Die ersten Termine sind fixiert

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BEZIRK (sta). Seit Jahren fordern Gegner der geplanten Freileitung zwischen Vorchdorf und Kirchdorf eine Erdkabel-Variante, bisher vergeblich. Die Bezirkschefs aller Parteien in Kirchdorf und Gmunden hatten vor der Landtagswahl in einer gemeinsamen Erklärung an die Landesregierung gefordert, dass es für das Projekt keine Enteignungen geben dürfe. Daraufhin sagte Landeshauptmann Josef Pühringer zu, das Projekt nochmal zu prüfen. Das Ergebnis liegt jetzt vor (mehr dazu unter www.bezirksrundschau.com). Die ersten vier Grundstücksbesitzer, auf deren Wiesen Strommasten geplant sind, haben eine Vorladung zum Verhandlungstermin für die Enteignung bekommen. Landesrat und Energiereferent Michael Strugl dazu: "Die Technische Universität Graz hat sich das Projekt nochmals angesehen und die Kosten der Freileitung beziehungweise eine Erdkabelvariante überprüft. Die Kostenberechnungen aus dem Jahr 2010 wurden bestätigt. Der Faktor liegt immer noch bei 2,5. Die Freileitung kommt auf 20 Millionen Euro, eine Erdkabelvariante würde bei 55,4 Millionen liegen. Das Freileitungs-Projekt wurde vom Verwaltungsgerichtshof in höchster Instanz genehmigt, es liegt auch keine Pflicht für eine Umweltverträglichkeitsprüfung mehr vor. Die Netz OÖ hat die Behörden gebeten, das Verfahren fortzusetzen, zu dem wir auch verpflichtet sind."
Die betroffenen Gemeinden Steinbach/Ziehberg und Inzersdorf zeigen sich kämpferisch. "Die Kosten nehme ich so nicht zur Kenntnis. Mir fehlt die Ernsthaftigkeit. Wie es zu den Zahlen gekommen ist, ist für mich sehr fragwürdig. Es ist eine Stellungnahme zur Überprüfung der Energie AG. Der Auftraggeber für eine solche Prüfung darf kein Beteiligter des Projektes sein", sagt Bettina Lancaster, Bürgermeisterin in Steinbach. Rudolf Diensthuber, Gemeindevorstand und Freileitungsgegner in Inzersdorf: "Die Behauptung von Landesrat Strugl, dass alle Instanzen die Freileitung genehmigt hätten, stimmt keineswegs. Gegen den erstinstanzlichen Rodungsbescheid des Landes ist beim Verwaltungsgerichtshof Beschwerde eingebracht worden, außerdem ist eine eingebrachte ordentliche Revision beim Verwaltungsgerichtshof anhängig." Über 50 Grundeigentümer bangen jetzt um ihren Grund. Michael Praschma von der Bürgerinitiative "110-kV-ad" dazu: "Nach der Wahl ist Zahltag. Die Erdkabelprüfung der Energie AG ist ein 'dreister Täuschungsversuch'. Das ist alles ein Chaos auf dem Rücken der Bevölkerung."

Landesrat Michael Strugl:
"Laut Verwaltungsgerichtshof liegt keine UVP-Pflicht für das Projekt vor, es wurde in höchster Instanz genehmigt. Wir wurden von der Netz OÖ gebeten, das Verfahren fortzusetzen. Dazu sind wir als Behörde auch verpflichtet. Die neuerliche Prüfung der Kosten zwischen Freileitung und Erdkabel brachte keine neuen Erkenntnisse. Die Erdkabelvariante ist etwa 2,5 Mal so teuer".

Bettina Lancaster, Bürgermeisterin in Steinbach/Z.:

"Wir in Steinbach sind fraktions-übergreifend für ein Erdkabel und gegen die Freileitung. Auch auf Bezirksebene gehe ich davon aus, dass wir gemeinsam an einem Strang ziehen, so wie es auch vor der Wahl war. Es stimmt nicht, dass alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Bei der Gemeinderatssitzung am 30. November werden wir über eine mögliche Revision beraten".

