Gesundheits- und Sozialbranche
Mahnwache für Forderung nach 35-Stunden-Woche

Am Donnerstag organisieren die Betriebsräte der Gesundheits- und Sozialbranche eine Mahnwache mit Lichtermeer in Klagenfurt. | Foto: Pixabay/pixel2013
  • Am Donnerstag organisieren die Betriebsräte der Gesundheits- und Sozialbranche eine Mahnwache mit Lichtermeer in Klagenfurt.
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Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite werden sich nicht einig: 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich für Sozialwirtschaft Österreich gefordert. Am Donnerstag Mahnwache dazu in Klagenfurt.
Gesundheitsreferentin Beate Prettner sieht Bund in der Pflicht.

KÄRNTEN. Stillstand herrscht derzeit bei den Kollektivvertragsverhandlungen der Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ), es handelt sich um 125.000 Beschäftigte. Die Arbeitnehmer fordert eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, für die Arbeitergeber sei dies nicht umsetzbar. Um auf die aktuelle Situation im Gesundheits- und Sozialbereich aufmerksam zu machen, organisieren nun die Betriebsräte im Verhandlungsteam eine Mahnwache mit Lichtermeer – am Donnerstag, 6. Februar, um 17.30 Uhr in der Bahnhofstraße 44 in Klagenfurt (vor dem ÖGB-Haus). 

Gehaltserhöhung für Teilzeit-Mitarbeiter

Ralph Sternjak, Regionalsekretär für Gesundheit und Soziales der GPA-djp Kärnten, begründet die Forderung der Arbeitnehmerseite: "Viele Beschäftigte arbeiten unter massiver körperlicher und emotionaler Belastung und wünschen sich daher mehr Zeit zur Erholung. Die überwiegend weibliche Mehrheit der Mitarbeiter arbeitet in Teilzeit – für sie bedeutet eine Arbeitszeit-Verkürzung eine verdiente Gehaltserhöhung von 8,6 Prozent."

Berufe wären attraktiver

Thomas Finsterwalder, Landesgeschäftsführer von "vida" Kärnten, sieht noch einen Vorteil der Forderung in Bezug auf den vorherrschenden Fachkräftemangel in der Gesundheits- und Sozialbranche: "Die Arbeitszeit-Verkürzung ist ein richtiger und wichtiger Schritt für die Attraktivierung und die Zukunft dieser Branche – mehr Freizeit für Vollzeitbeschäftigte und mehr Geld für Teilzeitbeschäftigte."

Es gibt Potential

Die Arbeitgeber allerdings argumentieren eben auch genau damit, dass eine Arbeitszeit-Verkürzung aufgrund des Personalmangels nicht machbar sei. Das sieht Valid Hanuna, GPA-KV-Verhandler aus Kärnten, nicht so: "Durch die hohe Teilzeitbeschäftigung in der Branche werden Ressourcen vergeudet, das volle Potential an Fachkräften wird nicht ausgeschöpft. Zudem ist durch die Registrierung der Gesundheitsberufe klar geworden, dass allein in der Pflege ca. 20.000 Personen registriert sind, die den Beruf jedoch nicht ausüben. Unsere vehemente Forderung nach Arbeitszeit-Verkürzung auf 35 Stunden pro Woche würde helfen, die Rahmenbedingungen des Berufs aufzuwerten, um auch diese Ressourcen zu lukrieren."

250 Vollzeit-Arbeitskräfte mehr

Auch Kärntens Gesundheitsreferentin Beate Prettner meldete sich zu den Forderungen zu Wort. Kärnten habe es sich zum Ziel gesetzt, bis 2021 die Anzahl der Absolventen der Gesundheits- und Krankenpflegeschule zu verdoppeln. Eine 35-Stunden-Woche würde aber bedeuten, man müsse diese Anstrengungen verdreifachen, man benötige allein in Kärnten rund 250 Vollzeit-Arbeitskräfte zusätzlich. "Und das geht sicher nur mit dem Bund als Zugpferd", so Prettner. Prettner fordert von ÖVP und Grünen, angekündigte Ausbildungsmaßnahmen "schnellstmöglich umzusetzen". 

Pflegeausbildung nur "privat"

Eine vergebene Chance sei laut Prettner das Nein der ÖVP dazu, an berufsbildenden höheren Schulen einen Pflegeausbildungszweig zu etablieren. "Ich habe im Vorjahr bei der Gesundheitsreferenten-Konferenz einen entsprechenden Antrag eingebracht. Dieser wurde von allen Bundesländern einstimmig angenommen. Unverständlicherweise wurde er vom ÖVP-Bildungsministerium abgelehnt."
Nun dürfe man Pilotprojekte an privaten Schulen starten, doch das Geld dafür muss von den Ländern kommen. Sie kritisiert: "Ausschließlich jene Schulen dafür zu bestücken, die Privatschulen sind, ist kurzsichtig und offensichtlich ideologisch motiviert. Genau das ist etwas, was in der Pflegepolitik nichts verloren hat."

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