„Wir müssen die Tabus brechen“

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INNSBRUCK. Im muslimischen Glauben werden Drogen strikt abgelehnt. Deshalb ist es für viele türkische Familien auch tabu, über solche Themen zu sprechen. Der Verein Milli Görüs will gemeinsam mit der Stadt dieses Schweigen brechen und veranstaltet eine Podiumsdiskussion, die sowohl auf Türkisch als auch auf Deutsch gehalten wird.

Am 13. März organisiert der Verein Interkulturelle Studentenvereinigung – Milli Görüs im Zukunftszentrum eine Podiumsdiskussion über Drogen- und Spielsucht. Am Podium werden dort der Leiter des Landeskriminalamtes Walter Pupp, der Psychiater und Leiter des KH Maria Ebene, Reinhard Haller und der eigens aus Istanbul eingeflogene Zafer Ercan sein. Dieser ist ein junger und in der Türkei berühmter Kriminalbeamter, der auch schon einige Bücher erfolgreich veröffentlicht hat. Jedes Wort der Diskutanten wird dabei simultan von zwei Dolmetschern übersetzt werden.

Problem wird immer größer
Emrah Akaturna stammt aus der Türkei, hat in Österreich Medizin studiert und arbeitet seit 2002 an der Klinik als Neurochirurg. Als früherer Obmann des Vereins Milli Görüs kennt er das Problem der Tabuisierung: „Das Drogenproblem wird immer größer. Wir müssen den Eltern bewusst machen, warum Drogen schlimm sind, was sie bewirken und wie man den Anfängen wehren kann. Denn wenn die Jugendlichen drogenabhängig sind, bekommen sie keine Ausbildung und damit keinen Arbeitsplatz und so entstehen funktionale Ghettos“, so der Obmann.

Probleme bleiben in Familie
„Das Thema Drogen ist in türkischen Familien absolut tabu. Aber nur weil man nicht darüber spricht, löst das das Problem noch lange nicht“, so GR Uschi Waibel (ÖVP), die sich dem Thema Integration angenommen hat und sich für diese Veranstaltung stark macht. Natürlich ist die Tabuisierung nicht nur ein Problem türkischer Familien. In allen Gesellschaften werden solche Probleme vertuscht. Von der Kultur hängt aber ab, wie sehr man die Probleme tabuisiert und wie man sie löst. Bei türkischen Familien sei es oft so, dass die Probleme in der Familie bleiben müssen und sie niemand anderen etwas angehen. „Und weil man nicht darüber spricht, ist der Leidensdruck extrem“, so GR Uschi Waibel.

Stadt unterstützt
Die Integrationsbeauftragte der Stadt Innsbruck, Burgi Troger, steht dem Verein bei seinem Vorhaben zur Seite. „Es ist mir ein Anliegen, den Bann zwischen den Kulturen zu brechen. Eine solche Podiumsdiskussion bietet sich dafür ideal an“, so Toger. 300 Besucher werden für den 13. März erwartet und diese Veranstaltung soll auch nicht die einzige bleiben. Es sei nur ein Auftakt.

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