SHV Kirchdorf
Sich wie zuhause fühlen - mit dem Pflegemodell Böhm

Teammitarbeiter und Bewohnerinnen des Wohnbereiches Panorama vom BAPH Kirchdorf | Foto: Wolfinger
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Der Sozialhilfeverband Kirchdorf betreibt vier Bezirksalten- und Pflegeheime (BAPH) und ist mit rund 400 Bediensteten ein großer Arbeitgeber in unserem Bezirk. Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind willkommen. Die Leiterin des Wohnbereiches Panorama im BAPH Kirchdorf, Frau Natascha Wöhry, berichtet über Aufstiegsmöglichkeiten für Ein- und Umsteiger und das Pflegemodell Böhm - das derzeit im Bezirk Kirchdorf einzig in ihrem Wohnbereich umgesetzt und nun erneut zertifiziert worden ist.

KIRCHDORF. Vor zwanzig Jahren hat Frau Wöhry eine Ausbildung zur Pflegehelferin absolviert, machte im Anschluss eine Ausbildung zur Altenfachbetreuerin und nebenberuflich danach noch das Diplom zur Krankenpflegerin. "Rückblickend ein schönes Beispiel für die vielen Möglichkeiten, sich im Pflegeberuf verwirklichen zu können," sagt die Wahloberösterreicherin und möchte mit ihrer Geschichte anderen Menschen Mut machen, den Schritt in diesen Beruf zu wagen - auch im zweiten Bildungsweg.

Erste Zertifizierung 2018

Das "Modell der Seelenpflege", wie das Pflegemodell nach Böhm auch genannt wird, hat in den letzten Jahrzehnten international viele Anhänger gefunden. Seit 2014 wird es nun auch bei uns im Bezirk Kirchdorf umgesetzt - in zertifizierter Form seit 2018 vorerst nur in der Wohngruppe "Panorama" im BAPH Kirchdorf. Teile des Pflegemodells kommen auch in den beiden anderen Wohnbereichen des Hauses zum Einsatz.

Selbständig und selbstbestimmt im "eigenen Zuhause"

Benannt ist das Pflegemodell nach dem Wiener Erwin Böhm (geb. 1940). Der psychiatrische Krankenpfleger erkannte zufällig, dass sich Menschen mit psychischen Auffälligkeiten in ihrem echten Zuhause ganz anders verhalten - selbständiger und selbstbestimmter. Nach lebenslanger Forschung entwickelte er sein psychobiografisches Pflegemodell, das sich auch gut für alte Menschen und Menschen mit demenziellen Erkrankungen eignet. "Es erfordert ein klares Umdenken, Geduld, Flexibilität und viel Einfühlungsvermögen," sagt Wöhry und erklärt weiter: "Wir möchten unsere Bewohnerinnen und Bewohner nicht nur körperlich gut begleiten, sondern auch seelisch. Dabei begegnen wir ihnen mit Wertschätzung. Wir respektieren ihre Entscheidungen und Vorlieben. Außerdem unterstützen wir sie dabei, diese umzusetzen." 

Biografiearbeit mit Angehörigen

"Mit fortschreitendem Alter, wenn die Funktion des Gehirn nachlässt, wird es wieder wichtig, was früher war. Die Menschen erinnern sich dann vor allem an Dinge aus ihrer Prägungszeit, das entspricht ungefähr den ersten drei Jahrzehnten im Leben. Sie beinhaltet Erziehung, Entwicklung, persönliche Erfahrungen, Schicksalsschläge, Ausbildung, Beruf und Familiengründung," zählt Wöhry auf. "Nachdem diese Prägungszeit bei jedem Menschen sehr verschieden durchlebt wird, ist geduldiges Zuhören im Vorfeld besonders wichtig. In der Biografiearbeit werden Angehörige mit einbezogen." Es ist nachvollziehbar, dass nur so eine individuelle und bedürfnisorientierte Begleitung und Pflege des alten Menschen möglich ist.

Natascha Wöhry mit einer Bewohnerin beim Aufschreiben der Namenstage | Foto: BAPH Kirchdorf
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Daheim-Gefühl und Alltagsnormalität
"Von der Lieblingscouch bis zur Katze - wenn irgendwie möglich, dürfen "Lieblingsdinge" und manchmal sogar Haustiere mit in die neue Umgebung," berichtet Wöhry. "Es geht darum, ein Daheim-Gefühl entstehen zu lassen. Das vermittelt Sicherheit, schenkt Geborgenheit und gibt auch Orientierung. Der Mensch muss einen Sinn darin sehen, jeden Tag aufzustehen, jeden Tag des Lebens genießen zu können. Dazu gehört aber auch das Gefühl, gebraucht zu werden, eine Alltagsnormalität aufrecht zu erhalten." Natascha Wöhry nennt es die "Ich-Wichtigkeit", das Gefühl, besonders und einzigartig zu sein. Etwas zu tun, wofür man gelobt wird. Das stärkt das Selbstbewusstsein und macht zufrieden. Beispiele für solche Aktivitäten sind: Wäsche zusammenlegen, Post verteilen, Küchenarbeit - auch hier geht es um individuelle Tätigkeiten aus der Prägungszeit und natürlich abgestimmt auf den aktuellen Gesundheitszustand. "Diese Ich-Wichtigkeits-Tätigkeiten dürfen sich aber auch verändern," ist Wöhry überzeugt.

Beim regelmäßigen, gemeinsamen Besteck-Sortieren entsteht Alltagsnormalität. | Foto: BAPH Kirchdorf
  • Beim regelmäßigen, gemeinsamen Besteck-Sortieren entsteht Alltagsnormalität.
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Gut eingespieltes Team

Abschließend berichtet Frau Wöhry von den großen und kleinen Erfolgen, die das Pflegemodell Böhm bereits mit sich gebracht hat und ist überzeugt: "Das alles geht nur gemeinsam als gut eingespieltes Team. Alle helfen mit, damit die Umsetzung klappt: der Leitungs-, Pflege-, und Betreuungsdienst, die Heimleitung und die Geschäftsführung des SHV. Auch Auszubildende, Praktikanten und Zivildiener werden von Anfang an mit ins Boot geholt. Es geht meist sehr schnell, ein Gefühl für das Wesentliche dieser besonderen Art der Betreuung und Pflege zu entwickeln," so Wöhry. 

Infos für Einsteiger und Umsteiger in den Pflegeberuf
Berufliche Neuausrichtungen werden durch das Arbeitsmarktservice gefördert. Diesbezüglich werden Fachkräftestipendien oder Umschulungen über Implacement-Stiftungen angeboten. "Die Teilnehmerinnen erhalten während der Ausbildung in der Regel Schulungsarbeitslosengeld und einen monatlichen Zuschuss zu den Ausbildungskosten vom Stiftungsträger," berichtet Christoph Schranz vom SHV Kirchdorf. Weitere Informationen gibt es telefonisch unter 07582/685-65312, auf der Homepage des Sozialhilfeverbandes Kirchdorf www.shvki.at und beim AMS.

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