Corona-Krise
Massive Umsatzrückgänge im Kärntner Handel

Der Handel wurde hart von Covid-19 getroffen: Nikolaus Gstättner, Raimund Haberl und Wolfgang Ziniel (von links) warfen einen Blick auf das erste Halbjahr 2020.
  • Der Handel wurde hart von Covid-19 getroffen: Nikolaus Gstättner, Raimund Haberl und Wolfgang Ziniel (von links) warfen einen Blick auf das erste Halbjahr 2020.
  • hochgeladen von Vanessa Pichler

Umsatzrückgang von 3,6 Prozent im ersten Halbjahr im Kärntner Handel. Auch Beschäftigungsrückgang ist außerordentlich hoch. Momentan gibt es erste Signale einer Normalisierung. 

KÄRNTEN. Über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Kärntner Handel informierten heute Wolfgang Ziniel von der KMU-Forschung Austria, Raimund Haberl, Obmann der Wirtschaftskammer-Sparte Handel, und Sparten-Geschäftsführer Nikolaus Gstättner im Rahmen einer Pressekonferenz. Das erste Halbjahr 2020 wurde beleuchtet. 
Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 beträgt der Umsatzrückgang 2020 3,6 Prozent (Halbjahresumsatz: 2,1 Milliarden Euro brutto). Ein Minus von 2,5 Prozent verzeichnet man bei den unselbständig Beschäftigten, per 30. Juni 2020 gab es 20.300 Mitarbeiter im Einzelhandel.

Vorteile für Online-Handel

"Das sind massive Rückgänge", so Ziniel. "Einen Vorteil hatten jene, die im digitalen Verkauf tätig sind. Doch ihre Steigerungen konnten die stationären Verluste nicht auffangen", sagte Haberl. Nicht nur der Lockdown habe dem Handel schwer zugesetzt, auch durch die schrittweisen Lockerungen konnte das Niveau von "vor Corona" nicht erreicht werden. Das Ostergeschäft ist auch ausgefallen.  

Umsatz-Entgang im März und April enorm

Nach einem soliden Ergebnis von Jänner 2020 (plus 3 Prozent zum Jänner 2019) und einem guten im Februar (plus 7,6 %), brachen die Umsätze über alle Branchen hinweg im März und April komplett ein – um 15,8 bzw. 15,6 Prozent. Der Umsatz-Entgang im März und April beträgt rund 100 Millionen Euro (netto). "Eine leichte Erholungstendenz mit einem Plus von 2,5 Prozent gab es im Mai", so Ziniel. Im Juni betrug das Minus 1,3 Prozent – erklärbar durch einen besonders guten Juni 2019.
"Ohne den Lebensmittel-Einzelhandel sind die Rückgänge im März und April allerdings doppelt bis dreimal so hoch", gab Ziniel zu bedenken.

Der Online-Einzelhandel konnte diese Verluste nur ganz wenig auffangen. Nimmt man jene her, die ihre Produkte ausschließlich online anbieten (Pure Player), geht man bei ihnen von einem Plus von 30 Prozent im ersten Halbjahr 2020 aus. 

Deutliche Branchen-Unterschiede

Die enorme Heterogenität des Handels werde bemerkbar, wenn man sich die deutlichen Branchen-Unterschiede ansieht. Während der Lebensmittel-Einzelhandel deutlich zulegen konnte, litten besonders die Branchen Mode sowie Uhren und Schmuck. Auch die Sporthändler wurden von der Krise stark erfasst, momentan läuft es aber ganz gut – vor allem aufgrund des Fahrrad- bzw. E-Bike-Booms. Ganz gut durch die Krise kamen bisher die Baumärkte.

Umsatzrückgänge bei 54 Prozent der Geschäfte

Mit Umsatzrückgängen hatten im ersten Halbjahr also 54 Prozent der Geschäfte zu kämpfen, 19 Prozent mit einer stabilen Entwicklung und 27 Prozent verzeichneten sogar Umsatzzuwäche im Vergleich zu 2019.
"Die Hälfte der Unternehmen benötigt für einen gewinnbringenden Geschäftsbetrieb zumindest 80 Prozent der Umsätze von ,vor Corona'", bemerkte Ziniel.
Heuer gingen ca. 500 Beschäftigte im Handel verloren – im März war es ein Minus von 5,3 Prozent, im April von 6,1 Prozent und im Mai von 4,5 Prozent. 

Insolvenzen werden ansteigen

Covid-19 hinterlässt also deutliche Spuren im Einzelhandel. Man rechnet damit, dass der Handel zu den Top 3 Betroffenen gehört – neben Tourismus und Kulturbereich. Aktuell gibt es jedoch erste Signale einer Normalisierung. Trotzdem rechnet man für Ende 2020 bzw. Anfang 2021 mit einem deutlichen Anstieg an Insolvenzen, wenn die Stundungen bei Finanzamt und Krankenkassen ablaufen bzw. Übergangsfinanzierungen auslaufen.

Erwartungen der Einzelhändler

Die KMU-Forschung Austria hat sich diesmal auch angesehen, was Konsumenten im Internet zu bestimmten Zeiten gesucht haben. Begriffe aus dem Bekleidungshandel wurden nach dem Lockdown kaum noch "gegoogelt", während jene aus dem Lebensmittelhandel und auch aus dem Bereich Bau- und Heimwerkermärkte stark nach oben gingen. 
Man befragte die Einzelhändler auch, welche Erwartungen sie für das zweite Halbjahr 2020 haben – im Vergleich zum ersten. Sechs von zehn rechnen mit einer Stabilisierung (stabiler Geschäftsverlauf), 30 Prozent erwarten weitere Umsatzrückgänge und nur zehn Prozent Verbesserungen. 

Zur Sache: Fakten zum Kärntner Handel

  • In Kärnten gibt es rund 10.000 Handelsunternehmen.
  • Rund 40.000 Personen sind im Kärntner Handel beschäftigt – ein Viertel aller unselbständig Beschäftigten.
  • 99,9 Prozent der Unternehmen im Handel sind KMU (kleine und mittlere Unternehmen).

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.