Digitalisierung
Innovationszentrum "KI4LIFE" hat Zukunft in Kärnten

Dieter Fellner, GF der Fraunhofer Austrian Research, spricht über die Zukunft des Innovationszentrums in Klagenfurt. | Foto: Fraunhofer Austria Research
  • Dieter Fellner, GF der Fraunhofer Austrian Research, spricht über die Zukunft des Innovationszentrums in Klagenfurt.
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Der gebürtige Lavanttaler Dieter Fellner, Geschäftsführer der Fraunhofer Austria Research, verrät im Interview, wie es mit dem Standort in Klagenfurt weitergeht, wie es um Forschung und Entwicklung in Kärnten steht und wie er in diese Branche „gerutscht“ ist.

Seit 2019, also seit knapp zweieinhalb Jahren hat Fraunhofer Austria Research einen Standort in Klagenfurt. Die Kooperationspartner investierten sieben Millionen Euro und sicherten damit das Zentrum auf zumindest drei Jahre. Wie geht es nun weiter, bleibt der Standort?
Dieter Fellner: Fraunhofer KI4LIFE ist definitiv gekommen, um zu bleiben – wir gehen also davon aus, dass der Standort weiterhin erhalten bleibt. Dank der Unterstützung der vielen Partnern aus Kärnten haben wir einen guten Start gehabt und sind in der Lage uns auch über die drei Jahre der ersten Finanzierungsphase hinaus zu finanzieren. Aber wie jede Fraunhofer Forschungseinrichtung müssen wir unsere Aufwendungen durch öffentlich geförderte Forschungsprojekte einerseits und industrielle Auftragsforschung für und mit Unternehmen andererseits finanzieren.

Mit KI4LIFE wird eine Brücke zwischen universitärer Forschung und Industrie geschlagen. Wie genau kann man sich diese Brücke vorstellen?
Das bedeutet, dass wir uns einerseits stark mit der Universität vernetzen und uns stets informiert halten, was an neuen Erkenntnissen und Publikationen im Bereich der Grundlagenforschung dort gerade generiert wird. Dies passiert auch über Mitarbeitende, die sowohl eine Universitäts- als auch eine Fraunhofer-Anstellung haben, ein bewusst gewähltes Beschäftigungsmodell bei KI4LIFE. Auf der anderen Seite sind wir aber kontinuierlich im Gespräch mit Unternehmen und haben offene Ohren für die Herausforderungen und Fragestellungen auf Unternehmerseite. Und diese beiden Seiten bringen wir zusammen und entwickeln so angewandte Lösungen für Unternehmensfragestellungen (mit Fokus auf Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz), unter Verwendung der neuesten und innovativsten Methoden und Strategien.

Sie unterstützen heimische Unternehmer bei der Digitalisierung. Bitte nennen Sie uns einige Projekte, damit man sich ein besseres Bild davon machen kann, was Digitalisierung in dieser Form bedeutet.
Die Unterstützung der heimischen Unternehmen ist uns ein sehr großes Anliegen. Deshalb hat das Förderkonsortium von KI4LIFE einen KMU-Digitalisierungs-Scheck entwickelt, um speziell für Kärtner KMU einen sehr niederschwelligen Start in die Digitalisierung zu unterstützen. Das Angebot umfasst zehn Tage Forschungs- & Entwicklungsleistung (F&E Tage) pro Scheck und es werden sechs Schecks pro Jahr vergeben. Bewerben können sich alle Kärtner KMU über ein einfaches Online-Formular auf der Homepage. Natürlich unterstützen wir dir Unternehmer auch während der Antragstellung. Als Paradebeispiel nennen wir gerne unser Projekt ROMEO mit der FP-Unternehmensgruppe. Es hat mit einem Digitalisierung-Scheck angefangen und mündete in einem Großprojekt, bei dem wir unterstützen dürfen. Gemeinsam forschen wir an digitalen Methoden, um die Feuchte in Dächern zu messen, die Daten online zu bewerten und Diagnosen bzw. Prognosen zu ermöglichen. Damit kann und soll die Nutzungsdauer von Dächern wesentlich verlängert werden.

Wie fällt Ihre Zwischenbilanz nach knapp zweieinhalb Jahren KI4LIFE in Kärnten aus?
Wir hatten – trotz Pandemie – einen guten Start und sehr viel Unterstützung, sowohl von Seiten des Landes und der Stadt Klagenfurt, als auch von Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung, der Universität Klagenfurt und einem Netzwerk an Unternehmen. Auch die Vernetzung mit den lokalen Akteuren im Bereich der Forschung und Entwicklung ist in der kurzen Zeit schon recht gut geglückt. Natürlich ist das erst der Anfang, und uns steht noch viel Arbeit bevor. Der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Forschungsgruppe ist ja ein kontinuierlicher Prozess. Aber auf die aktuellen Projekte mit und für Unternehmen sind wir schon recht stolz. Diese erstrecken sich von der Digitalisierung eines Kinderbuches zum Thema Klimawandel über Datendiagnose und Prognose für Handwerksbetriebe, Unterstützung bei einer Produktentwicklung im Bereich von Virenschutzglas – gerade in Corona-Zeiten sehr wertvoll – bis hin zu einem Forschungsprojekt, in dem wir unser Wissen für die Erhöhung der Resilienz von urbanen Wassersystemen durch Digitalisierung einsetzen. Letzteres wird vom Klima- und Energiefond unterstützt.

Ist aus Ihrer Sicht Kärnten bei Forschung & Entwicklung auf einem guten Weg?
Kärnten hat viel Potenzial und wir freuen uns sehr, im Lakeside Science & Technology Park angesiedelt zu sein. Hier werden unterschiedliche Unternehmen, Forschung und die Universität miteinander verbunden und somit die Zusammenarbeit enorm erleichtert. Die Voraussetzungen sind somit gut, allerdings ist sicher noch viel zu tun. Gerade im Bereich der kleinen und mittelständischen Betriebe sehen wir noch sehr viel Potenzial.

Ihre beeindruckende berufliche Laufbahn ist online abrufbar. Wann und wo haben Sie die Leidenschaft zur Informatik, Forschung & Entwicklung entdeckt?
In der Informatik bin ich eher durch Zufall gelandet. Ich wollte eigentlich Chemie studieren. Mein Chemielehrer am Gymnasium in St. Paul hatte mir aber auf Basis der wirtschaftlichen Entwicklung zu Zeiten meiner Matura empfohlen, mir auch Alternativen zu überlegen. Und nach Chemie kam dann gleich Mathematik – genauer die Technische Mathematik an der TU Graz, die dann im Hauptdiplom eine Vertiefung in Informatik angeboten hatte. Der Spaß an der Forschung wurde dann sowohl durch meine akademischen Lehrer als auch durch meine Kommilitonen geweckt.

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