Rücktritt aus Politik
Christian Benger übernimmt kein Mandat im Landtag

Der einstige Quereinsteiger Christian Benger zieht sich nun aus der Tagespolitik zurück und widmet sich neuen Aufgaben. Im Abschiedsinterview zieht der Forstmeister Bilanz und spricht über die "schwarzen Schafe" in der Politik. | Foto: Helge Bauer
  • Der einstige Quereinsteiger Christian Benger zieht sich nun aus der Tagespolitik zurück und widmet sich neuen Aufgaben. Im Abschiedsinterview zieht der Forstmeister Bilanz und spricht über die "schwarzen Schafe" in der Politik.
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Als Quereinsteiger positionierte sich Christian Benger 2014 nicht nur als ÖVP Kärnten-Chef und Landesrat. Nun nimmt der Forstmeister Abschied von der Tagespolitik und zieht im Interview mit MeinBezirk.at Bilanz. Dabei spart er weder mit (Selbst)Lob noch mit Kritik.

Herr Benger, Sie verabschieden sich aus dem politischen Geschehen. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Christian Benger: Bei der Tagespolitik trete ich zur Seite. Der Schritt war einfach: 13 Jahre Interessenspolitik in der Landwirtschaftskammer, vier Jahre Regierungsverantwortung und jetzt fünf Jahre im Landtag, Wirtschaft, Naturschutz- und Energiesprecher sowie Agrar & Regional Ausschussobmann waren spannende Themen. Jetzt widme ich mich neuen Aufgaben.

Bevor wir in die Zukunft blicken, wagen wir einen kurzen Rückblick: Sie waren Quereinsteiger in der Politik. Mit welchem Ziel haben Sie damals die Funktion als Obmann der Kärntner Volkspartei und als Landesrat übernommen?
Mein Ziel war, Kärnten aktiv zu gestalten. Mein Resümee: Etliches ist gelungen. Konkret:
1. die Verfassungsreform etwa. Ich hefte die Reform auf meine Fahnen, es ist gelungen, die gleiche Augenhöhe für alle Kärntner festzuschreiben. 2. Wirtschaft: Erstmals konnte eine kontinuierliche Exportförderung geschaffen werden. 3. Naturschutz: Die Einführung des Entschädigungsparagraphen und die Richtlinien für Natura 2000 Flächen zeigen praxisorientiertes Verständnis für Nachhaltigkeit und Verfügungshoheit über Eigentum. 4. Agrar & Tourismus: Die neue Tourismus Strategie wurde Basis für einen Investitionsschub, wie er bis dato nur in Tirol oder Salzburg bekannt war. Die Initiative "regional ist genial" stärkt die regionalen Wirtschaftskreisläufe. 5. Start-up-Szene: Die junge Szene hat weit über Kärnten hinaus Aufsehen erregt, ein Samen war gelegt.

Auf welche politische Entscheidung sind Sie besonders stolz?
Dass mir für die moderne Kärntner Verfassung gelungen ist, die gleiche Augenhöhe für alle Landsleute sicherzustellen. Der politische Mitbewerb honorierte, nach massivem Bashing, dies mit den Worten: die bessere Lösung.

Vier Jahre lang waren Sie Landesrat. Welche Erfahrungen können Sie aus dieser Ära mitnehmen?
Mit der Kombination aus politischem Gespür, Kreativität, Sachverstand, präziser Argumentation und engagiertem Team ist vieles möglich.

Immer mehr Menschen verlieren das Vertrauen in die Politik, so lautet zumindest das Urteil des Meinungsforschungsinstituts Sora. Wie viel hat Ihrer Meinung nach Ihre Partei, die ÖVP, dazu beigetragen?
Mein politisches Kredo war und ist, Politik aus Überzeugung zu machen. Selbst die erbittertsten Gegner haben mir dies bestätigt. Damit hat man Ecken und Kanten, everybody‘s darling geht nicht, bin ich auch nicht. Das Vertrauen entsteht mit der Geradlinigkeit. Überall gibt es schwarze Schafe. Ich kann jungen Menschen nur mitgeben, sich nicht irritieren zu lassen, sich selbst einzubringen und mit ihrer Überzeugung an der Gestaltung der Gesellschaft mitzuarbeiten. Nörgeln und Jammern ist entbehrlich, anpacken zählt.

Wie beurteilen Sie die Koalitionsarbeit der aktuellen Kärntner Landesregierung?
Die Grundlage war die Vereinbarung, die Peter Kaiser und ich verhandelt hatten. Vieles ist gemeinsam gelungen. Mehr ist immer möglich.

Der Abschied von der Politik bedeutet aber nicht Abschied vom Unternehmertum, oder?
Abschied nehme ich nur aus dem Landtag, denn seit einigen Jahren bin ich Obmann der Kärntner Forstbetriebe, womit ich mich für die Rahmenbedingungen bei der aktiven, nachhaltigen Bewirtschaftung des Waldes einsetze. Als Unternehmer arbeite ich im eigenen Forstbetrieb und berate andere Forstbetriebe als Ingenieurbüro.

Wie hat Ihr Unternehmen die aktuellen Herausforderungen (Inflation, Teuerung, Mitarbeitermangel usw.; Anm) überstanden?
Gut, ich bin stolz, seit langem Mitarbeiter wieder aufgenommen und in Maschinen investiert zu haben. Es stärkt die eigene Produktivität.

Sind Sie zufrieden mit der politischen Krisenarbeit für Bevölkerung und Unternehmen?
Viele Hilfen und Unterstützungen wurden erfunden und gegeben. Manchmal schleicht sich die Sorge ein: hoffentlich wird’s nicht zur Gewohnheit, denn – bei allem Verständnis für die aktuellen Belastungen – Eigenverantwortung ist nicht delegierbar.

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