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Naturjuwel Kärnten
Artenschutz durch Hochstamm-Streuobst

In der Streuobstwiese gehen Obstanbau und Artenschutz Arm in Arm. Wie, das erklärt uns Ernst Modritsch.

KÄRNTEN. Mehr als 5.000 Obstsorten gibt es in Kärnten - viele davon, vor allem die alten Hochstammsorten, drohen für immer zu verschwinden. Darunter leidet nicht nur die Sortenvielfalt, viele Arten verlieren damit auch ihren Lebensraum. Ein besonderes Projekt soll dies verhindern. Gemeinsam mit der Naturschutzabteilung des Landes Kärnten engagiert sich Landwirt Ernst Modritsch aus Wurdach intensiv für die Obstbaum-Hochstammpflanzaktion und rückt damit die Bedeutung von Streuobstwiesen in den Mittelpunkt.

Mehr als 100 bedrohte Obstsorten

"In Kärnten hat der Obstbau eine lange Tradition und war immer schon ein zweites Standbein der Bauern. Hochstamm-Obstwiesen bereichern außerdem das Orts- und Landschaftsbild und sie prägen unsere Natur- und Kulturlandschaft. Leider verschwinden immer mehr Sorten aufgrund von Mechanisierung der Landwirtschaft oder wegen Überalterung der Bäume." Modritsch selbst hat rund 250 Hochtstamm-Obstbäume auf mehreren Wiesen verteilt, betreibt zudem eine Baumschule und führt eine Liste der mehr als 100 bedrohten Obstsorten.

Ernst Modritsch im "Kindergarten" seiner Baumschule. Der Wurdacher bewirtschaftet mehrere Streuobstwiesen mit rund 250 Hochstamm-Bäumen | Foto: MeinBezirk.at
  • Ernst Modritsch im "Kindergarten" seiner Baumschule. Der Wurdacher bewirtschaftet mehrere Streuobstwiesen mit rund 250 Hochstamm-Bäumen
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  • hochgeladen von Mirela Nowak-Karijasevic

Auf dem Acker und im Garten

Die Abteilung 8 - Naturschutz finanziert das Projekt "Hochstammpflanzaktion Kärnten", welches Ernst Modritsch umsetzt, seit mittlerweile zehn Jahren und Baumbestellungen können bei ihm eingereicht werden. Bis zu 700 Hochstamm-Obstbäume werden jährlich über das aus öffentlichen Mitteln finanzierte Projekt ausgegeben. "Auch im kleinen Rahmen kann man mit je einem Apfel-, Birnen-, Zwetschken- und Kirschbaum zur Artenvielfalt und Erhaltung von Kleinbiotopen beitragen. Im Idealfall entscheidet man sich für die Hochstammsorten, weil die typischen alten, robusten Obstsorten ein höheres Lebensalter erreichen und daher wertvoll für die Artenvielfalt sind. Aufgrund des hohen Alters können sich über Jahre ausladende Baumriesen mit dicken Stämmen entwickeln, in denen sich Baumhöhlen bilden. Vögel, Fledermäuse, Sieben- oder Gartenschläfer finden in den Höhlen Schutz und können ihren Nachwuchs aufziehen", erklärt Modritsch, der bereits tausende Bäume über das Projekt vermittelt hat.

Der geschützte Wiedehopf ist auf diesen Lebensraum angewiesen. | Foto: Privat

Lebensraum für viele Tierarten

Vor allem bedrohte Tierarten sind auf diesen Lebensraum angewiesen, dazu zählen unter anderem die Vogelarten Steinkauz, Wendehals, Zwergohreule und Wiedehopf. Auch der stark gefährdete und seltene Juchtenkäfer ist auf alte Hochstamm-Obstbäume und Höhlen angewiesen. Bienen, Wespen und Hummeln, Tausendfüßer und Spinnentiere profitieren ebenso von den artenreichen und oft auch blütenreichen Obstwiesen.

Vor dem Frost

Laut Modritsch eignet sich der Herbst am besten, um neue Bäume zu pflanzen. "Die Bäume gehen schön langsam in ihre Vegetationsruhe, dann kann man sie locker aus dem Boden nehmen und über den Winter können sich auf dem neuen Standort die Wurzeln in der Erde verfestigen." Als Landwirt habe man zudem den Vorteil, eine Fläche doppelt nutzen zu können. "Zum einen hat man die Frucht des großen Baumes, zum anderen kann man den Boden bewirtschaften."

Hochstamm-Obstbäume werden bis zu 100 Jahre alt und bieten Vögeln und Insekten einen Lebensraum. | Foto: Privat
  • Hochstamm-Obstbäume werden bis zu 100 Jahre alt und bieten Vögeln und Insekten einen Lebensraum.
  • Foto: Privat
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Was ist zu beachten?

  • Unter Streuobst versteht man hochstämmige Obstbäume, die in Reihen, Gruppen oder als flächige Bestände auf Wiesen oder Äckern locker verstreut angepflanzt sind.
  • Von Hochstammbäumen spricht man ab einer Stammhöhe von 1,60 Meter.
  • Idealerweise befinden sich verschiedene Obstsorten auf einer Streuobstwiese.
  • Um einer Überalterung der Bäume vorzubeugen und die Sorten für die nächsten Generationen zu erhalten, sollten auf einer Streuobstwiese Bäume unterschiedlichen Alters gepflanzt werden.
  • Weitere Infos zum Projekt "Erhalten und Erneuern der Streuobstwiesen" finden Sie unter www.zwergohreule.at.

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