Olé - Spanier gewinnt in Kitzbühel

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KITZBÜHEL. Ein 0:6 gilt im Tennis als Höchststrafe. Nur hasardierende Zocker setzen nach so einem Auftaktsatz noch Geld auf einen offenbar chancenlosen Spieler.
Eine Wette auf den derart geprügelten Spanier Marcel Granollers während des Finales hätte aber ein recht sattes Urlaubsgeld abwerfen können. Denn der 27-jährige Spanier ging nach über 2 Stunden in der 42 Grad heißen Tennisarena doch noch als Sieger vom Platz. Nach einer emotionalen Achterbahn-Fahrt triumphierte Granollers mit 0:6, 7:6 (3), 6:4 gegen Juan Monaco (ARG), dem Kitzbühel-Sieger von 2007, der in seiner Karriere auch schon absolute Primgeiger der Tenniszunft, wie Rafael Nadal und Andy Murray bezwingen konnte.
Für Granollers, aktuell 36. der Weltrangliste, war es nach Houston 2008, Gstaad und Valencia 2011, der vierte Karriere-Titel auf der ATP-Tour, der mit 74.000 Euro Preisgeld versüßt wurde.
Seinem Trainer Fernando Vicente ist dieser Erfolg einst verwehrt geblieben: 1999 war Vicente im Kitzbühel-Finale an seinem spanischen Landsmann Alberto Costa gescheitert. Ein ATP-Turnier nach desaströsem 0:6 Auftaktsatz noch zu gewinnen, ist bislang nur einmal geglückt: 2010 dem Russen Nikolay Davidenko in Doha gegen Rafael Nadal.

Haase ausgeschaltet

Im Halbfinale von Kitzbühel beendete Granollers den Erfolgslauf von Titelverteidiger Robin Haase (NED), der nach 2011 und 2012 seinen dritten Gamsstadt-Coup in Serie angepeilt hatte.
Mit dem 15. Kitzbühel-Sieg bauten Spaniens Sandplatzspezialisten nach der 69. Auflage die Führung in der Nationenwertung des Kitzbüheler Turniers aus.

Doppel an Deutsche

„Ich werde mir eine fette Zigarre gönnen“, freute sich der Deutsche Martin Emmrich nach seinem Triumph im Doppelbewerb an der Seite von Christopher Kas. „Zuerst mache ich aber einen Tandem-Paragleitflug“, verriet er, nahm einen kräftigen Schluck aus der Magnum-Sektflasche und reichte sie seinem im Landkreis Rosenheim, beheimateten Tennis-Kompagnon weiter. Lockerheit zeigten die beiden Deutschen nicht nur beim Sieger-Interview. Ohne Satzverlust marschierte das Duo beim ersten gemeinsamen Antreten auch gleich zum Turniersieg. Im Finale schalteten Emmrich/Kas das topgesetzte Gespann aus Tschechien aus, gewannen gegen Frantisek Cermak (Vorjahressieger mit dem Österreicher Julian Knowle) und Lukas Dlouhy nach 62 Minuten mit 6:4, 6:3. „Ich bin sehr glücklich. Ich war sechs Wochen verletzt und habe neun Wochen lang kein Match gewonnen, das hier ist ein Traum“, freute sich auch Kas. Sein eigentlicher Standardpartner ist der Österreicher Oliver Marach. Der Grazer schaffte es mit dem Spanier Fernando Verdasco bis ins Halbfinale, bei dem das tschechische Favoriten-Duo Cermak/Dlouhy den Einzug ins Endspiel verhinderte (6:7, 4:6).

Jungstar schlägt sein Idol

Mit fünf Österreichern im 28 Teilnehmer umfassenden Hauptfeld des Einzelbewerbs war der Anteil rot-weiß-roter Racket-Virtuosen groß wie seit Jahren nicht. Der Jüngste war der Beste: Dominic Thiem, 19-jähriger Niederösterreicher und 2011 Finalist beim Juniorenwettbewerb der French Open, schaffte es unter die besten Acht. Seine Sternstunde erlebte Thiem gegen Landsmann Jürgen Melzer, Tennis-Nummer-1 der Alpenrepublik. Im Generationenduell gegen den 13 Jahre älteren Melzer siegte Österreichs größte Nachwuchshoffnung mit 7:5, 6:3.
Thiem zeigte sich selbst im Moment des Triumphs demütig vor dem im ATP-Ranking 190 Plätze vor ihm liegenden ÖTV-Aushängeschild. „Gegen jeden anderen hätte ich lieber gewonnen, denn Jürgen ist mein Idol.“ 12.040 € Preisgeld und 45 ATP-Punkte, so viel wie nie zuvor, sackte Thiem für seine Kitzbühel-Vorstellung ein.
Für Melzer war es ein missglücktes Comeback, nachdem er seit Wimbledon wegen Hüft- und Leistenproblemen pausiert hatte. Martin Fischer und Dennis Novak, die als Qualifikanten den Sprung in den Hauptbewerb schafften, scheiterten in der Auftaktrunde. Für den Niederösterreicher Andreas Haider-Maurer, der seinen Landsmann Novak aus dem Bewerb geschossen hatte, war in Runde 2 Endstation. Der Weltranglisten-86. war gegen den späteren Finalisten Juan Monaco machtlos und unterlag glatt mit 3:6, 4:6.

Fotos: Habison, Kogler, smpr.at, Gepa

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