Antibiotika-Engpass

"Die Pharma-Industrie hat zu niedrig kalkuliert"

Aktuell geben sich in Kärnten grippale Infekte, echte Grippe und Corona die Klinke in die Hand. Auch wenn es bei Antibiotika einen Engpass gibt, implodiert das Versorgungssystem laut Apothekerkammer nicht.

KÄRNTEN. Aktuell sind Kärntens Apotheker vor allem mit Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Antibiotika konfrontiert. "In den meisten Fällen können wir aber auf andere Hersteller oder Arzneiformen zurückgreifen, etwa Erkältungssaft statt Tabletten anbieten", verrät Hans Bachitsch, Präsident der Kärntner Apothekerkammer: "Nach Rücksprache mit den Ärzten können schnell Alternativen beschafft werden - auch für Penicillin!" Antibiotika werden bei einer Grippe zwar selten verschrieben, "können aber in der Folge benötigt werden, wenn ein bakterieller Infekt hinzukommt. Stichwort: Mittelohrentzündung!" Auch die Knappheit bei anderen Arzneimitteln ist mit anderen Herstellern zum Glück leicht lösbar.

Engpässe am Transportweg

Aufgrund der spürbar starken Erkältungswelle sind Engpässe am Transportweg Thema. Bachitsch: "Bei der Arzneistoffproduktion außerhalb von Europa zeigt sich vor allem der asiatische Raum als Problemkind. Der Weg aus Asien funktioniert leider nach wie vor nicht so gut. Das betrifft generell alle Arzneimittel."

"Masken-bedingter Rebound-Effekt"

Dass die Nachfrage an Antibiotika der saisonalen Erkältungswelle geschuldet ist, liegt auf der Hand. "Vor und während der Pandemie war das nicht so. Das hat bestimmt auch mit der Maskenpflicht zu tun. Unser Immunsystem war zwei Jahre lang nicht so gefordert wie aktuell. Es muss jetzt wieder trainiert werden - ein Rebound-Effekt!"

"Zu niedrig kalkuliert"

Der Präsident der Apothekerkammer betont auch, dass die Arzneimittelhersteller für heuer eindeutig zu niedrig kalkuliert haben: "Die Pharma-Firmen haben nicht mit einer dermaßen starken Welle zum Jahreswechsel gerechnet - wie auch?!"

Abgelaufene Medikamente länger verwendbar?

Ob aufgrund der Knappheit abgelaufene Medikamente länger verwendet werden können, ist in jedem Fall mit dem Arzt oder Apotheker abzuklären. Bachitsch: "Es gibt Fälle, wo das ohne Probleme geht. Das ist aber immer individuell abzuklären und darf nicht zu Hause in Eigenregie entschieden werden!" Online sind übrigens nur rezeptfreie Arzneimittel bestellbar. "Das ist also keine echte Alternative - auch ,Mjam' nicht. Bisher versendet auch erst eine Kärntner Apotheke über ,mjam'. Das System wird erst flächendeckend ausgerollt."

"Pandemie sorgt für Fairness"

Übrigens hatte die Pandemie auch etwas Gutes, wenn man so will. Bachitsch: "Schon am Beginn von Corona hat es Engpässe gegeben - etwa bei Desinfektionsmitteln und FFP2-Masken. Heute wird die Verteilung der Ware vom pharmazeutischen Großhandel fair geregelt. Keine Apotheke des Landes kann sich mehr übermäßig mit bestimmten Mitteln eindecken, behaupten ,das haben nur wir'. Das ist eine gute Sache!"