Gewaltprävention
Diskussion zum Thema "Gibt es Wege aus der Gewalt?"

Soroptimist Club Kitzbühel Präsidentin Nina Hipfl-Reisch (Mi.) diskutierte mit Martin Christandl (Männerberatung Mannsbilder), Birgitt Haller (Institut für Konfliktforschung), LR Eva Pawlata und Birgit Löffler (Forensic Nurse/Autorin eines Pilotprojekts zur Gewaltprävention) (v.li.) über Wege aus der Gewalt. | Foto: Johanna Monitzer
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  • Soroptimist Club Kitzbühel Präsidentin Nina Hipfl-Reisch (Mi.) diskutierte mit Martin Christandl (Männerberatung Mannsbilder), Birgitt Haller (Institut für Konfliktforschung), LR Eva Pawlata und Birgit Löffler (Forensic Nurse/Autorin eines Pilotprojekts zur Gewaltprävention) (v.li.) über Wege aus der Gewalt.
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Diskussion "Gewaltprävention von Anfang an - Gemeinsam für eine sichere Zukunft“ in der Alten Gerberei in St. Johann.

ST. JOHANN. "Gewalt als zeitlose Unkunst" war kürzlich in großen Lettern auf der Leinwand der Alten Gerberei in St. Johann zu lesen. 27 Femizide und 41 Mordversuche mit schwerer Gewalt gegen Frauen wurden bis 26. November allein in Österreich gezählt. Fast alle zehn Tage wurde somit im Jahr 2023 in Österreich eine Frau ermordet, meist von ihrem Partner, Ex-Partner, einem Familienmitglied oder einem Bekannten. Das Ende einer Spirale von psychischer und physischer Gewalt, die vermeintlich harmlos beginnt und in allen Bildungsschichten und Herkunftsländern vorkommt.

„Die Opfer haben gelernt zu schweigen, aus Angst, aus Scham, aus gesellschaftlicher Tabuisierung. Wir schweigen nicht“,

machte Moderatorin Nina Hipfl-Reisch, Präsidentin des Soroptimist Club Kitzbühel, in ihren einleitenden Worten deutlich.

Diskussion in Alter Gerberei

Auf Einladung des Serviceclubs diskutierten LR Eva Pawlata, Birgitt Haller (Institut für Konfliktforschung), Birgit Löffler (Forensic Nurse/Autorin eines Pilotprojekts zur Gewaltprävention „Alltag als beste Ressource“) und Martin Christandl von der Männerberatung „Mannsbilder“ unter dem Titel „Gewaltprävention von Anfang an - Gemeinsam für eine sichere Zukunft“ über Wege aus der Gewalt.

Rollenbilder sind fest verankert

Härtere Gesetze oder Strafen sind nur bedingt notwendig, darin waren sich die DiskussionsteilnehmerInnen einig. „Patriarchale Strukturen halten sich hartnäckig und konservative Rollenbilder sind fest verankert, ja sogar wieder auf dem Vormarsch“, so  Pawlata. Wie ein Mann oder eine Frau zu sein hat, wird Kindern von klein auf vermittelt.

„Buben sind wichtig, Mädchen nicht so sehr. Die Politik und die Chefetagen sind männlich dominiert. Die gut bezahlte Arbeitswelt gehört den Männern, die Care-Arbeit zu Hause den Frauen. Allein die Tatsache, dass so wenige Männer in Karenz gehen - das ist schon eine erste Ungerechtigkeit. Nur wenn ich dafür sorge, dass eine Gesellschaft geschlechtergerecht ist - gleiche Chancen für alle - wird die Gewalt gegen Frauen zurückgehen“,

zeigte Haller auf. Die renommierte Wissenschaftlerin hat zahlreiche Studien zum Thema Gewalt verfasst.

Bei den Kindern ansetzen

Der erste Kontakt mit Gewalt findet spätestens im Kindergarten statt, sagt Christandl: „Was mir zu denken gibt, ist, dass die Abwertung von Frauen wieder zunimmt. Sie ist stärker als noch vor zehn Jahren. Und das fehlende Bewusstsein für sexualisierte Gewalt.“
Für die Autorin eines Pilotprojekts zur Gewaltprävention, Birgit Löffler, ist es entscheidend, bereits im Kindergarten die ersten Weichen zu stellen: „Rollenbilder und Klischees bei Buben und Mädchen von klein auf aufbrechen und sensibilisieren. Gewaltfreie Kommunikation muss gelernt werden, damit sie auch in die Familien getragen wird.“

Gewalt hat viele Gesichter

Wie gewalttätig alleine Worte sein können, zeigten die Studierenden Lisa Enthofer, Leo Bodner und Tom Lohmüller vom MCI Innsbruck. Sie präsentierten im Rahmen der Diskussion ihr Video zur Thematik psychische Gewalt. Darin wird eine Tänzerin durch Beschimpfungen und Abwertungen bildlich immer kleiner gemacht. Am Ende der Satz: „Stirb doch einfach.“

16 Tage gegen Gewalt an Frauen

Die 16 Tage gegen Gewalt an Frauen umfassen den Zeitraum zwischen dem 25. November - dem Internationalen Gedenktag für alle Frauen und Mädchen, die Opfer von Gewalt geworden sind - und dem 10. Dezember - dem Internationalen Tag der Menschenrechte. Dieser Aktionszeitraum wird weltweit genutzt, um das Ausmaß und die verschiedenen Formen von Gewalt gegen Frauen zu thematisieren und das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass Gewalt gegen Frauen und Mädchen als fundamentale Menschenrechtsverletzung nachhaltige Folgen für die Betroffenen selbst, aber auch für die gesamte Gesellschaft hat.

Über den Soroptimist Club Kitzbühel

Soroptimist International ist eine lebendige und dynamische Frauenorganisation, die weltweit in 128 Ländern aktiv ist und sich für die aktive Verbesserung der Situation von Mädchen und Frauen einsetzt. Der Soroptimist Club Bezirk Kitzbühel hat unter anderem die Mädchen- und Frauenberatungsstelle mit Sitz in St. Johann ins Leben gerufen.

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Diskussion über Gewaltprävention in der Alten Gerberei in St. Johann. | Foto: Archiv/Johanna Bamberger
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