Nach zwölf Jahren Entstehungsphase
Größtes Rückhaltebecken Österreichs in Wartberg feierlich eröffnet

Landeshauptmann Thomas Stelzer und Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder eröffnen gemeinsam mit den regionalen Vertretern des Schutzwasserverbands und Projektbeteiligten den Hochwasserschutz Krems-Au und damit das größte Rückhaltebecken Österreichs. | Foto: Land OÖ/Antonio Bayer
  • Landeshauptmann Thomas Stelzer und Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder eröffnen gemeinsam mit den regionalen Vertretern des Schutzwasserverbands und Projektbeteiligten den Hochwasserschutz Krems-Au und damit das größte Rückhaltebecken Österreichs.
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In den vergangenen Jahrzehnten haben mehrere Hochwasserereignisse im Kremstal gezeigt, wie wichtig trotz bestehender Flussregulierungen ein Hochwasserschutz für die Siedlungen im Tal ist. Nach dem dramatischen Ereignis von 2002 mit enormen Schäden wurde die bereits seit Langem existierende Idee eines Rückhaltebeckens in der Wartberger Au wieder aufgenommen. Am 25. Mai 2024 wurde es nun feierlich von Landeshauptmann Thomas Stelzer und Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder eröffnet.

NUSSBACH, WARTBERG/KREMS. Das Rückhaltebecken Krems-Au ist Teil des aus mehreren Maßnahmen bestehenden Hochwasserschutzkonzeptes Kremstal. Dieses sieht zum Schutz vor Hochwasser unter anderem die Errichtung von zwei Rückhaltebecken am Sulzbach und an der Krems vor. Mit dem Projekt Krems-Au wurde das größere der beiden Becken in den Gemeinden Wartberg an der Krems und Nußbach umgesetzt.

„Oberösterreich hat in den vergangenen Jahren massiv in den Hochwasserschutz investiert. Der bestmögliche Schutz ist und bleibt für uns als Regierung aber eine Daueraufgabe. Denn es ist ein zentraler Baustein für die langfristige Sicherheit und Stabilität unseres Bundeslandes. Ich danke allen, die an der Planung und Umsetzung dieses vorbildlichen Projektes beteiligt waren.“
Landeshauptmann Thomas Stelzer

Zusätzlich wurde im Zuge des Hochwasserschutzprojektes Sukzessionsflächen mit einer Gesamtgröße von ca. 10 Hektar, für eine positive ökologische Entwicklung, innerhalb des Rückhaltebeckens, angelegt. Sukzessionsflächen sind Areale, die einen längeren Zeitraum sich selbst überlassen werden, bei der die typischen Pflanzen-, Tier- und Pilzgesellschaften diesen Standort neu besiedeln.

Schutz für 1.000 Einwohner

Mit einem geschaffenen Retentionsvolumen von 2,6 Millionen Kubikmetern wurde das derzeit größte Rückhaltebecken Österreichs errichtet. Es werden rund 650 Objekte und damit etwa 1.000 Einwohner sowie Betriebe mit ca. 1.500 Beschäftigten geschützt.

„Es ist keine Frage ob, sondern wann das nächste Hochwasser kommt. Trotz umfassender Maßnahmen, Aufklärung, Vorbereitung und Prognosemodellen sind ein hundertprozentiger Schutz und eine exakte Vorhersage nie möglich. Mit dem größten Rückhaltebecken Österreichs, dem Rückhaltebecken Krems-Au, schützen wir tausende Menschen im Kremstal vor den Auswirkungen von Hochwässern. Es ist gewaltig, was hier in den letzten Jahren geschaffen wurde und mein Dank gilt allen Beteiligten.“
Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder

„Der Schutz der Bevölkerung vor Naturgefahren wie Hochwasser ist mir ein großes Anliegen. Daher investieren wir als zuständiges Bundesministerium in ganz Österreich laufend in bauliche Maßnahmen und ökologische Verbesserungen. Das Rückhaltebecken hier im Kremstal ist ein besonders wichtiges Projekt und wird künftig Menschen, Gebäude und Infrastruktur besser vor Hochwasser schützen. Dafür stellt das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft mit 21,5 Millionen Euro einen sehr hohen Budgetbetrag zur Verfügung. Jeder Euro, den wir in Hochwasserschutz investieren, ist eine Investition für mehr Sicherheit, für mehr Ökologie und stützt auch die regionale Wirtschaft“, stellte Wasserminister Norbert Totschnig anlässlich der Eröffnung fest.

