Mitterweg 87: "Wir wollen endlich Ruhe"

Berühmt-berüchtigt: Das Haus am Mitterweg 87
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INNSBRUCK. In regelmäßigen Abständen steht dieses Haus im Fokus der Öffentlichkeit: Die Polizei geht rigoros gegen die illegalen Sexarbeiterinnen vor, die sich in diesem Gebäude eiquartiert haben. Mittlerweile sei dieses Problem halbwegs gelöst, meinen die zwei Bewohnerinnen, die das STADTBLATT zu einem Lokalaugenschein geladen haben. "Die verhalten sich ruhig, sonst kriegen sie Probleme", sagt eine von ihnen. Probleme gäbe es mit anderen BewohnerInnen, die sich nicht an die Ruhezeiten halten. Es wird bis tief in die Nacht gefeiert und wenn man sich dagegen wehrt, wird man beleidigt oder bedroht. Die zwei Frauen wollen nicht mit ihrem Namen in der Zeitung stehen – schon jetzt sei ihre Situation unhaltbar. Sie zeigen der Redakteurin eine lange Liste: Sie zeichnen die Ruhestörungen und Beschimpfungen auf. Die Ausländer seien das Problem, die, die sich nicht integrieren wollen. Beim Lokalaugenschein treffen wir einen jungen, afghanischen Mann. Er ist schüchtern und höflich und meint: "Hier ist alles gut", er findet die Situation in Ordnung. "Er ist eine Ausnahme", sagt die Mittvierzigerin, die das Wort im Gespräch führt.

Kleinstwohnungen

In dem Plattenbau mit den vielen Fenstern gibt es 119 Klein- und Kleinstwohnungen. Es ist bekannt: Wer schnell eine Wohnung braucht, bekommt hier eine. 130 Eigentümer (auch Garagenplätze und Kellerabteile) erschweren für die Hausverwaltung Bernhard&Töchter das Herbeiführen von Verbesserungsmaßnahmen für die MieterInnen. Über ein Jahr lang gab es einen Wachdienst: Bei der Eigentümerversammlung vor zwei Jahren haben die Eigentümer – zehn Prozent waren anwesend – aus finanziellen Gründen gegen eine Beibehaltung gestimmt. Die Hausverwaltung sagt abschließend: "Wir können nur einen Appell an die Eigentümer richten, sich mehr mit der Lage zu beschäftigen."

16 qm für 500 Euro

Kaum tritt man durch die Tür, sieht man schon die ganze Wohnung. Zirka 16 Quadratmeter für 430 bis 500 Euro. MÜG und Polizei kennen die Situation vor Ort. Beide Organe weisen jedoch den Vorwurf der Frauen "es kommt niemand, wenn sie Mitterweg 87 hören" zurück. MÜG-Chef Elmar Rizzoli: "Man muss das Gebäude kennen. Wenn jemand in der Wohnung niest, hört es das ganze Haus." Aber mehr Beschwerden als bei ähnlich engen Verhältnissen ortet er nicht. Die Polizei bestätigt, dass es zu einzelnen Beschwerden aus diesem Haus kommt. Jeder Meldung werde nachgegangen und das Gebiet verstärkt bestreift und überwacht. Die Polizei arbeitet die Meldungen nach Dringlichkeit ab: Körperverletzung steht vor Lärmbelästigung. Für die zwei Frauen heißt es abwarten: Sie stehen seit Jahren auf der Liste für eine Stadtwohnung und hoffen, bald umziehen zu können.

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