Jugendliche machen Lehre
Traumberuf in der Gerichtlichen Medizin

Im Labor lernen die Lehrlinge, wie sich Alkohol, Drogen oder Medikamente nachweisen lassen. | Foto: Rüggeberg
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  • Im Labor lernen die Lehrlinge, wie sich Alkohol, Drogen oder Medikamente nachweisen lassen.
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INNSBRUCK. Wer sich im Teenageralter Gedanken über den zukünftigen Beruf macht, träumt vielleicht nicht als erstes von der Gerichtlichen Medizin. Aber genau hier, in der forensischen Toxikologie der Medizinischen Universität, machen drei angehende LabortechnikerInnen ihre Ausbildung. 
Tatjana Arneth, Manuel Raneburger und Patrick Knjisa bereiten eine Blutprobe für die Untersuchung vor. Die Person, von der sie stammt, hatte kürzlich einen Verkehrsunfall. Für die Verhandlung vor Gericht stellt sich die Frage: Stand sie unter dem Einfluss von Alkohol oder Medikamenten? Das klärt die Toxikologie, die Proben auf Giftstoffe untersucht. Die Auszubildenden lernen, wie die Tests funktionieren. 
Nach dreieinhalb Jahren können die jungen "LabortechnikerInnen Chemie" dann mit verschiedenen Verfahren Harn- und Blutproben von Lebenden und Toten untersuchen. Bei letzteren wollen die GerichtsmedizinerInnen häufig wissen, ob eine Überdosis Drogen zum Tod geführt hat. Ob die Probe von einer lebenden oder toten Person kommt, wissen die LabortechnikerInnen in der Regel nicht: Die Glasbehälter mit Flüssigkeit sind durch eine Nummer gekennzeichnet, die keinen Aufschluss darüber gibt. 

Lehrstelle online gefunden

Trotzdem ist die Gerichtliche Medizin eine ungewöhnliche Adresse für eine Ausbildung, wissen auch die Lehrlinge. Tatjana Arneth ist auf die Lehrstelle gestoßen, als sie im Internet nach Ausbildungsadressen für Chemielabortechnik gesucht hat. Zwei Monate nach Beginn ihrer Ausbildung heißt es für sie vor allem: zuschauen. Das sei schon sehr interessant. "Aber es gefällt mir immer noch besser, umso mehr ich machen darf", erzählt sie. Patrick Knjisa gefällt, dass die Arbeit vielseitig ist: "Man arbeitet mit allen Naturwissenschaften zusammen." Manuel Raneburgers Eindruck: "Es ist einfach extrem cool."
Dass aktuell mehr junge Männer als junge Frauen in Ausbildung sind, sei ungewöhnlich, meint Lehrlingskoordinatorin Dr. Birthe Schubert: Meistens seien die Frauen in der Überzahl. Während der Ausbildung können die Lehrlinge die Matura ablegen, so wie Manuel Raneburger, der nach der Ausbildung Mathematik studieren will. Nebenbei möchte er auf jeden Fall in einem Labor weiterarbeiten – "am liebsten bei der Polizei", sagt er grinsend.  

Detektivarbeit im Labor

Ein wenig wie Detektivarbeit ist auch die Blutuntersuchung jede Woche. Die Lehrlinge erhitzen vorbereitete Blutproben, bis sie gasförmig werden. Das Gasgemisch saugen sie dann mit einer dicht verschlossenen Spritze ab und geben es in den sogenannten "Gas-Chromatographen". Dieses Gerät trennt die verschiedenen Stoffe im Gasgemisch voneinander.
Für den Menschen ist aber nicht sichtbar, wo die eine Substanz anfängt und wo die andere aufhört. Deshalb braucht es technische Unterstützung, in diesem Fall: Feuer und ein Spannungsmessgerät. Am Ausgang des Gerätes strömen die Stoffe nämlich über eine 2000°C heiße Flamme. Deren elektrische Ladung ändert sich, wenn ein Stoff über sie geleitet wird. Alkohol strömt nach etwa zwei Minuten an den Ausgang des Gas-Chromatographen. Wenn sich also zu diesem Zeitpunkt die Spannung der Flamme verändert, wissen die Lehrlinge: Die Person, von der das Blut stammt, hat vor dem Unfall etwas getrunken. 
"Alkohol hat man so in ein paar Minuten nachgewiesen", schildert Patrick Knjisa, andere Verfahren dauern aber mehrere Stunden. Geduld und genaues Arbeiten sind da gefragt. Ihm gefällt die praktische Arbeit, dennoch wird er die Abteilung verlassen: Nachdem er bald seine Lehrabschlussprüfung abgelegt hat, will er studieren.

Im Labor lernen die Lehrlinge, wie sich Alkohol, Drogen oder Medikamente nachweisen lassen. | Foto: Rüggeberg
Patrick Knjisa, Tatjana Arneth und Manuel Raneburger machen an der Gerichtlichen Medizin die Lehre zu "LabortechnikerInnen Chemie". | Foto: Rüggeberg
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