„Strukturwandel im Gange“

Dir. Ellen Sieberer (Mi.) im Kreis von Schülern in der St. Johanner Tourismusschule. | Foto: Tourismusschulen
  • Dir. Ellen Sieberer (Mi.) im Kreis von Schülern in der St. Johanner Tourismusschule.
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In einer zehnteiligen Interview-Reihe während der Sommerwochen bitten wir interessante Personen aus dem Bezirk vors Bezirksblätter-Mikrophon.

KITZBÜHEL/ST. JOHANN (niko). Mag. Ellen Sieberer, Gemeinderätin in Kitzbühel und Direktorin der Tourismusschulen Am Wilden Kaiser, spricht über Tourismus, Schule und Bildung.

BEZIRKSBLATT: Du bist Direktorin der Tourismusschulen Am Wilden Kaiser und zugleich Stadträtin in Kitzbühel. Lassen sich Beruf und politische Tätigkeit vereinbaren?
SIEBERER:
„Als Bundesschule haben die Tourismusschulen Am Wilden Kaiser nichts mit der Stadtgemeinde zu tun, in meinem Fall gibt es daher keinen Interessenskonflikt. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass Parteipolitik in einer Schule nichts zu suchen hat. Es sollen Inhalte und Werte möglichst objektiv vermittelt werden.“

Ihr bietet Top-Bildungs-Qualität für touristische Berufsbilder – viele Schüler kommen aber schon nach wenigen Berufsjahren der Branche abhanden. Wohin und warum?
SIEBERER:
„Viele SchülerInnen gehen nach ihrer Ausbildung ins Ausland, kehren später zurück und sind meistens in Tourismusberufen zu finden, vielleicht weniger als Restaurantfachmann /-frau, d. h. im Service. Wenn man das Spektrum des Tourismus nicht nur auf das Service reduziert, sondern etwa auch an Tourismusverbände, Reisebüros, Eventmarketing, Hotelmanagement, Koch / Köchin denkt, dann arbeiten sehr viele Absolventen in der Branche.“

In den letzen Jahren gab es mehr negative als positive Meldungen aus dem heimischen Tourismus. Was können wir in unserer Region von diesem wichtigen Wirtschaftszweig erwarten?
SIEBERER:
„Ohne die Situation schön reden zu wollen, sehe ich die Lage in unserer Region nicht so negativ. Wenn man in Österreich über Tourismus spricht, gilt die Region Kitzbühel immer als Topdestination. Kitzbühel hat den Vorteil einer wunderschönen Landschaft im Nahbereich von Ballungszentren wie München, den Großraum Salzburg und – etwas entfernter – Wien.“

Wie siehst du die Betten-Entwicklung in der Region – die Luxus-Häuser (und Betten) nehmen zu, Preisdumping regiert, die „Kleinen“ kommen unter die Räder...?
SIEBERER:
„Ich sehe einen Strukturwandel von kleineren zu größeren Anbietern, der in der globalisierten Wirtschaft nahezu alle Bereiche betrifft (Lebensmittelhandel, Gesundheitswesen, Öl-, Pharmaindus­trie …). Das Preisdumping von großen Tourismusbetrieben sehe ich sehr kritisch. Kleinere heimische Betriebe werden unverwechselbarer werden müssen, z. B. mit regionalen Qualitätsprodukten, familiärem Ambiente. Zu dieser Frage gibt es im Bezirk aber bestimmt umfangreiche Überlegungen und Experten, die damit eingehender befasst sind, als ich.“

Wie beurteilst du ganz allgemein die Bildungs-Landschaft in unserer Region?
SIEBERER:
„Im Bezirk sind nicht alle Schultypen vertreten. Wenn man aber Saalfelden und Wörgl mit einbezieht, hat man ein breit gefächertes Angebot. Umgekehrt kommen insbesondere an die Tourismusschulen viele SchülerInnen aus den Nachbarregionen und sogar von weiter her.“

Wo haben wir in Schul- bzw. Bildungs-Angelegenheiten am meisten Nachhol- bzw. Verbesserungsbedarf?
SIEBERER:
„Derzeit bewegt sich in der Bildungslandschaft sehr viel (Zentralmatura, Bildungsstandards, Lehrerausbildung, Neue Mittelschule …). Zu wünschen wäre, dass Reformen zielgerichteter und schneller umgesetzt werden.“

Das Leben in der Region Kitzbühel – Vor- und Nachteile?
SIEBERER:
„Als gebürtige Vorarlbergerin und längere Zeit in Innsbruck Lebende finde ich die Region Kitzbühel gerade für Familien wunderschön. Die Natur nebenan, Städte (Innsbruck, Salzburg, München) schnell erreichbar sind eine ausgezeichnete Basis für ein ausgefülltes Leben.“

Wir danken für das Gespräch!

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