Region Tirol
Herber Cannabis-Duft strömt durch Oberndorf

Franz Josef Strobl  | Foto: Johanna Bamberger
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Franz Josef Strobl vom Naturblut Institut baut CBD-Cannabispflanzen im Ortszentrum an; Gesundheitsfördernde Produkte werden angeboten.

OBERNDORF (joba). Mitten im Zentrum der Gemeinde Oberndorf fügt sich ein Garten in die Landschaft, der bei näherer Betrachtung besondere Blüten zum Vorschein bringt. Doch der Duft eilt dem Anblick voraus – etwas zitronenartig und erdig ist der Geruch, der sich über den Ort auszubreiten scheint.

Cannabis-Anbau mitten im Ort

Auf rund 1.000 Quadratmetern, direkt neben der Pfarrkirche, ragen 500 Cannabispflanzen in die Höhe. Der Anblick mag für einige Bürger auf den ersten Blick etwas befremdlich sein, aber die Pflanzen werden dort völlig legal angebaut. Es handelt sich dabei um CBD-Hanf, dem eine positive Wirkung auf die Gesundheit zugeschrieben wird. Cannabidiol (CBD) ist ein nicht-psychotropes Cannabinoid aus dem weiblichen Hanf.

Ein kurioser Anblick: Neben der Pfarrkirche in Oberndorf ragen Cannabispflanzen in die Höhe. | Foto: Johanna Bamberger
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Genetik am Prüfstand

Mitten in diesem Meer aus Grün steht Franz Josef Strobl, der gerade die Pflanzen für die Ernte vorbereitet. Für den Anbau und den Vertrieb seiner Produkte hat er gemeinsam mit seiner Partnerin Michaela Burgstaller den Verein "Naturblut Institut" gegründet. Zehn weitere Mitglieder greifen Strobl bei der Ernte unter die Arme.
Um die optimalen Ergebnisse zu erhalten und dem unbeständigen Wetter trotzen zu können, testet Strobl die Genetik vieler verschiedener Sorten auf seinem Feld aus.

"Trotz des schönen Wetters im heurigen Sommer kann es in den Nachtstunden sehr schnell kalt und feucht werden, dann sind unsere Pflanzen anfälliger für Schädlinge und Mehltau",

so der Hanfbauer. "Für die natürliche Schädlingsbekämpfung kommen unsere Hühner zum Einsatz, sie fressen Raupen und Schnecken vom Boden der Anbaufläche", schmunzelt Strobl.

Hanfbauer Franz Josef Strobl baut in Oberndorf verschiedene Cannabissorten an. | Foto: Johanna Bamberger
  • Hanfbauer Franz Josef Strobl baut in Oberndorf verschiedene Cannabissorten an.
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Erntezeitpunkt wird mittels Mikroskop bestimmt

Bei der Ernte sind die Pflanzen rund vier Monate alt, je nach Genetik reifen sie aber unterschiedlich. Der CBD-Gehalt der Oberndorfer Cannabispflanzen beträgt zu diesem Zeitpunkt rund 12 bis 13 Prozent, der THC-Gehalt, also die berauschende Substanz, ist bei 0,28 Prozent sehr gering. "Wenn die Tage im Herbst kälter sind, werden die Pflanzen gestresst und somit kann der CBD-Gehalt nochmals erhöht werden", weiß Strobl.
Den richtigen Erntezeitpunkt der Blüten bestimmt Strobl mit einem Mikroskop.

Den Erntezeitpunkt der Pflanzen bestimmt Franz Josef Strobl mit einem Mikroskop. | Foto: Franz Josef Strobl
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Produktion in aufwändiger Handarbeit

Dass Hanfanbau auch viel Handarbeit bedeutet, sieht man am Feld: Sind die Pflanzen erntereif, werden sie vom Stamm geschnitten. Die Blüten werden von den Stielen getrennt und werden im Anschluss in einer Maschine getrimmt. Danach werden sie in Hängekörbe gelegt und dabei bei konstanter Temperatur und Luftfeuchtigkeit getrocknet. Die Blüten schickt Strobl an ein niederösterreichisches Unternehmen. In einem komplexen Verfahren wird daraus das hochwertige Öl in diversen Konzentrationen gewonnen. Dieses wird an Kunden verkauft oder zur Weiterverarbeitung zu Gesichtscremes, Lippenbalsam uvm. verwendet. Zusätzlich stehen noch Tee und Hanfwurz-Schnaps (aus der Wurzel der Pflanze, Anm.) zur Auswahl.

Die Blüten müssen rund vier Wochen bei gleichbleibender Temperatur und Luftfeuchtigkeit getrocknet werden. | Foto: Johanna Bamberger
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Liebe zur Gartenarbeit

Die Idee für den Cannabisbau trägt Strobl schon seit langer Zeit im Herzen. Vor seinem Projekt stand er im Gasthaus Dorfwirt, das von seiner Familie geführt wird, in der Küche.

"Durch das Kochen habe ich gelernt, wie wichtig es ist, natürliche Produkte zu verwenden. Direkt neben dem Hanffeld bauen wir auch unser eigenes Gemüse an. Die Gartenarbeit hat mich schon immer fasziniert. Vor allem die Vielfältigkeit der Cannabispflanze, auch im gesundheitlichen Bereich, hat mich beeindruckt. Da das Feld in der Vergangenheit nicht bewirtschaftet wurde, hatte ich die Idee, das Projekt hier umzusetzen."

Strobl beliefert Kunden in Ungarn, Frankreich, Deutschland, hauptsächlich vertreibt er seine Produkte aber am österreichischen Markt. Um den Verkauf steigern zu können, wurde kürzlich auch eine eigene Website erstellt. Auf der Instagram-Seite versucht der Verein, über die Cannabis-Pflanze aufzuklären und teilt interessante Informationen mit den Followern.

Die getrockneten Blüten werden zu CBD-Produkten weiterverarbeitet. | Foto: Johanna Bamberger
  • Die getrockneten Blüten werden zu CBD-Produkten weiterverarbeitet.
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Zukunftspläne

Der Verein Naturblut Institut will zukünftig mit Ärzten zusammenarbeiten und die Forschung über den Inhaltsstoff CBD vorantreiben. Des Weiteren will sich Strobl bei Charity-Projekten, vor allem im medizinischen Bereich, engagieren. Läuft es mit dem Vertrieb gut, will der Verein auch bedürftigen Kindern in der Gemeinde unter die Arme greifen können.

Fakten

Derzeit sind in der Europäischen Union 65 Sorten für den Anbau von CBD-Cannabis zugelassen. Möchte man diese Pflanze anbauen, kann man dies nur mit einer Sonderlizenz machen. Des Weiteren muss man ein anerkannter landwirtschaftlicher Betrieb sein. Der THC-Gehalt, der psychotrope Bestandteil der Pflanze, darf nicht höher als 0,3 Prozent sein. Das Cannabidiol CBD soll entspannend und entzündungshemmend wirken sowie Stress- und Angstzustände sowie Depressionen lindern. Erst jüngst ist die Pflanze in den Fokus der medizinischen Forschung gerückt, die pharmakologische Wirkung von Cannabis ist somit noch nicht restlos geklärt.

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