Lockdown Verlängerung
„Unsere Branche befindet sich im Schockzustand"

Von Kärntens Hotellerie, Gastronomie sowie Sport- und Freizeitbetrieben ist weiterhin Geduld gefordert. | Foto: freepik/wirestock
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Ratlosigkeit, Wut, Zukunftsängste: Die Lockdown-Verlängerung hat Kärntens Hotellerie und Gastronomie unter Schock gesetzt. Auch die Sport- und Freizeitbetriebe trifft die Verlängerung besonders. Gefordert werden nun eine durchdachte Impfstrategie des Landes und rasche Wirtschaftshilfen durch den Bund.

KÄRNTEN. Für die Gastronomie und Hotellerie geht das Warten weiter. Ein weiteres Mal müssen Mitarbeiter vertröstet, Vorbereitungen verschoben und Gäste informiert werden. „Damit ist das Worst-Case-Szenario eingetreten. Die Enttäuschung ist groß, es herrschen große Stille und Leere. Unsere Branche befindet sich im Schockzustand“, beschreibt Josef Petritsch, Obmann der WK-Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft, die Stimmung in den Betrieben. „Dieser Totalausfall ist für unsere Saisonbetriebe besonders bitter, nachdem schon die letzte Wintersaison frühzeitig beendet werden musste“, so Petritsch.

Hotellerie besonders betroffen

Speziell für die Hotellerie sei es ein schwerer Schlag, sagt Sigismund E. Moerisch, Obmann der WK-Fachgruppe Hotellerie: „Der Februar ist für unsere Betriebe nicht nur einer der wichtigsten Monate in der Wintersaison, sondern spielt auch im Jahresschnitt eine entscheidende Rolle: Mehr als sieben Prozent der jährlichen Nächtigungen werden im Februar erzielt.“ 

Rasche und unbürokratische Hilfe

„Wenn man die heimische Tourismuswirtschaft in all seiner Vielfalt erhalten will, wird es jetzt rasche und unbürokratische Hilfe geben müssen“, fordert Petritsch. Zwar wurden erste Wirtschaftshilfen zugesagt, diese werden jedoch eher ein Tropfen auf dem heißen Stein sein. „Was wir jetzt brauchen, ist ein umfassendes Rettungspaket für die Tourismusbetriebe. Viele Betriebe stehen bereits mit dem Rücken zur Wand“, bringt es der Spartenobmann auf den Punkt. Man hat gehofft, dass bei einer Lockdown-Verlängerung auch der Umsatzersatz für behördlich geschlossene Betriebe verlängert wird. Der angekündigte 30-prozentige Ausfallsbonus müsste nun flott ausbezahlt werden – und bereits mit Jänner starten, und nicht erst mit Februar. Zusätzlich sind auch bereits bestehende Maßnahmen wie Kurzarbeit, Umsatzersatz und der Fixkostenzuschuss II schneller auszubezahlen, betont Petrisch: „Das Geld muss insgesamt rascher bei den Betrieben ankommen. Der Tourismus ist in normalen Zeiten eine Cash-Cow für den Staat und sorgt für sprudelnde Steuereinnahmen. In der aktuellen Ausnahmesituation brauchen jetzt die Betriebe Hilfe!“

Klarer Fahrplan bis Sommer

Tempo fordert auch Stefan Sternad, Obmann der WK-Fachgruppe Gastronomie ein: „Wir wollten unsere Betriebe jetzt unbedingt öffnen, weil wir uns als Teil der Lösung und nicht als Teil des Problems sehen. Aber jetzt geht es darum nach vorne zu blicken.“ Ein klarer Planungshorizont und eindeutige Rahmenbedingungen seien für die Betriebe nun zur existenziellen Frage geworden: „Wir erwarten uns jetzt einen Fahrplan bis Sommer. Mit den geeigneten Maßnahmen und Sicherheitskonzepten muss es möglich sein, im Frühsommer wieder durchzustarten und auch kleinere, private Feiern in den Gastronomiebetrieben wieder zu ermöglichen.“ Wenn es dafür nicht jetzt die Zusage der Politik gebe, könne man nicht mit der Planung starten. „Und das wäre sowohl für die Gastronomie als auch für die Veranstaltungswirtschaft und unsere vielen Zulieferbetriebe kaum zu verkraften“, warnt Sternad.

Perspektive für Wiedereröffnung

Der verlängerte Lockdown trifft Kärntens Freizeit- und Sportbetriebe besonders hart. Denn im Gegensatz zur Gastronomie und Hotellerie gibt es für diese Branche aktuell keine Perspektive für die nächsten Wochen. Wir brauchen dringend eine Perspektive und einen ungefähren Zeitrahmen“, sagt Andy Wankmüller, Fachgruppenobmann der Kärntner Sport- und Freizeitbetriebe. Gefordert wird zumindest eine klare Aussage darüber, wann Sport- und Freizeitbetriebe wieder öffnen können. Eine wesentliche Unterstützung der Freizeitbranche wäre die Mehrwertsteuersenkung auf fünf Prozent analog zu Gastronomie, Hotellerie und den Kulturbetrieben. „Es ist völlig unverständlich, warum dies nicht für die gesamte Tourismuswirtschaft gelten sollte. Wir fordern hier eine Gleichstellung, so dass auch unsere die Betriebe 5-Prozent-Mehrwertsteuerregelung nutzen können“ so Wankmüller. „Die Sport- und Freizeitbetriebe leisten auch einen wesentlichen Beitrag zum sozialen Leben und zur Gesundheitsprävention. Das Einhalten von Abständen oder anderen Corona-Regelungen ist dabei kein Problem“, fügt der Fachgruppenobmann hinzu.

Durchdachte Impfstrategie

Um die Infektionszahlen in den Griff zu bekommen, erwarte sich die Tourismuswirtschaft nun ein konsequentes Einhalten der Corona-Maßnahmen durch die Bevölkerung sowie eine durchdachte Impfstrategie von der Politik. Handwerkliche und organisatorische Fehler dürften nun nicht mehr passieren. Die Wirtschaftskammer wird jedenfalls die Mitgliedsbetriebe wieder mit vollem Engagement auf allen Ebenen unterstützen und auf die Phase nach dem Lockdown vorbereiten. „Entscheidend wird sein, dass wir im März wirklich wieder durchstarten können. Alles andere wäre ein Fiasko“, so Petritsch. Auf ein Durchstarten hoffen auch die Freizeit- und Sportbetriebe: „Wir haben bereits vor dem Lockdown bewiesen, dass wir auch mit Corona-Auflagen gut arbeiten können. Unsere Kunden wissen das und werden gerne wiederkommen, sobald uns die Politik die Möglichkeit dazu gibt“, so Wankmüller.

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