AK-Konjunkturumfrage
Qualifizierungsmaßnahmen sind eine dringende Notwendigkeit

Die verordneten Gesundheitsmaßnahmen aufgrund von Corona halten auch die Wirtschaft fest im Griff. | Foto: pixabay/PhotoMIX-Company

Die Arbeiterkammer führte in Kooperation mit dem Joanneum Research auch dieses Jahr wieder eine Umfrage zur wirtschaftlichen Lage in Kärnten durch. Das Ergebnis: Eine dramatisch schlechtere Lage als in den Vorjahren. Die Arbeiterkammer Kärnten fordert daher wirtschaftspolitische Aktivitäten von Bund und Land, wie zum Beispiel Qualifikationsmaßnahmen.

KÄRNTEN. An der jährlichen Konjunkturerhebung der AK-Kärnten gemeinsam mit dem Joanneum Research nahmen dieses Jahr 234 Betriebsräte aus allen Branchen teil. Diese repräsentieren rund 52.000 Arbeitnehmer in Kärnten. Das Ergebnis zeigte, dass die Betriebsräte die Wirtschaftsentwicklung dramatisch schlechter ausfällt als in den Vorjahren: „Bei der Entwicklung der Auftragslage überwiegen stark die negativen Erwartungen. Die Auftragseinbrüche betreffen so gut wie alle Branchen." erklärt Eric Kirschner, wissenschaftlicher Begleiter der Studie des Joanneum Research.

Dienstleistungssektor besonders betroffen

Was in der derzeitigen Pandemie-Situation nicht überrascht: „Im Dienstleistungssektor verzeichnen der Tourismus- und Freizeitbereich sowie Teile des Handels stark rückläufige Erwartungen der Betriebsräte“, so Kirschner und fügt hinzu: „Der produzierende Bereich überwiegt in der Konjunkturstudie. Hingegen konnte Tourismus und Gastronomie nur teilweise abgebildet werden, was die Tiefe der Krise in der Studie aber nochmals verschärfen würde“.

Qualifizierung von Arbeitslosen

In der Umfrage wurde zudem erhoben, wie die Betriebsräte die Situation im Personalwesen einschätzen. Der Anteil, der mit dem Aufbau von Personal rechnet, geht von 57 auf 45 Prozent zurück. 23 Prozent gehen von einem Abbau von Arbeitsplätzen aus. Zwar konnte durch die Kurzarbeit einige Kündigungen verhindert oder diese zumindest reduziert werden, jedoch liegt die Zuwachsrate an Arbeitslosen österreichweit bei 27,5 Prozent. Daher – so erklärt Günther Goach, Präsident der AK – sind tiefgreifende Maßnahmen wie die Qualifizierung von Arbeitslosen wichtig.

Fehlende Fachkräfte

Ein weiteres wichtiges Thema der Studie betrifft den Facharbeitermangel. Dieses Problem bleibt wie in den Vorjahren stark ausgeprägt. Ein Drittel der Befragten haben an, offene Stellen nicht mit Fachkräften besetzen zu können. Besonders problematisch ist diese Situation im Bauwesen und in der Gastronomie. Was die Lehrlingsausbildung betrifft, ist diese hingegen durch die Corona-Krise kaum beeinträchtigt. Nur elf Prozent der Betriebsräte rechnen mit Auswirkungen auf die Lehrlingsausbildung.

Investitionsvorhaben rückläufig

Rund ein Viertel der Betriebsräte gibt an, dass geplante Investitionen durch Corona beeinträchtigt wurden. Ein echter Einbruch wird jedoch nicht erwartet. Rückläufig sind vor allem Investitionen in bauliche Maßnahmen und Maschinen, Umweltschutz sowie Forschung und Entwicklung. Die Entwicklung des restlichen und kommenden Jahres wird durch viele Faktoren bestimmt. Unsicherheitsfaktoren sind: eine mögliche Insolvenzwelle, ein neuer Lockdown, Reisebeschränkungen, Verfügbarkeit eines Impfstoffes sowie der internationale Handel. Die Corona-Krise hat auch den Umstrukturierungsprozess vor allem in Richtung Digitalisierung beschleunigt.

Maßnahmen setzen

Um die Krise zu überwinden sind umfangreiche wirtschaftspolitische Aktivitäten von Bund und Land notwendig. Wichtig sind vor allem eine Stärkung der privaten Nachfrage und Konjunkturimpulse durch die öffentliche Hand. Zudem muss ein weiteres Ansteigen beziehungsweise die Verfestigung der Arbeitslosigkeit nachdrücklich verhindert werden. Die Arbeiterkammer fordert daher folgende Maßnahmen:

  • Qualifikationsmaßnahmen: Um in allen Branchen gut qualifizierte Mitarbeiter zu erhalten
  • Investitionen in den zweiten und dritten Arbeitsmarkt
  • Entwicklung von Instrumenten für die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt
  • Erhöhung der Nettoersatzrate beim Arbeitslosengeld auf 70 Prozent
  • Aufstockung des AMS-Personals in Kärnten, um die Vermittlungstätigkeit zu verbessern
  • Ausbildungsprogramme für Jugendliche
  • Ausbau des öffentlichen Verkehrs zur besseren Erreichbarkeit und Mobilität
  • Für Menschen über 45 Jahre: Schaffung von gemeinnützigen und kommunalen Arbeitsplätzen
  • Investitionen in zukunfts- und systemrelevante Wirtschaftsbereiche (Gesundheit, Pflege, Kinderbetreuung, Umwelt, Klima und weitere).

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