"War mir ein Herzensanliegen"

„Es war mir in meiner Gemeindearbeit ein „Herzensanliegen“ und ist nun nach einer siebenjährigen Bauzeit geschafft, das größte Hochwasser-Rückhaltebecken Österreichs in der Krems-Au wird feierlich seiner Bestimmung übergeben“, sagt Bürgermeister a.D. Helmut Templ von St. Marien, der fünfzehn Jahre als Obmann den Schutzwasserverband Kremstal leitete. „Am meisten freut mich, dass wir alle 18 Gemeinden ins Boot holen konnten und unter allen ein breiter Konsens herrscht. Dass solche Projekte in dieser Dimension umgesetzt werden können, ist nur dann möglich, wenn alle – die Mitgliedsgemeinden, Anrainer, Grundbesitzer, Behörden, das Land OÖ und das Bundesministerium -dahinterstehen. Ich freue mich, dass bereits an weiteren Projekten am Sulzbach gearbeitet wird.“

Umfassender Schutz bis zu hundertjährigem Hochwasser

„Die Umsetzung des Rückhaltebeckens stellt einen umfassenden Schutz für viele Unterlieger bis zu einem hundertjährlichen Niederschlagsereignis dar. Der wesentlichste Beitrag für die Ermöglichung dieses Hochwasserschutzprojektes liegt darin, dass das Einvernehmen mit den rund 70 Grundeigentümern hergestellt und die Grundablösen durchgeführt werden konnten. Dafür möchte ich meinen ausdrücklichen Dank aussprechen! Insgesamt handelt es sich um ein vorbildliches Solidarprojekt, das mit dem Bund, dem Land Oberösterreich sowie den Gemeinden entlang der Krems und des Sulzbaches realisiert werden konnte“, erklärt der Obmann des Schutzwasserverbandes und Bürgermeister von Nußbach, Gerhard Gebeshuber.

Das Projekt

Im ersten Bauabschnitt wurden zuerst die beiden Sperrbauwerke aus Stahlbeton errichtet und das Baufeld für den nachfolgenden Dammbau aufbereitet. Dabei wurde die Krems in Form von Mäandern neu verlegt und naturnah gestaltet. Weiters wurde das Kraftwerk Eder von seiner ursprünglichen Lage nun direkt an die Krems verlegt und mit einem Fischaufstieg versehen. Im zweiten Bauabschnitt erfolgte die Errichtung des rund 1,8 km langen Dammbauwerkes.

Der Rückhaltedamm

Ausgehend von der Siedlung Pimminghof erstreckt sich der Rückhaltedamm auf einer Länge von rund 1,8 km über den Talboden, ehe er bei der Zufahrt Jageredt im bestehenden Gelände ausläuft. An seiner höchsten Stelle erreicht der Damm eine Höhe von rund 9,5 m über Gelände und eine maximale Breite von rund 70 m. Insgesamt wurden rund 360.000 Kubikmeter Material für die Errichtung des Dammbauwerkes verarbeitet. Nahezu das gesamte Material wurde dabei aus einem zwischen den landwirtschaftlichen Anwesen der Familien Mayr und Hebesberger gelegenen Abbaufeld gewonnen. Weiteres Material konnte unmittelbar aus dem Talboden entnommen werden. Durch die lokale Gewinnung von Baumaterial wurden rund 38.000 überregionale Lkw-Fahrten eingespart. Damit wurde die Lärm- und Staubbelastung für die Region möglichst reduziert, aber auch das örtliche Straßennetz wurde von den Auswirkungen von Schwertransporten verschont. Ebenso konnten durch das Vermeiden langer Transportwege klimarelevante Belastungen (Stichwort Kohlendioxid) möglichst gering gehalten werden.

