Insolvenzstatistik
Unternehmensinsolvenzen in Kärnten gestiegen

Die Unternehmensinsolvenzen sind um 39 Prozent gestiegen. Die Privatkonkurse in Kärnten auf Vorjahresniveau. | Foto: KSV1870 Insolvenzstatistik
  • Die Unternehmensinsolvenzen sind um 39 Prozent gestiegen. Die Privatkonkurse in Kärnten auf Vorjahresniveau.
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Firmenpleiten nehmen gehörig Fahrt auf: Die Unternehmensinsolvenzen sind um 39 Prozent gestiegen. Die Privatkonkurse in Kärnten sind auf Vorjahresniveau.

KÄRNTEN. Laut aktueller KSV1870 Hochrechnung hat sich die Vorjahresentwicklung im ersten Quartal 2024 fortgesetzt. Seit Jahresbeginn sind in Kärnten 107 Unternehmen von einer Insolvenz betroffen – das entspricht einem Plus von 39 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mit diesem Zuwachs rangiert Kärnten im Bundesländer-Vergleich auf Platz vier. Besonders betroffen sind vor allem die Branchen Beherbergung/Gastronomie, Handel und Bau.

Wirtschaftliche Lage angespannt

Das heimische Insolvenzgeschehen hat in den ersten drei Monaten des Jahres deutlich an Geschwindigkeit zugelegt. Die wirtschaftliche Lage zahlreicher heimischer Unternehmen ist im Jahr 2024 weiterhin äußerst angespannt und das Marktumfeld gestaltet sich vielerorts schwierig. "Der Druck auf die heimische Wirtschaft wächst zunehmend. In Kombination mit den Entwicklungen im Vorjahr ist ein Anstieg im Bereich der Firmenpleiten im ersten Quartal 2024 jedenfalls erwartbar gewesen", erklärt Barbara Wiesler-Hofer, Leiterin KSV1870 Standort Klagenfurt.

Plus bei eröffneten Insolvenzen

Die Insolvenzexpertin analysiert: Plus 76 Prozent bei den Eröffnungen und plus fünf Prozent bei den mangels Vermögens nicht eröffneten Verfahren. "Die Verschiebung hin zu den eröffneten Verfahren ist sehr erfreulich und ein wichtiger Schritt in Richtung mehr Transparenz in der Wirtschaft. Ein eröffnetes Verfahren bedeutet eine geordnete Aufnahme der Schulden, Prüfung auf Anfechtbarkeiten, gleichmäßige Gläubigerbefriedigung, eine Analyse hinsichtlich strafbarer Handlungen und vor allem eine Chance auf Sanierung", hält Wiesler-Hofer fest.

Kärnten auf Platz 4 

Im bundesweiten Durchschnitt sind die Unternehmensinsolvenzen gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um mehr als 27 Prozent gestiegen. Mit Ausnahme von Tirol verzeichnen alle Bundesländer Steigerungen. Kärnten verzeichnet im Bundesländervergleich mit 107 insolventen Firmen und einem Plus von 39 Prozent nach dem Burgenland (+ 83,7 %), Oberösterreich (+ 70,9 %) und Vorarlberg (+ 64,3 %), die viertgrößte Steigerung.

Drei dominierende Betriebe

Nach wie vor dominieren Betriebe aus dem Bereich der Beherbergung/Gastronomie, Handel und der Bauwirtschaft das Kärntner Insolvenzgeschehen. Diese drei Branchen machen die Hälfte aller Unternehmensinsolvenzen aus. Dieses Ergebnis kommt insofern wenig überraschend, da sich die Gastronomie, neben dem Handel und der Bauwirtschaft im Vorjahr zu einem der größten Sorgenkinder der heimischen Wirtschaft entwickelt hat.

Ausblick 2024

Aus Sicht des KSV1870 wird das erste Quartal 2024 puncto Unternehmensinsolvenzen keine Ausnahme darstellen, sondern eher die Regel sein – zumindest was das heurige Jahr betrifft. Die vergangenen Jahre haben nicht nur die Menschen geprägt, sondern auch die Unternehmen. Und was die finanzielle Stabilität der Betriebe betrifft, war das sehr häufig keine positive Prägung. „Als KSV1870 erwarten wir, dass das Insolvenzgeschehen im Jahresverlauf weiter an Fahrt aufnehmen wird“, blickt Wiesler-Hofer in Richtung Jahresende 2024.
Privatkonkurse in Kärnten
Trotz anhaltend großer finanzieller Herausforderungen, die Kärntens private Haushalte weiterhin massiv belasten, ist die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren im ersten Quartal 2024 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres nur geringfügig gestiegen – und zwar um 0,6 Prozent oder umgerechnet einen Fall auf insgesamt 170 Verfahren. "Die Menschen in Kärnten gehen aktuell sehr vorsichtig mit ihrem Geld um. Wenn man bedenkt, dass sich die ohnehin schon angespannte finanzielle Situation vieler Privatpersonen im Vorjahr noch weiter verschärft hat, zeugen die aktuellen Zahlen von einer gewissen Krisenresistenz", erklärt Barbara Wiesler-Hofer, Leiterin KSV1870 Standort Klagenfurt.

Kärnten auf Platz 7

Der bundesweite Anstieg an eröffneten Schuldenregulierungsverfahren spiegelt sich in sämtlichen Regionen wider – mit einer Ausnahme. Das Burgenland verzeichnet mit einem Minus von 43,8 Prozent als einziges Bundesland einen massiven Rückgang bei den privaten Pleiten. Alle anderen acht Bundesländer vermelden Zuwächse. Am deutlichsten fällt dieses in der Steiermark mit plus 11 Prozent aus. Kärnten belegt im Bundesländervergleich mit 170 Fällen und einem Plus von 0,6 Prozent die siebent größte Steigerung.

Steigerung bei Einzelverschuldung

Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres haben sich die vorläufigen Passiva im ersten Quartal 2024 um mehr als 13 Prozent auf 17 Millionen Euro erhöht. Die durchschnittliche Einzelverschuldung in Kärnten pro Fall stieg damit von 88.800 Euro des Vorjahres auf nunmehr 100.000 Euro.

Männer und Selbständige

Laut KSV1870 Analyse gingen in Kärnten durchschnittlich 60 Prozent aller Privatkonkurse im ersten Quartal 2024 auf das Konto von Männern, in 40 Prozent der Fälle sind Frauen betroffen. Im Bereich der ehemaligen Selbständigen (20 %) machen Männer rund drei Viertel der Betroffenen aus.

Ausblick 2024

Wie bereits die vergangenen Monate und Jahre gezeigt haben, entspannt sich die finanzielle Situation der Privathaushalte kaum bis gar nicht. Insbesondere für die einkommensschwächeren Haushalte spitzt sich die Lage mehr und mehr zu. Aus heutiger Sicht erwartet der KSV1870 für das heurige Jahr jedenfalls einen weiteren Anstieg der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren.

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