Bernhard Winkler-Ebner, Bürgermeister in Inzersdorf:
"Wir haben in Inzersdorf einstimmig im Gemeinderat eine Resolution beschlossen. Zu der stehen wir nach wie vor und sprechen uns gegen eine Freileitung aus, so wie die Mehrheit der betroffenen Grundeigentümer auf Inzersdorfer Gebiet. Enteignungen sind aus meiner Sicht sicher nicht der richtige Weg. Ich bin auch überrascht, dass es so kommen soll".

Gutachten

TU Graz bestätigt Kostenberechnungen der Netz Oberösterreich GmbH aus dem Genehmigungsverfahren der Stromversorgung Almtal-Kremstal

1. Allgemeines und Hintergrund der Beauftragung
Mit Schreiben der Oberösterreichischen Landesregierung, Landesrat für Umwelt, Energie, Wasser und KonsumentInnenschutz, vom 08.09.2010 wurde seinerzeit das Institut für Elektrische Anlagen der Technischen Universität Graz beauftragt, ein Gutachten über die Versorgungssituation der Regionen Almtal – Kremstal zu erstellen. In diesem Gutachten, „110-kV-Leitungsverbindung Almtal – Kremstal, Endbericht vom Dezember 2010“, wurde unter anderem die technische Möglichkeit und das wirtschaftliche Umfeld einer Verkabelung untersucht.
Auf Wunsch des Landeshauptmannes von Oberösterreich wurden durch die Netz Oberösterreich GmbH die Kosten einer Kabelverbindung (Variante 7 der seinerzeitigen Studie) aktualisiert. Diese Aktualisierung soll nun noch durch einen externen Experten auf Plausibilität und Angemessenheit hin überprüft werden.
Die Technische Universität Graz wurde daraufhin von der Netz Oberösterreich GmbH beauftragt, die aktuelle Kostenzusammenstellung für eine Erdverkabelungsvariante mit Stand September 2015 zu überprüfen. Auslöser für die neuerliche Kostenüberprüfung sind die möglicherweise
günstigeren Gestehungskosten einer 110-kV-Kabelanlage aufgrund der vorherrschenden Marktsituation.

2. Untersuchungsgegenstand

Es werden die im Jahre 2010 geschätzten Kosten der Variante 7 auf Grund neuer Preiserkenntnisse evaluiert. Diese Variante umfasst technisch und aufwandmäßig
- ein zweisystemiges 110-kV-Erdkabel
- mit jeweils zwei Trenntransformatoren
- zuzüglich einem separaten, neu anzulegenden Umspannwerk in Steinfelden
zwecks besseren Zukunft sicherer Versorgung des Almtales“

3. Für die Evaluation verwendete Unterlagen
[1] Gutachten des Institutes für Elektrische Anlagen der technischen Universität Graz: 110-kV-Leitungsverbindung Almtal – Kremstal, Endbericht vom Dezember 2010

Von Netz Oberösterreich GmbH angefordert und als Kopie übergeben:

[2] Richtoffert Fa. Siemens AG vom 15.7.2015 betr. Almtalleitung 200 MVA Trafo (Trenntrafos)

[3] Richtpreisangebot Fa. Alstom vom 6.7.2015 betr. Umspannwerk Kirchdorf und Umspannwerk Vorchdorf (betr. die durch die Trenntrafos erforderliche Erweiterung der beiden Umspannwerke)

[4] Mail von Fa. IFK betrifft Richtpreisangebot Einpflügen vom 09.10.2015

[5] Leistungsverzeichnis zum Vergabeakt des 110-kV-Kabelprojektes Jochenstein – Ranna (Tiefbau/Spezialpflügungen), Unterschriftsversion vom 6.8.2015

[6] Aktualisierung der Kosten einer 110-kV-Kabelleitungsverbindung Almtal – Kremstal, Dateiname „SAK_Kostenvergleich Kabel 2011_2015 vom 20150916“, datiert mit 14.10.2015 – 15:58

4. Basis der Kostenermittlung 2015
Die aktuellen Kosten der Netz Oberösterreich GmbH beruhen auf aktuellen Erhebungen und auf konkreten Preisanfragen bei Herstellern. Basis für die Kabelverlegungskosten sind im August 2015 real endverhandelte Preise entsprechend dem Bundesvergabegesetz für ein konkretes 110-kV-Projekt, nämlich das 110-kV-Kabelprojekt Jochenstein – Ranna.

