Landesgericht Klagenfurt
19 Jahre Haft für Mord an Prostituierter

Der 29-jährige Rumäne stand heute vor Gericht. | Foto: MeinBezirk.at
5Bilder

Heute stand jener Mann vor Gericht, der im November 2021 seine Verlobte - eine 29-jährige Prostituierte aus Rumänien - ermordet haben soll. Der Mann zeigte sich geständig. Urteil ist nicht rechtskräftig.

KÄRNTEN. Im Zuge eines Streits soll der heute 29-Jährige mit einem Holzprügel auf seine Verlobte eingeschlagen haben, bis sie ihren schweren Verletzungen erlag. Danach legte er die Leiche vor dem Gebäude der Bezirkshauptmannschaft Villach Land ab. Heute, knapp ein Jahr nach der Tat wurde dem Mann der Prozess gemacht. 

Kantholz präpariert

Die Rumänin war laut Angaben der Staatsanwaltschaft alleine für den Lebensunterhalt des Paares zuständig. Dafür arbeitete sie in einem bekannten Etablissement im Bezirk Villach-Land als Prostituierte. Wegen dieser Tätigkeit sollen die beiden immer wieder in Streit geraten sein. Am Abend des 15. November 2021 eskalierte schließlich eine der Auseinandersetzungen in der Gemeinsamen Wohnung. "Zuerst hat er sie mit dem Aluminiumstiel eines Besens an Beinen und Händen geschlagen", so die Staatsanwältin. "Nachdem der Frau die Flucht ins Badezimmer gelungen war, ging der Angeklagte ins Schlafzimmer und sprang so lange auf dem Bett herum, bis der Lattenrost zerbrach. Mit einer der Sprossen ging er erneut auf seine Lebensgefährtin los. Anschließend holte er ein Kantholz, das er Tage zuvor mit einem gelben Klebeband umwickelt hatte, um es leichter halten zu können. Damit schlug er auf die Frau ein, bis sie halb ohnmächtig geworden ist", so Anklägerin Nicole Sembach. 

Hier soll es zur Tat gekommen sein | Foto: Privat

Opfer geduscht und angezogen

"Danach duschte er die halbtote Frau mit kalten Wasser ab, zog sie im Schlafzimmer an und rief seine Mutter in Rumänien an. Diese riet ihm, die Frau so schnell wie möglich in ein Krankenhaus zu bringen", erklärt die Staatsanwältin. Da die Prostituierte oft in der Bezirkshauptmannschaft Villach Land zu Untersuchungen war, nahm der Angeklagte an, dort auch in jener Nacht auf Ärzte zu treffen. "Er trug die Frau ins Auto, schloss die Wohnung seelenruhig ab", so Sembach und nahm die dritte Tatwaffe, das präparierte Kantholz, mit. Er legte den leblosen Körper der Frau vor dem Amtsgebäude ab und schrie um Hilfe. Während zwei anwesende Mediziner die Frau reanimierten, fuhr der Angeklagte weg und versteckte das Kantholz in einem Gebüsch. "Die Autofahrten können wir rekonstruieren, weil der Angeklagte eine Dashcam im Auto hat, die sich aktiviert, wenn das Auto gestartet wird."

"Rasende Eifersucht"

Der Verteidiger gab an, sein Mandant würde sich voll inhaltlich geständig zeigen. Seine Eifersucht habe ihn an diesem Abend "übermannt", er habe aber versucht, das Leben der jungen Frau zu retten. "Er hat einen Euronotruf abgesetzt, erreichte aber niemanden. Er hat noch in der Wohnung versucht, sie zu reanimieren. Vergebens." Laut eigenen Aussagen will der Angeklagte nicht gewusst haben, welchen Beruf seine Lebensgefährtin ausübte. "Ich wusste nicht genau, was sie dort tat. Ich habe zwei Mal versucht dort reinzukommen. Ich wusste nicht, dass sie sich dort prostituiert." Sie habe ihm auch nie etwas erzählt, um ihn "nicht zu verletzen".

Voll geständig

Unter Tränen bekannte sich der Angeklagte schuldig und ließ den verhängnisvollen Abend vor Gericht noch einmal Revue passieren. Der verhängnisvolle Streit sei an jenem Abend ausgebrochen, weil er seine Freundin verdächtigt habe, Kokain genommen zu haben. Seine Eifersucht und andere Vorfälle, die sich in dieser Woche ereignet hatten, spielten ebenfalls eine Rolle. In seiner Erinnerung waren die Schläge jedoch weniger heftig als es die Staatsanwaltschaft schildert. Er kann sich auch nicht erinnern, das Vierkantholz verwendet zu haben. Dieses habe ohnehin nicht er präpariert, sondern ein Nachbar. "Ich bereue diese Tat sehr." Aufgrund des Geständnisses waren keine weiteren Zeugenaussagen notwendig. Der psychiatrische Sachverständige und die Gerichtsmedizinerin kamen aber noch zu Wort.

Sachverständige: "Keine psychische Störung"

Sachverständiger Walter Wagner: "Ich habe den Angeklagten drei Monate nach der Tat in der Justizanstalt untersucht. Ich habe keine schweren psychischen Störungen diagnostizieren können. Nur eine leichte Anpassungsstörung, als Reaktion auf die Ereignisse. Es gibt Hinweise auf einen schädlichen Gebrauch von Cannabis." Er habe eine Tendenz zu Impulsivität, Stimmungsschwankungen und dramatischen Gefühlsäußerungen festgestellt. "Der Angeklagte war aber trotz Cannabis-Konsums an diesem Abend in der Lage zu erkennen, dass diese Taten strafbar sind."

Der vorsitzende Richter Oliver Kriz. | Foto: Daniel Raunig

Geschworenen fällten Urteil

Nach der Mittagspause wurde noch kurz die Gerichtsmedizinerin, die für die Obduktion des Leichnams zuständig war, angehört. Sie bestätigte, dass die Spuren eindeutig darauf hinweisen, dass der Angeklagte die Frau mit dem Kantholz geschlagen hat. Anschließend zogen sich die Geschworenen zur Beratung zurück. Der vorsitzende Richter Oliver Kriz verkündete das nicht rechtskräftige Urteil: 19 Jahre Haft. Außerdem muss er 15.000 Euro Schadenersatz an den Bruder des Opfer zahlen.

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.