Nach Abgängen in Tirol
Wie steht es um die Lawinengefahr in Kärnten?

Immer wieder kann man die unfassbare Wucht von Lawinenabgängen beobachten
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In den vergangenen Tagen sorgten gefährliche und leider vielfach tödliche Lawinenabgänge insbesondere in Tirol für Aufsehen. Immer wieder gab es die Frage, wie denn die Situation aktuell in Kärnten aussieht. Wir sprachen mit Filipp Ulbing, 2. Vorsitzender, Alpinreferent und Ausbildungsleiter beim Alpenverein Klagenfurt.

KÄRNTEN. Die Situation in Tirol war dramatisch, die Schicksale der von den Lawinen verschütteten Personen bewegte tausende Menschen. Für unser Bundesland beruhigt Ulbing aber: "In Kärnten haben wir nahezu keine Lawinengefahr. Die Einschätzung bezieht sich aber nie auf das ganze Bundesland, sondern immer auf eine Region oder einen Gebirgszug, da gibt´s teils sehr große Unterschiede." Im Süden, also in den Karawanken und in den Karnischen Alpen, gilt Lawinengefahrenstufe 1. Im Norden, also in den Nockbergen und in der Gegend um Innerkrems herrscht Gefahrenstufe 2. Lediglich in den Tauern ist es laut dem Experten gefährlich, hier herrsche Lawinenwarnstufe 3.

"Leuten fehlt Demut und Zurückhaltung"

Ulbing macht als Ausbildungsleiter auch viele Schulungen beim Alpenverein. Was ihm heuer extrem auffällt: "Die Leute passen teils überhaupt nicht auf, gehen ohne Demut und Zurückhaltung auf den Berg. Ich bin selbst kein Heiliger, fahre etwa auch gerne im Pulverschnee, aber in einer gefährlichen Situation geht das einfach nicht." Diesbezüglich ist der Experte einigermaßen ratlos: "Ich weiß nicht, warum es jetzt so ausartet. Es hat meiner Meinung nichts damit zu tun, dass mehr Menschen in die Berge gehen. Die Opfer sind meist recht gut ausgebildet und gut trainiert."

Warnung vorm "todgeilen Dreier"

Dabei wäre es gar nicht schwer, das Risiko drastisch zu minimieren. Ulbing: "Wenn ich unterhalb von 30 Grad Hangneigung bleibe, und das ist schon sehr steil, vermeide ich 98% aller Lawinen." Noch dazu sollte man besonders die Lawinenwarnstufen beachten. Die meisten Lawinenunfälle passieren nämlich nicht bei den höchsten Stufen, diese schrecken zu sehr ab. Am gefährlichsten ist die Mitte: "In der Alpinsprache nennen wir diese Stufe den ´todgeilen Dreier´. Nach einem starken Schneefall kommen Schönwettertage, die Schneedecke ist labil. Viele sind dann verrückt nach Pulverschnee und Sonnenschein und schalten das Hirn aus", erklärt Ulbing.

Filipp Ulbing ist ein wahrer Experte im alpinen Gelände | Foto: Privat
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Bisher ruhige Saison in Kärnten

Immerhin: Mit Ausnahme der leichten Schwierigkeiten zu Beginn der Saison gab es in diesem Winter in Kärnten (noch) keine nennenswerten Probleme. Laut dem Experten nicht einmal im Gletschergebiet, wo es normalerweise immer ein, zwei Abgänge gäbe. Wie sich die Situation in Kärnten weiterentwickelt, kann schwer vorausgesagt werden. Wie es aussieht, dürfte in den nächsten Tagen zumindest kein Neuschnee hinzukommen.

"Ein bisschen Schnee ist am gefährlichsten"

Aber Ulbing warnt: Am gefährlichsten wäre es, wenn jetzt ein bisschen Schnee, so um die 20 bis 40 Zentimeter, fallen würden. Dieser fällt dann nämlich auf die harte Schneedecke, die jetzt überall in den Kärntner Bergen vorhanden ist - Neuschnee und Altschneedecke verbinden sich aber so ganz schlecht und dann kommt das Ganze ins Rutschen. Die meisten Lawinentoten gäbe es nämlich gerade aus diesem Grund iin schneearmen Wintern.

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