Arbeitsmarkt
Im Bezirk Jennersdorf herrscht Vollbeschäftigung
Im Bezirk Jennersdorf herrscht seit dem heurigen Mai de facto Vollbeschäftigung. Wie funktioniert das? Harald Braun, Leiter des Arbeitsmarktservice Jennersdorf, erklärt die Hintergründe.
MEINBEZIRK.AT: Was unterscheidet den Arbeitsmarkt im Bezirk Jennersdorf von dem in anderen Bezirken?
HARALD BRAUN: Zum einen sind wir ein typischer Auspendlerbezirk mit vielen, die in der Steiermark in der Industrie arbeiten. Die eigene Industrie im Bezirk bewegt sich auf hohem Niveau. Was bei uns noch zum Tragen kommt, ist die Kleinheit des Bezirks. Es gibt viele persönliche Bekanntschaften und Beziehungen, über die man von offenen Stellen erfährt. Bei den vielen offenen Stellen traut man sich fast gar nicht mehr zu sagen, dass man arbeitslos ist.
Welche Rolle spielt der Arbeitsmarkt in der Steiermark?
Eine sehr große. Unsere Leute pendeln in den Großraum Graz, nach Ilz, Gleisdorf, Fürstenfeld, Feldbach oder Fehring. Derzeit fängt die Autobaubranche noch vieles auf, aber die Zahl der offenen Stellen sinkt wieder. Die Firmen werden wegen der Ukraine-Krise und der möglichen Energiekrise vorsichtiger.
Von Vollbeschäftigung spricht man in Österreich bei einer Arbeitslosenquote von 4 % oder weniger. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass permanent eine gewisse Zahl von Menschen sich in einer Jobwechselphase befinden, in Ausbildung sind oder nicht vermittelbar sind.
Welche Faktoren gibt es noch?
Die allgemeine Teuerung macht für viele Haushalte ein Einkommen noch notwendiger als vorher. Wer Arbeitslosengeld bezieht, bekommt ja kein 13. oder 14, Monatsgehalt, das manches abfedert.
Arbeitslosigkeit im Bezirk Jennersdorf im Jahr 2022
Jänner: 8,0 %
Feber: 6,7 %
März: 5,2 %
April: 4,2 %
Mai: 3,9 %
Juni: 3,9 %
(Anm.: Die Juli-Zahlen werden erst im Laufe des Augusts veröffentlicht, dürften aber im ähnlichen Bereich liegen wie die Vormonate.)
Wie entwickelt sich die offenen Stellen?
Bis Mai hatten wir extrem viele, dann sind sie zurückgegangen. Anfang August hatten wir 198 offene Stellen. Das ist aber immer noch viel mehr als vor Corona. Im Laufe des heurigen Jahres haben wir so viele Arbeitskräfte vermittelt wie nie, um rund zehn Prozent mehr als erwartet.
In welchen Branchen gibt es die meisten offenen Stellen?
Es gibt keinen Schwerpunkt. Es geht quer durch alle Branchen: Produktion, Handel, Gastronomie, Handwerk.
Wie wird sich die S7 auf den Arbeitsmarkt im Bezirk Jennersdorf auswirken?
Das ist noch nicht absehbar. Über das geplante Gewerbegebiet Rudersdorf beispielsweise ist noch immer nichts Konkretes bekannt.
Gibt es trotzdem Entwicklungen, die Ihnen Sorgen machen?
Ja, das ist der relativ hohe Anteil an Langzeitarbeitslosen. Von 390 Arbeitslosen sind aktuell 90 länger als ein Jahr beim AMS, 28 länger als zwei Jahre. Diesem Personenkreis werden wir noch mehr Aufmerksamkeit widmen.
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