Gegen Leerstand und Abwanderung
Den Ortszentren wieder neues Leben einhauchen

Geplantes Projekt "Wohnen mit Service" in Steyrling. V.li.: Bürgermeister Rudi Mayr mit Arbeitskreisleiter Michael Kornek | Foto: Weymayer
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  • Geplantes Projekt "Wohnen mit Service" in Steyrling. V.li.: Bürgermeister Rudi Mayr mit Arbeitskreisleiter Michael Kornek
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Wieder mehr Frequenz im Ortskern: Gemeinden im Bezirk Kirchdorf sind auf der Suche nach zukunftsfitten Lösungen.

BEZIRK KIRCHDORF. Der Wirt sperrt zu, der Nahversorger tut´s ihm gleich und das Freibad ist auch ein Wackelkandidat: Viele Gemeinden sind mit Leerständen und Abwanderung konfrontiert. Statt ins Zentrum zu gehen, siedeln sich Supermärkte am Ortsrand an – ein Unding für Johannes Brandl, Geschäftsführer von SPES in Schlierbach. "Es ist kurzsichtig, große Flächen zu verbauen, die wiederum nur Verkehr produzieren", sagt er. "In den Ortszentren fehlen damit Frequenzen. Somit rechnet es sich hier auch für kleinere Anbieter nicht mehr, Strukturen brechen weg." Der umgekehrte Weg sei wieder gefragt: "Wir müssen darüber nachdenken, ob es wirklich eine Steigerung der Lebensqualität ist, wenn wir noch mehr vom Gleichen haben, oder ob die Großflächen nicht endgültig ausreichen."

"Wir müssen darüber nachdenken, ob es wirklich eine Steigerung der Lebensqualität ist, wenn wir noch mehr vom Gleichen haben, oder ob die Großflächen nicht endgültig ausreichen."
Johannes Brandl

Super laufen in der Region viele Direktvermarkter, Hofläden und FoodCoops. "Da hat sich einiges entwickelt. Als Gemeinde würde ich diese kleinen Strukturen fördern", so Brandl. Auch der Schlierbacher Nahversorger Thomas Höfer ist für ihn ein Paradebeispiel. Er hat vor einiger Zeit ein ehemaliges Bankgebäude gekauft und will es zum Treffpunkt im Ort machen. "Höfer zeigt perfekt, welche Frequenz er hereinbringt. Wenn er nicht mehr da wäre, würden das auch andere spüren", so Brandl. Sein Appell: "Wir müssen die kleinen Einheiten unterstützen, um von der Fernversorgung wegzukommen und den Eigenversorgungsgrad zu erhöhen. Die Entscheidung treffe ich mit meinem Einkaufsverhalten jeden Tag."

Initiative "Demografie und Ortskernentwicklung"

Lebendige Ortszentren sind Voraussetzung für attraktive Gemeinden und für eine hohe Lebensqualität am Land. Dabei geht es nicht um ein bloßes Kopieren städtischer Angebot, vielmehr müssen sich Zentren am Land am Bedarf ihrer Bürger orientieren und Trends aufgreifen. Leerstände in Ortszentren sind ein oft gesehenes Phänomen auch am Land. Die Nutzung dieser Leerstände und die gesamte Entwicklung der Ortszentren muss langfristig gedacht und gesteuert werden. Mit der Initiative “Demografie und Ortskernentwicklung” der Leader Region Nationalpark Kalkalpen sollen in allen 22 Gemeinden das Bewusstsein geschärft werden, Daten für langfristige Planungen und gute Beispiele zur Belebung von Ortskernen verfügbar werden. "Unterschiedliche Funktionen der Zentren sollen sichtbar gemacht und in der Gemeindeentwicklung aufgegriffen werden", schildert Leader-Geschäftsführer Felix Fößleitner.

"Grundsätzlich muss man sagen, dass bei uns in der Region die Grundstrukturen in den Gemeinden noch gut vorhanden sind. In einigen Orten gibt es allerdings einen Mangel."
Felix Fößleitner

"Wir schauen uns an, was es in den nächsten Jahren braucht und wie wir das jetzt schon steuern können." Man müssen sich auch gute Beispiele von anderen Orten anschauen und Trends aufgreifen, zum Beispiel das Co-Working. "Hier geht es darum zu schauen, in welcher Form das bei uns am Land sinnvoll ist. Das kann man nicht eins zu eins von der Stadt übernehmen." Ein gutes Beispiel ist für Fößleitner das Schärhaus in Windischgarsten. "Wenn es Gleichgesinnte gibt, mit denen man sich austauschen kann, kann man die Leute bewegen, am Land zu bleiben. Wir wollen die Gemeinden jedenfalls dazu anregen, sich damit zu beschäftigen, was sie in Zukunft brauchen, damit es bei der Ortsentwicklung mitberücksichtigt wird."

Innovatives Co-Working-Projekt im Schärhaus in Windischgarsten | Foto: Sabrina Popp
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Multifunktionale Zentren

Für Felix Fößleitner und Johannes Brandl können multifunktionale Zentren dazu beitragen, Angebote zu bündeln, wo sie bereits weggebrochen sind. Dort sind dann der Nahversorger zu finden genau wie ein Café, ein Seniorentreff, Fußpflege und mehr.

In Steyrling gibt es mit Dorfladen und Dorfmobil zwei Beispiele, wie Nahversorgung funktioniert. In Planung ist das Projekt "Wohnen mit Service" für die älteren Bürger. "Mir brennt das Thema schon lange unter den Nägeln", schildert Arbeitskreisleiter Michael Kornek. "Wir haben viele Angebote für die unterschiedlichsten Altersstufen in der Gemeinde, aber für die Älteren gibt es nichts. Wir sollten schauen, dass die Leute hierbleiben können. Das wäre auch ein Vorteil für den Dorfladen."

"Wir haben viele Angebote für die unterschiedlichsten Altersstufen in der Gemeinde, aber für die Älteren gibt es nichts. Wir sollten schauen, dass die Leute hierbleiben können."
Michael Kornek

Im Zentrum soll ein barrierefreies Gebäude mit bis zu zwölf Wohneinheiten sowie einer Tagesbetreuung entstehen. Angedacht ist außerdem, ein nebenstehendes altes Haus ebenfalls zu integrieren. Die Wohnungen sind klein, es stehen Gemeinschaftsräume zur Verfügung. "Der Gedanke ist, dass die Leute nicht alleine sein sollen", so Kornek. Die Kosten belaufen sich laut Arbeitskreisleiter Michael Kornek auf 2,3 Millionen Euro. "Je mehr wir selbst auftreiben, desto günstiger werden später die Mieten", informiert er. Beteiligen kann man sich etwa mit dem Kauf von Genossenschaftsanteilen oder einer Mietvorauszahlung. Das Interesse an dem Projekt ist groß. Geht es nach Kornek, soll nächstes Jahr mit dem Bau begonnen werden. Mehr über "Wohnen mit Service"

Viele Förderschienen

Das Land OÖ hat ein Förderungspaket zum Thema Leerstand und Ortsentwicklung aufgelegt, ergänzt durch weitere EU-Fördermaßnahmen wie etwa Leader. Nähere Infos: leader-kalkalpen.at

Auch Steinbach am Ziehberg investiert in das Ortszentrum

"Vorderstoder rückt ins Zentrum"

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