Dance Alps Festival – Ukraine
Serjih Kachura: Tanz abseits des Kriegs

Serjih Kachura: Aufenthalt in St. Johann abseits des Kriegs in der Ukraine. | Foto: Schilling
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Interview mit Serjih Kachura, Solotänzer der Staatsoper Lemberg, in St. Johann.

BEZIRKSBLÄTTER: Herr Kachura, waren Sie schon 'mal in Österreich?
KACHURA: "Ich bin zum ersten Mal hier. Meine Frau Viktoria und beide Kinder sind wegen der Lebensgefahr nach Österreich geflüchtet und ich hätte nicht geglaubt, dass ich sie dieses Jahr noch in die Arme nehmen kann."

Wie haben Sie es geschafft hierher zu kommen?
"Meine Frau und ich sind beide Balletttänzer, und Victoria hatte das Glück, hier in St. Johann die Gründerin der Tiroler Ballettschule, Beate Stibig-Nikkanen, kennenzulernen. So ist die Idee entstanden, ein Hilfsprojekt zur Unterstützung ukrainischer Kinder in das Dance Alps Festival zu integrieren. Dennoch habe ich bis zur letzten Minute vor der Abreise nicht gewusst, ob es klappt, da die Behörden momentan allen Männern im Alter unter 60 Jahren die Ausreise verweigern."

Die Vorführung am Donnerstagabend war ein Riesenerfolg! Wie gefällt es Ihnen hier und was nehmen Sie mit nach Hause?
"Ich bin einfach von der Herzlichkeit, Offenheit und Hilfsbereitschaft der Menschen hier überwältigt! Die Schönheit der Natur und vor allem die Ruhe: keine Alarmsirenen, keine Lebensgefahr, der man gerade in meinem Land andauernd ausgesetzt wird – all das erscheint mir hier wie in einem Traum. Ich versuche, mich jetzt dem 'normalen' Leben anzupassen, obwohl es mir schwerfällt. Nun, auf der Bühne vergisst man alles, was drumherum geschieht, und das gibt mir die Kraft, um meinen Hilfsbeitrag den ukrainischen Kindern gegenüber zu leisten. Ich werde die Spendengelder, die wir hier gesammelt haben, nach Hause mitnehmen und dort verteilen."

Werden Sie nach Ihrer Rückkehr in die Armee einberufen?
"Ich hoffe nicht! Ich kann weder mit Waffen umgehen noch Menschen umbringen!
Unsere Staatsoper ist stets in Betrieb und wir treten regelmäßig auf. Anstatt 1.000 dürfen derzeit nur 300 Plätze belegt werden, weil die Bombenkeller mehr Menschen nicht aufnehmen können. Wir hatten schon wegen der Bombengefahr die Vorführungen unterbrechen müssen und flüchteten gemeinsam mit dem Publikum in den Keller."

Haben Sie Zukunftspläne?
"Ja, im Herbst planen wir gemeinsam mit der Tiroler Ballettschule eine kleine Tournee hier in Österreich, um Spendengelder zu sammeln. Ich hoffe sehr, dass ich meine Familie wieder sehen und Menschen mit meiner Tanzkunst begeistern kann."

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