5. Methodik

Es wird von der Kostenschätzung des seinerzeitigen Gutachtens aus dem Jahr 2010, Kapitel Kostenaufstellung für „Variante 7 - Doppelkabel" ausgegangen. Damals wurden die Kosten für die beiden Ausführungsvarianten
- Variante 1 ("TUG Erhebung"): Ausführungsform ohne Einpflügen des 110-KV-
Kabels
- Variante 2 ("mit IFK Kabel"): Ausführungsform mit Einpflügen des 110-KV-Kabels
bestimmt.

Zwischenzeitlich wurde seitens der Netz Oberösterreich GmbH die Trasse der zu kalkulierenden Kabelleitung Vorchdorf - Kirchdorf detailliert ausgearbeitet wobei die zugrundeliegende Trassenführung nach Einschätzung der Netz Oberösterreich GmbH gemäß der Umsetzbarkeit in öffentlichem Gut mit größtmöglichem Pflüge-Anteil über private Grundstücke verläuft. Diese Strategie bewirkt eine Kostenoptimierung.
Im Zuge der aktuellen Kostenschätzung wird somit in enger Anlehnung an die o.a. seinerzeitige Variante 2 (Aufteilungsschlüssel 40 % zu 60 %, d.h. ca.12 km Pflügetechnik und ca. 18 km konventionelle Bauweise) die Variante 7* „Kostenaktualisierung Netz OÖ September 2015“ ausgearbeitet.
Darauf aufbauend werden im folgenden Abschnitt die seinerzeitigen 5 Einzelpositionen mit der erforderlichen Detailtiefe mit aktuellen Preisen verglichen, wobei spezifische Material-, Tiefbau- und auch Kabelpflüge-Kosten, basierend auf de facto tagesaktuellen Vergabepreisen (inkl. 110-kV-Kabelpflügekosten der Fa. IFK) die Grundlage der neuerlichen Kalkulation bilden.

6. Kostenanalysen und Vergleich
6.1 Kostenpunkt „Material und Verlegung"
Dieser Kostenpunkt stellt ca. 55% der Projektsumme dar und wird in seine Unterpunkte Material und Verlegung aufgeteilt.

6.1.1 Material
Die Netz Oberösterreich GmbH hat lt. Unterlagen im August 2015 für das 110-kV-Kabelprojekt Jochenstein – Ranna die 110-KV-Kabel vergeben. Daher werden für das gegenständliche Projekt diese Materialkosten als relevant herangezogen.
Der spezifische Materialpreis der Vergleichsbestellung beträgt ca. 450,00 €/lfm, das bedeutet für eine Strecke von ca. 30 km doppelsystemiges 110-kV-Kabel einen Materialpreis von rund 13,5 Mio €.

6.1.2 Verlegung
Netz Oberösterreich hat lt. Unterlagen im August 2015 für das 110-kV-Kabelprojekt Jochenstein – Ranna die Tiefbauarbeiten verhandelt und vergeben. Den Zuschlag bekam die Fa. Held und Franke, wobei die Fa. IFK als Sublieferant die Pflugstrecke mit der Trassenlänge von ca. 1.000m (ebenfalls zweisystemiges, gleich wie bei Vorchdorf – Kirchdorf) erhalten hat.
Konventionelle Verlegung
Die spezifischen Kosten für die konventionelle Verlegung betrugen danach ca. 470,00 €/lfm (inkl. Bohrungen), und das resultiert für 18 km konventionell verlegter Strecke in 8,5 Mio € Verlegekosten.
Verlegung in Pflügetechnik
Die spezifischen Pflüge-Kosten je Laufmeter (inkl. Beistellung der Leerrohre und Wiederherstellung der Oberfläche) belaufen sich auf 330,00 EUR/lfm. Da beim Projekt Vorchdorf – Kirchdorf von einer Pflüge-Strecke von ca. 12 km ausgegangen wird, wird seitens des Gutachters ein gewisser Abschlag (Schätzwert 10 %) angesetzt und somit ein Laufmeterpreis mit 300 EUR kalkuliert, resultierend in 3,6 Mio € für die Pflüge-Strecke.
Zusätzlich laufen Kosten für Baustelleinrichtung, Muffen- und Schubgruben, etc. in der Höhe von ca. 1,0 Mio EUR auf.
Damit ergeben sich insgesamt Verlegekosten (Konventionelle Verlegung + Verlegung in Pflügetechnik + Einrichtungskosten) in Gesamthöhe von 13,1 Mio €.

