Bezirke Jennersdorf und Güssing
Wildschweine werden zum Problem-Wild
Milde Winter, reichliches Nahrungsangebot, immer raschere Fortpflanzungszyklen, schwierige Bejagung: Den Wildschweinen in den Bezirken Jennersdorf und Güssing geht es so gut, dass ihre Bestände rasch anwachsen.
Bis 15. Mai wurden im Bezirk Jennersdorf bereits 231 Stück Schwarzwild erlegt. Im gesamten Jahr 2019 lagen zum Vergleich 501 Stück auf der Strecke. "Die Abschusszahl wird heuer am Jahresende deutlich erhöht sein. Die Jagdsaison hat erst begonnen, denn führende Bachen sind geschont", erklärt Bezirksjägermeister Reinhard Knaus.
Steigende Abschusszahlen
Im Bezirk Güssing lag 2018 der Schwarzwildabschuss bei 1.096 Stück, 2019 bereits bei 1.851. "Besonders dicht sind die Populationen im Raum Olbendorf, St. Michael, Deutsch Tschantschendorf und Gamischdorf", weiß Bezirksjägermeisterin Charlotte Klement. Zu den Hot-Spots im Bezirk Jennersdorf zählen die Reviere in Neumarkt an der Raab, Eisenberg und Oberdrosen.
Die höhere Nahrungsverfügbarkeit wirkt sich positiv auf die Populationen aus. Sie setzt das Alter der Geschlechtsreife herab, damit sich erhöht die Anzahl der Frischlinge. Die milden Winter bewirken, dass junge Tiere ohne Probleme durch die kalte Jahreszeit kommen.
Hohe Flurschäden
Mehr Tiere bedeuten auch mehr Flurschäden. Auf der Suche nach Nahrung wühlen die Wildschweinrudel oft großflächig den Ackerboden auf und machen ihn unbrauchbar, es gibt breite Ausfälle bei den Kulturen.
Die Schäden sind zum Teil beträchtlich. Im Bezirk Güssing summierten sie sich im Jahr 2019 auf 168.644 Euro. "In Gamischdorf gab es vor einigen Jahren einen einzigen Fall mit rund 50.000 Euro Schaden", erinnert sich Klement.
Keine Bejagung in Hausnähe möglich
Die Bejagung der Allesfresser stößt aber an Grenzen. "Das Wildschwein als Kulturfolger hat kein Problem, wenn der Lebensraum kleiner wird. Als intelligentes Tier weicht es auch in besiedeltes Gebiet und Hausgärten aus, weil es merkt, dass ihm dort keine Gefahr droht", erläutert Klement. Besonders betroffen seien Streusiedlungen wie Olbendorf, zumal im bebauten Gebiet nicht geschossen werden darf.
Elektrozäune als Schutz
Neben der Bejagung müssen daher auch andere Mittel angewandt werden. So schützen Bauern und Jäger immer mehr Areale mit Elektrozäunen. "In Oberdrosen und Eisenberg gibt es schon 20 Kilometer lange Schutzeinrichtungen, die das Jahr über entsprechend gewartet werden müssen", sagt Bezirksjägermeister Knaus.
Schweinepest ante portas
Etwas ausgedünnter sind die aktuellen Bestände in Teilen des Grenzgebietes zu Ungarn. Das muss aber nicht unbedingt ein Grund zur Beruhigung sein. "Die geringere Zahl an Wildschweinen könnte im Zusammenhang mit der in Ungarn immer wieder auftretenden Afrikanischen Schweinepest stehen", warnt Klement.
"Besonders gefährdete Flächen werden von der Jägerschaft mit Elektrozäunen geschützt. Das ist mit einem hohen Arbeits- und Kostenaufwand verbunden." (Charlotte Klement, Bezirksjägermeisterin des Bezirks Güssing)
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