rundenartiges Schwimmen ermöglicht und die Kapazität für Dauerschwimmer deutlich erhöht.

Werbung für den Frisiersalon Degler, Innsbrucker Nachrichten, 5. Oktober 1934. Werner Degler und Wolfgang Lunzer arbeien bereits an den Höhepunkten für das 90-jährige Jubiläum der Fam. Degler. | Foto: anno.onb.ac.at
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Wellness-Bad

"Die Positionierung als Wellness-Bad wird durch zahlreiche Schwimmkurse von öffentlichen Schulen, Schwimmschulen und Gruppenveranstaltungen beeinträchtigt. Die Wasserfläche bzw. die Anzahl der Schwimmbahnen des als Sportbad konzipierten Hallenbades Höttinger Au reichen bei Weitem nicht aus, um die Nachfrage nach Trainingsmöglichkeiten  abzudecken", wird im Bäderbericht der IKB festgehalten.

"So beschränkt sich der Schwerpunkt Wellness im Hallenbad Amraser Straße derzeit vor allem auf den Saunabereich sowie auf Tagesrandzeiten, die schulfreien Zeiten und die Wochenenden. Aus der Sicht des  Bäderbetreibers sollte der Schwerpunkt „Wellness/Erholung“ vor allem durch eine Verlagerung der hohen Anzahl an Schwimmtrainings ausgebaut und dadurch der Erholungswert im Schwimmbad erhöht werden. Die Nachfrage und der Bedarf dafür sind jedenfalls gegeben, weil die Gruppe der Senioren und Gesundheitsschwimmer laufend zunimmt und das Hallenbad Amraser Straße dafür bestens geeignet ist.

Laufende Neuerungen erhöhen die Attraktivität des Hallenbades. | Foto: IKB
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Nachhaltigkeit

Mit der Erneuerung des Flachdaches im Jahr 2014 wurde auch die Wärmedämmung im Objekt saniert, womit eine wesentliche Reduktion des Energiebedarfes erreicht werden konnte. In den Jahren 2016 und 2017 folgte die Generalsanierung des Hallenbades Amraser Straße. Dabei wurden die Badewasseraufbereitung, die Heizungs- und eine der Lüftungsanlagen sowie die Verglasung der Saunaanlage und der Lehrschwimmhalle erneuert und damit ein weiterer Schritt zur Senkung des Energieverbrauches gesetzt. Die Erneuerung der Lüftung der 25-Meter-Halle und der Garderoben ist geplant. Das Dach der Lehrschwimmhalle weist statische Mängel auf. Mit der Sanierung dieser Mängel wird auch
eine Verbesserung der Wärmedämmung und eine Reduktion des Energieverbrauches einhergehen. Im Rahmen des EU-Projektes SINFONIA wurden im Hallenbad Amraser Straße innovative Maßnahmen zur Substitution von Erdgas gesetzt. Im Jahr 2019 ist eine sogenannte Power2Heat-Anlage in Betrieb genommen worden, in der kostengünstiger Überschussstrom für die Warmwasseraufbereitung genutzt wird. Die Anlage befindet sich noch im Probebetrieb, sodass dauerhaft gesicherte Einsparungsmengen noch nicht genannt werden können. Mittelfristig ist im Hallenbad Amraser Straße die Errichtung einer Photovoltaikanlage und einer Grundwasserwärmepumpe vorgesehen, welche ebenfalls zur Reduktion des CO₂-Ausstoßes beitragen werden.

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