Frei im Theater: Das perfekte Geheimnis
Von Nachahmung wird abgeraten
"Wenn´s läuft, dann läuft´s." Schon kurz nach der Premiere waren alle Vorstellungen der aktuellen Westbahntheater-Produktion „Das perfekte Geheimnis“ restlos ausverkauft. Mit „Perfetti Sconosciuti“ – so der Titel des Originalfilms aus dem Jahr 2016 – hat Paolo Genovese ganz offenkundig einen Nerv unserer Zeit getroffen. Der Film war schon in Italien Blockbuster und Kritikererfolg in einem und hat in der Folge sogar einen regelrechten internationalen Remake-Boom ausgelöst. Selbst die von Sabine Heymann übersetzte Theaterfassung erweist sich als Publikumsmagnet – ob nun 2021 in der Josefstadt oder jetzt am Westbahntheater.
Fatales Spiel
Die Inszenierung übernahm dieses Mal Hausherr Konrad Hochgruber – mit einem Ensemble, das sich im Laufe des Abends zusehends frei spielt und in der ausnahmslos jede Figur ihren großen und überzeugenden Auftritt hat. Denn das fatale Spiel bei diesem Abendessen unter Freunden, alle Anrufe entgegenzunehmen und eingehenden Nachrichten laut vorzulesen, erweist sich wenig überraschend nicht nur als Party-, sondern auch als Beziehungscrasher. Wobei Genovese ja einen besonders raffinierten Schluss wählt, der uns zuletzt auch noch enthüllt, warum die Initiatorin des Spiels so gar keine Angst haben musste, selbst aufgedeckt zu werden.
Das Mobiltelefon als Blackbox
"Bis vor 20 Jahren wurden unsere Geheimnisse in uns aufbewahrt," so Genovese über seinen Film. "Heute sind sie in unseren Mobiltelefonen vergraben, die ein wenig zu unseren Blackboxen geworden sind." Selbst wenn wir als Film- oder Theaterpublikum offenbar nicht genug von diesem Stoff bekommen können, von einer Nachahmung dieses Spieleabends werden vermutlich die meisten absehen. Reicht ja schon, wenn aufkommt, dass man die Schwiegermutter gerne ins Seniorenheim verfrachten möchte.
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