Frei im Theater: Die Bergbahn, Das NEINhorn
Am Berg und im Herzwald

Wenn Natur und Mensch zuschlagen: Ödön von Horváths beklemmend ungeschöntes Volksstück "Die Bergbahn" über diverse Un- und Vorfälle beim Bau der Österreichischen Zugspitzbahn ist im [K2] als Livehörspiel zu erleben.  | Foto: Birgit Gufler
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  • Wenn Natur und Mensch zuschlagen: Ödön von Horváths beklemmend ungeschöntes Volksstück "Die Bergbahn" über diverse Un- und Vorfälle beim Bau der Österreichischen Zugspitzbahn ist im [K2] als Livehörspiel zu erleben.
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Er kannte also nicht nur Geschichten aus dem Wienerwald, sondern auch jene, die sich beim Bau der Österreichischen Zugspitzbahn (wie die heutige Tiroler Zugspitzbahn damals noch hieß) zwischen 1924 und 1926 zutrugen, lebte er doch in jenen Jahren ganz in der Nähe im bayerischen Murnau. Die zahlreichen menschlichen Kollateralschäden, die der erbittert geführte Wettlauf der Pioniere und Geldgeber nicht nur gegen das deutsche Projekt auf anderen Bergseite, sondern insbesondere gegen Wetter und Natur im unwegsamen Felsgelände nach sich zog, hat Ödön von Horváth bereits 1926 in einem Volksstück verarbeitet, das bei seiner Uraufführung in Hamburg allerdings krachend durchfiel.

Beeindruckende akustische Performance

Die modifizierte und 1929 dann unter dem Titel „Die Bergbahn“ sehr erfolgreich aufgeführte Fassung ist nun erstmals als (natürlich gekürztes) Livehörspiel in der Regie von Jonas Knecht im [K2] des Tiroler Landestheaters zu erleben. Daniela Bjelobradic, Florian Granzner, Christoph Kail, Ulrike Lasta und Patrick Ljuboja performen den Text zunächst noch hinter einem durchsichtigen Vorhang (Ausstattung: Elisabeth Vogetseder), ehe sich dann sukzessive und sprichwörtlich der Schleier lüftet. Unterstützt und begleitet werden sie dabei von den perkussionistischen Setzungen von Tirols Ausnahmeschlagwerker und Komponist Chris Norz. Das geht auch deshalb unter die Haut, weil sich die Katastrophen am Berg und zwischen den Menschen über das Rumpeln, Schlagen, Krachen und die sprichwörtlich nachhallende Stille noch viel eindringlicher und unvermittelter erzählen lassen. Horvaths ungeschönter Blick auf die Verhältnisse, seine unverblümte Systemkritik ist von einer geradezu beklemmenden Aktualität. „Solange wir uns selbst belügen und betrügen lassen, solange schlägt uns die Natur. Auf der ganzen Linie“, schrieb er 1929 zu diesem Stück. Da könnte man schon leicht in Resignation verfallen.

Das NEINhorn als Weltschmerz-Gegenmittel
Da empfiehlt sich quasi als Weltschmerz-Gegenmittel Raoul Biltgens „NEINhorn“ in den Kammerspielen. Das sich als kunterbuntes Kinderstück tarnt, aber eigentlich eine liebevolle pädagogische Lehrstunde für den Helikopter-Anhang ist. Denn ob nun Menschlein oder kleines Einhorn: Beide müssen sich irgendwann auf den Weg machen, um für sich selbst und in der Begegnung mit anderen herauszufinden, wozu sie von ganzem Herzen Ja sagen. Die leichtfüßige Spielfreude, mit der Juliana Haider (sie ist das herrlich pinke und widerspenstige NEINhorn), Sara Nunius, Hans Danner und Stefan Riedl einen in die von Regisseurin Paola Aguilera und dem Ausstatterduo Alexandra Burgstaller und Ágnes Hamwas ersonnene Fantasie- und Märchenwelt entführen, lässt den ganzen Wahnsinn im Außen auf der Stelle vergessen.

Wenn Natur und Mensch zuschlagen: Ödön von Horváths beklemmend ungeschöntes Volksstück "Die Bergbahn" über diverse Un- und Vorfälle beim Bau der Österreichischen Zugspitzbahn ist im [K2] als Livehörspiel zu erleben.  | Foto: Birgit Gufler
MIt dem NaHund (Sara Nunius), dem WASbär (Stefan Riedl) und der KönigsDOCHter (re, Hans Danner) findet das pinke NEINhorn (Juliana Haider) schließlich doch noch ebenbürtige Gefährt:innen. 
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