Der Aufbau des Dammes entspricht einem Zonendamm. Dies bedeutet, dass eine innen liegend mineralische Dichtschicht das Durchtreten des gestauten Wassers unterbindet. Die beiden wasserseitig und luftseitig gelegenen Stützkörper hingegen nehmen den statischen Druck des gestauten Wassers auf und leiten ihn in den Untergrund ab. Das Erdbaumaterial wurde dabei im Zuge des Baus schichtenweise aufgetragen und mittels Walzen verdichtet.

Luftseitig sorgen Drainagen dafür, dass allfällig auftretendes Sickerwasser gesichert abgeleitet werden kann. Flankiert wird der Damm auf beiden Seiten von Begleitwegen für Kontroll- und Servicezwecke.

Zwischen der Siedlung Pimminghof und dem Auslaufbauwerk Krems ist die Hochwasserentlastungsanlage situiert. Sie stellt einen mit Wasserbausteinen gesicherten Bereich dar, der tiefer als die übrige Dammkrone liegt und genau auf die Höhe des für die Anlage relevanten Bemessungshochwassers (HW100) ausgerichtet ist. Für den Fall von selteneren und damit größeren Hochwasserereignissen strömt das überschüssige Wasser (bis zu 310 m³/s) gesichert über diese Dammscharte. Dadurch wird ein unkontrollierter Dammbruch vermieden.

Sperrbauwerke

Herzstück der Anlage ist das rund zehn Meter hohe Auslaufbauwerk (Grundablass) mit integrierter Rechenanlage. Der Grobrechen dient zum Rückhalt größeren Treibguts und sorgt dafür, dass der Durchlass nicht verklaust. Im Inneren des Betonbauwerkes befindet sich die beiden Sperrorgane (Schützentafeln) zur Regulierung des Durchflusses. Über Pegelbeobachtungsstellen an der Krems und ihren größten Zubringern werden die Zuflüsse stets überwacht. Ab dem Überschreiten von Grenzwerten an den Messstellen wird das Beckenwärterteam digital alarmiert und die Steuerwarte von diesem besetzt. Durch Hoch- oder Niederfahren der beiden Schützentafeln wird je nach Bedarf der Wasserstand im Rückhaltebecken entsprechend den Vorgaben des vorgegebenen Betriebsplanes geregelt. Im Falle eines hundertjährlichen Ereignisses wird der Abfluss von rund 152 m³/s auf 60 m³/s gedrosselt. Dabei können bis zu 2,6 Mio. Kubikmeter Wasser, das entspricht in etwa dem Volumen des Almsees, erfolgreich zurückgehalten werden. Insgesamt werden rund 650 Wohnobjekte und mehrere Betriebe mit insgesamt rund 1500 Beschäftigten geschützt.

Ein weiteres Sperrbauwerk befindet sich am Hoisenbach. Im Hochwasserfall wird an dieser Stelle der Hoisenbach vom Zulauf ins aufgestaute Becken abgeriegelt und über eine Flutmulde seitlich am Damm vorbei in die Krems geleitet.

Rückblick

Im Dezember 2017 startete der erste von zwei Bauabschnitten. Im ersten Abschnitt lag das Hauptaugenmerk auf der Errichtung des Grundablasses Krems und dem Sperrbauwerk Hoisenbach, der Errichtung von vier Wirtschaftsbrücken im Baufeld, der Errichtung der Baustraßen sowie der Umlegung einiger Kanalstränge und Gasleitungen. Seitens des Gewässerbezirks wurde die Umlegung der Krems vorgenommen.

Seit August 2019 lief der zweite Bauabschnitt, bei dem hauptsächlich die Arbeiten am Dammbauwerk selbst vorgenommen wurden.

Kosten

Gesamtkosten: 42.700,000 Euro
Bund: 21.221,900 Euro (49,7 Prozent)
Land OÖ: 17.080.000 Euro (40,0 Prozent)
Schutzwasserverband Kremstal: 4.398.100 (10,3 Prozent)

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