Für das Wohl der Tiere

- hochgeladen von Sarah Strasser
Wartbergs Jungbauern sind interessiert an Alternativen. Stefan Radinger macht es mit einem "Tierwohlstall" vor.
WARTBERG/KREMS. Im August 2016 begann Jungbauernobmann Stefan Radinger am elterlichen Betrieb (Grassner zu Derfling) mit dem Bau eines "Tierwohlstalls". Nach nur fünf monatiger Bauzeit konnte mit der Einstallung der ersten Mastschweine begonnen werden. "Da ich in den nächsten Jahren den Betrieb meiner Eltern übernehmen werde, und sich die Möglichkeit der Vermarktung von "Tierwohlschweinen" ergeben hat, wollte ich bei den ersten dabei sein die mitmachen, denn laut Marktforschung der Fa. Hütthaler werden nur bis zu 25 Prozent der Konsumenten Schweinefleisch dieser Art (mit etwa 25 Prozent Mehrkosten) kaufen - somit wollte ich es nicht verpassen bei der begrenzten Anzahl an Betrieben mit Tierwohlschweinen dabei zu sein", erzählt Radinger von seiner Motivation. Der Betrieb von Veronika und Ernst Radinger wird im "geschlossenen System" geführt, sodass alle Ferkel dort geboren und auch gemästet werden. Seit Dezember 2016 werden 300 Mastschweine nach den Hofkultur-Kriterien der Firma Hütthaler gemästet. Die Kriterien umfassen unter anderem 100 Prozent mehr Fläche als gesetzlich vorgeschrieben, den Erhalt der Ringelschwänze und Stroheinstreu. Derzeit sind drei weitere Wartberger Betriebe Teil des Projekts "Hütthalers Hofkultur" und bauen einen ähnlichen Stall.
100 Prozent mehr Platz
"300 Schweine werden im neuen Stall gehalten, bei einem Platzangebot, dass doppelt so groß ist, als gesetzlich vorgeschrieben", erzählt Stefan Radinger. Nicht nur der Platz, sondern auch die Aufteilung im Stall sind besonders. "Das Besondere an diesem Stall ist, dass wir drei Bereiche für die Schweine haben, die sich an den natürlichen Bedürfnissen orientieren." Das Innere des Stalls besteht aus einem dunklen, warmen Ruhebereich mit Stroheinstreu. Dazu kommt ein Außenklimabereich, der sogenannte "Aktivitätsbereich", wo die Schweine ihr Futter bekommen und sich durch Spielzeuge beschäftigen können. Der dritte Teilbereich ist der Kotplatz, der ähnlich angelegt ist, wie ein solcher, den die Schweine auch in der Natur selbst anlegen würden. "Durch diese Aufteilung halten die Schweine den Ruhebereich mit Stroh relativ sauber, und man muss lediglich regelmäßig Stroh nachstreuen und nicht entmisten", erklärt Radinger.
Mehraufwand in Kauf genommen
"Die Eingewöhnungsphase war sehr anstrengend, da wir erst lernen mussten, die Schweine richtig anzulernen, dass sie auch Ihre Toilette benutzen, und auch im Bezug auf Tierbeobachtung müssen wir jetzt mehr Zeit investieren, da sich die Schweine ja im Innenbereichen und im Außenbereich aufhalten können und wir nicht mehr alle auf einen Blick sehen", erzählt Radinger. "Wenn man aber die Tiere beim intensiven Spielen und herumrennen beobachtet, dann nimmt man diesen Mehraufwand gerne in Kauf." Auch die Kosten des Baus waren um etwa 50 Prozent höher als bei einem herkömmlichen Schweinemaststall. "Es gibt aktuell eine sogenannte "Tierwohlförderung", bei der man für besonders tiergerechte Haltung einen kleinen Zuschuss bekommt, was aber nur als kleines Zuckerl gesehen werden kann, nicht jedoch als zur Entscheidungsfindung dient", so Radinger.
Wartberger offen für Neues
"Bei uns in der "kleinstrukturierten" Landwirtschaft ist das Interesse der Jungbauern groß, Alternativen zur gewöhnlichen konventionellen Landwirtschaft zu finden, bei der der Betrieb nicht wachsen muss, um als Familienbetrieb nachhaltig von der Landwirtschaft leben zu können", erzählt der Jungbauernobmann. Allerdings hebt er auch hervor, dass nun die Konsumenten am Zug sind. "Im Bezug auf die besonders tierfreundliche Haltung sind gerade die jungen Landwirte gewillt ihre Betriebe in diese Richtung auszurichten jedoch liegt es jetzt an den Konsumenten, ob die entstehenden Mehrkosten bezahlt werden und der Trend weitergehen kann."
Fotos: Stefan Radinger





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