6.2 Kostenpunkt „Verkabelung von Mittel-und Niederspannungs-Ortsnetzen / Behördenvorschreibungen / Entschädigungen für Flurschäden / Engineering /Sonstige Kosten“

Unter der Annahme
- leicht verringerter Servitutskosten (wegen einer weiterreichenden Nutzung des öffentlichen Gutes),
- leicht gestiegener Kosten für die Verkabelung von Mittel-und Niederspannungs-Ortsnetzen
- leicht gestiegener Kosten für die Behördenvorschreibungen
- etwa gleich bleibender Kosten für Entschädigungen für Flurschäden
- einer ca. ein 1-prozentigen Steigerung der Personalkosten für Engineering (Lernkurve aufgrund bereits durchgeführte Kabel-Verlegung-Projekte) über eine Dauer von 5 Jahren (Zeitraum 2010 – 2015)
ist von einer geringfügigen Steigerung dieses Kostenpunktes im Ausmaß von insgesamt 5% auszugehen, ausgehend vom Basiswert (2010 … 4,6 Mio €). Das resultiert in Gesamtkosten für diese Position von ca. 4,8 Mio €.

6.3 Kostenpunkt „Trenntrafos (4 Stück) und Aufstellung“
Bei der Überprüfung dieses Kostenpunktes wird auf ein vorliegendes Angebot der Firma Siemens abgestellt, welches vom 15.7.2015 stammt und somit tagesaktuell ist. Im Vergleich zur gleichen Position aus dem Jahr 2010 ergibt sich eine durchschnittliche jährliche Steigerung von 1,5%. Dieser Wert wird daher vom Gutachter als belastbar erachtet. Zuzüglich zu den Trafokosten sind noch die Kosten für Transport und Montage im Umfang von 1,2 Mio € zu berücksichtigen.

6.4 Kostenpunkt „Umspannstationen / diverse Schaltanlagen“
In diesem Kostenpunkt sind zum Teil
- Lieferungen, wie Leistungsschalter, sekundär Technik und Schaltanlagen, welche einem Industriesteigerung-Index unterliegen,
- Lohnkosten, welche der kollektivvertraglichen Steigerung unterliegen
- Grundstückskosten, welche dem Marktgeschehen unterliegen, bei dem derzeit stark ansteigende Grundstückpreise zu beobachten sind
enthalten. Im Sinne einer Mischkalkulation wird eine jährliche 4%-ige Steigerung für den Zeitraum 2010 – 2105 gegenüber der Preisbasis von 2010 (8,4 Mio €) zugrunde gelegt. Das resultiert in Gesamtkosten für diese Position von ca. 10,2 Mio €.

8. Erläuterungen und Befund

Zusammenfassend zeigt sich folgendes Ergebnis für die vollständige Kostenaufstellung
- Die Kosten einer 110-kV-Kabelverbindung Vorchdorf – Kirchdorf der Netz Oberösterreich GmbH mit Stand September 2015 wurden seitens der Technischen Universität Graz überprüft und werden aufgrund der Fachkenntnis als plausibel und angemessen bewertet.
- Die Errichtungskosten des markantesten Kostentreibers (Material und Verlegung) haben sich gegenüber den Annahmen von 2011 verändert. Leicht sinkende Kabel-Materialkosten werden durch erhöhte Tiefbaukosten im Wesentlichen ausgeglichen, wodurch sich die in Tabelle 1 angegebenen tagesaktuellen Kosten ergeben.
- Die Gesamtkosten des Projektes inklusive der restlichen Positionen Servitutskosten / Verkabelung von Mitte-und Niederspannungs-Ortsnetzen / Behördenvorschreibungen / Entschädigungen für Flurschäden / Engineering / Trenntrafos / Umspannstationen / diverse Schaltanlagen betragen lt. Plausibilitätsprüfung ca. 55,4 Mio EUR.

Die von der Netz Oberösterreich GmbH vorgelegte aktualisierte Kostenberechnung für die geplante 110-kV-Leitung Vorchdorf – Kirchdorf ist sowohl als plausibel als auch als angemessen zu bewerten.

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