Neuverpachtung Burghof-Areal in Kematen: Wer erhält den Zuschlag?

Bgm. Rudolf Häusler | Foto: VP-Kematen
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Die Neuverpachtung des Burghof-Areals in Kematen sorgt derzeit für rege Diskussionen in der Melachgemeinde. Das Stift Wilten als Eigentümer der rund 30 Hektar großen Fläche hat die „Qual der Wahl“ zwischen zwei Bietern.

Die Brisanz bezieht die Causa aus der Tatsache, dass es sich bei dem einen Bieter um Christian Ruetz und somit um eine bereits ortsansässige Wirtschafts-Instanz handelt. Als Gegenpart fungiert der Thaurer Gemüsebauer Josef Norz (Schotthof in Thaur), der bereits seit längerem reges Interesse an einer Burghof-Pacht bekundet.

Ruetz vor Ort
Der Meisterbäcker sieht in der Pacht dieser Fläche, die praktisch „vor seinem Bürofenster“ in Richtung Süden liegt, die einmalige Chance, ein Brotgetreideprojekt realisieren zu können. „Ich schaue jeden Tag auf ca. 30 ha Bauernland vor meinem Büro und stelle mir vor, dass auf diesen Feldern Getreide für unsere Bäckerei angebaut und Milch von Kühen dieser Landwirtschaft in unseren Backwaren verarbeitet wird“, beschreibt Ruetz seine Vision. „Diese Form der Kreislaufwirtschaft – organischen Dünger aus dem Stall für Grünland und Getreidebau, beides, wenn machbar, in Bio-Qualität, und die richtige Fruchtfolge auf den Feldern, garantieren eine nachhaltige Bewirtschaftung, die die Böden auch für die Zukunft erhält.“

Verspätetes Angebot
Im Stift Wilten wird nicht verschwiegen, dass das Ruetz-Angebot mit einiger Verspätung eingetroffen ist – nämlich zu einem Zeitpunkt, an dem mit Josef Norz „eine prinzipielle, zukunftsorientierte Einigung erzielt wurde“, so Dr. Klaus Nuener in einer Stellungnahme.

Bereits im Juni 2010 beauftragte die Gemeinschaft der Prämonstratenser im Stift Wilten als Grundeigentümer hochkarätige externe Experten (z.B. die BOKU Wien) mit der Bewertung der möglichen landwirtschaftlichen Nutzungsvarianten – Viehwirtschaft wie bisher, Obstanbau und Gemüseanbau. Parallel dazu wurden zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe persönlich besucht und analysiert, um die Entscheidungsfindung zu unterstützen.

Weiterer Auszug aus dieser Stellungnahme: „Erst vor wenigen Tagen – und erst, nachdem der mündliche Vertrag mit der Fa. Norz bereits abgeschlossen war – wurde ein neuer Nutzungsvorschlag eines interessierten Unternehmens aus Kematen vorgelegt. Trotz der Kurzfristigkeit des Angebotes besteht auch hier die Bereitschaft mit dem Interessenten über die Nutzung bestimmter Flächen zu verhandeln, um mit der letztendlichen Entscheidung einen möglichst breiten Konsens erzielen zu können.“

Präferenzen der Gemeinde
Bgm. Rudolf Häusler macht kein Geheimnis daraus, dass zumindest große Teile des Gemeinderates das Ruetz-Angebot präferieren. Daran ändert auch nichts, dass im Rahmen der vorvertraglichen Gespräche dem Thaurer Unternehmer „massive Auflagen für ein Pachtverhältnis“ auferlegt wurden. „Die Persönlichkeit der beiden Unternehmer spielt dabei keine Rolle“, so Häusler, „schließlich ist auch Josef Norz seit vielen Jahren ein guter Pächter von Kemater Grundflächen. Auf diesem Areal scheint uns aber das Projekt von Christian Ruetz sinnvoller zu sein. Weitere 30 ha dem Gemüseanbau zu widmen, wäre entschieden zu viel. Abgesehen davon befindet sich das Areal in unmittelbarer Nachbarschaft von Schule und Kindergarten. Die Anrainer sind in Sorge – diese Bedenken werden von uns geteilt!“

Die Hoffnung, dass sich der Gemeinderat einstimmig für Ruetz einsetzen wird, will GR Martin Schaffenrath (Unabhängiges Kematen) vorerst nicht nähren. „Ich bin grundsätzlich dagegen, dass sich die Gemeinde in die Vergabe privater Flächen derart einbringt,“ kritisiert Schaffenrath.

Dass es dabei sogar um eine finanzielle Wirtschaftsförderung gehen soll, wird von Christian Ruetz entschieden in Abrede gestellt. „Eine finanzielle Beteiligung der Gemeinde war und ist nicht angedacht – wir möchten das alleine machen. Die Unterstützung bezieht sich rein auf die Art und Weise, wie die Flächen künftig bewirtschaftet werden sollen.“

Bestmögliche Lösung
Obwohl Bgm. Rudolf Häusler nach einem Gespräch mit den Grundeigentümern in der Vorwoche den Eindruck hatte, dass die Pacht bereits fix an Josef Norz vergeben sei – was ihn sehr verwundert habe – soll es noch in dieser Woche eine Arbeitssitzung des Gemeinderates geben, in der dessen Absichten klar und deutlich dargestellt sind. Das Stift Wilten hofft auf eine Lösung innerhalb der nächsten drei Wochen!

Bgm. Rudolf Häusler | Foto: VP-Kematen
Bäckermeister Christian Ruetz | Foto: privat
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