Frei im Theater: (R)Evolution (Kellertheater)
Mit Harari in die Zukunft geblickt
So lange wir über die denkbar schlechtesten Aussichten der vollkommen digitalen Kontrolle durch Gott Algorithmus noch so herzhaft lachen können wie im Kellertheater, bei dem von Fabian Kametz wunderbar ‚analog‘ inszenierten Stück (R)Evolution, besteht doch noch so was wie Hoffnung - auch auf die Gefahr hin, dass man sich während des Theaterabends plötzlich als biokonservativer Naturalist wieder erkennen muss.
Schreckensblick in die digitale Zukunft
Denn mit der vom Haushumanoiden Alecto (Therese Hofmann) für sechs Uhr morgens angeordneten Aussprache mit allen Haushaltsgeräten ist nicht nur für den noch denkbegabten Rene (Edwin Hochmuth) eine Demarkationslinie überschritten, der weitere höchst bedenkliche folgen werden. An der Kreation der nächsten Generation gottgleicher Übermenschen ist die Natur selbstredend nicht mehr beteiligt, dafür aber Dr. Mengele-Verschnitte wie der von Klaus Rohrmoser verkörperte Frauenarzt Dr. Stefan Frank. Dessen Partner Ricky (Wolfgang Hundegger) wär ja am liebsten ein reiner Datenstrom, was ihm wiederum deren Alecto (Katarina Tuija Hauser) schnelltherapeutisch entlockt.
Aufrüttelnd vergnüglich
Die israelische Regisseurin und Autorin Yael Ronen hat gemeinsam mit dem Schauspieler Dimitriij Schad aus den reichlich dystopischen Zukunftsprojektionen ihres berühmten Landsmannes Yuval Noah Harari einen aufrüttelnd vergnüglichen Theaterabend entwickelt, der in kürzester Zeit zum Bühnenhit avancierte. Das im Prolog angekündigte algorithmisch durchoptimierte Theater der Zukunft ließ einen bereits ordentlich schaudern, der Epilog hatte dann fast etwas Versöhnliches. Denn wer kann schon wirklich wissen, wohin diese Reise uns noch führt. Und das ist gut so!
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