Ludmannsdorf
Der Jugend fotografisch auf den Fersen
Stefan Reichmann zeigt durch seine Fotografien auf, wie Jugendliche Räume für sich einnehmen und sich in diesen gemeinschaftsbildend formen und ausleben. Seine Bilder geben spannende Einblicke aus dem Jugendleben auf künstlerische Manier wieder.
LUDMANNSDORF. Ein Leben ohne die Fotografie scheint für Stefan Reichmann kaum vorstellbar zu sein. Still und heimlich spürt der Ludmannsdorfer seine Motive auf, um die Authentizität des Gesehenen zu bewahren. Besonders interessiert ihn dabei das gemeinschaftliche Moment von Jugendlichen, das sowohl äußerlich durch Kleidung, aber auch durch eine gemeinsame Körpersprache, Mimik und Gestik ausgedrückt wird.
Vielfältiges Schaffen
Stefan Reichmanns fotografisches Oeuvre gilt als äußerst vielseitig. Neben der Porträtfotografie und klassischen Auftragsarbeiten begibt er sich immer wieder in das Terrain der freien Fotokunst, wo er mit künstlerischen Fotostrecken hervorsticht. Durch einen roten Faden verbunden, greifen diese stets ein besonderes Thema auf und grasen es ab. Eines zieht sich jedoch nahezu durch sein Werk hindurch: die visuelle Beschäftigung mit der Gemeinschaftlichkeit. Vornehmlich beschäftigt sich Reichmann dabei mit dem Phänomen der Jugend und ihren Verhaltens- und Kleidungsweisen, die die Verbundenheit nach außen tragen und visuell erkennbar machen. „In etlichen Fotoserien fokussiere ich mich auf die Jugend und suche dabei nach Motiven, die zeigen, wie sie sich durch das Äußere gruppieren“, betont der Berufsfotograf. Die beide Fotosätzen "Jormak" und "Uman See" gelten als Paradebeispiele hierfür.
Zusammengehörigkeit im Fokus
Während Reichmann in "Jormak" auf den Kärntner Wiesenmärkten nach solchen Momenten Ausschau hielt, begab er sich in "Uman See" weg vom Rummel in stillere Gewässer hinein. „Jahrmärkte sind ein super Terrain für Fotografen, da man in der Masse nicht auffällt und relativ unbemerkt fotografieren kann. Zudem bildet sich hier besonders viele gemeinschaftliche Momente ab“, bemerkt der Bildexperte. Eine ganze Gruppe mit gleichen Schuhen, vier Freundinnen mit gleichem Haarschnitt, drei Mädchen mit ähnlicher Gestik am Freifallturm, das können alles Motive sein, die den Fotografen wie magisch anziehen. Woraus dann interessante künstlerische Werke entstehen, die nicht minder als gesellschaftliche Studien angesehen werden können. In seinen Fotografien bildet sich zumindest Gesellschaftliches ab. In akzentuierter Weise stellt er heraus, was die Jugend bewegt, wie sie sich gibt und auftritt. Was aufgrund des ausschnitthaften Charakters dann noch stärker zur Geltung kommt. "Uman See" war dann ebenfalls eine Serie, die gemeinschaftsbildende Momente der Jugend in den Mittelpunkt rückt, die vom Fotografen rund um den Wörthersee und den Forstsee aufgespürt wurden: „In diesem Projekt interessiere mich zuvorderst, wie Jugendliche sich den Raum, der am Wörthersee nahezu völlig verbaut ist, nehmen den sie brauchen und wie sie sich dabei verhalten.“, erzählt der studierte Mixed-Media Artist. Ein Buch und eine Ausstellung zu diesem Projekt untermauern letztlich den Erfolg dieser fotografischen Bildserie.
Aussichtsreiche Zukunftsprojekte
Wenig überraschend ist, dass Reichmann den für sein Kunstschaffen so typischen gemeinschaftlichen Moment in gewisser Weise auch für sich selbst fruchtbar machen möchte: „Das schöne an der Fotografie ist, dass man mit Menschen leichter ins Gespräch kommt und mit vielen Leuten eine enge Verbindung aufbaut“, erklärt der Fotograf. Ein besonderes Projekt für den Fotografen war die Ablichtung einiger Fußballer des ÖFB-Teams für das Magazin 'Ballesterer', was als eine große Ehre für ihn galt. „Ich habe Marko Arnautovic in England fotografiert und den damaligen Teamchef Marcel Koller und diverse Rapidler.“, erzählt Reichmann stolz. Wobei er sich nicht auf seine Lorbeeren ausruhen möchte und stets vom Drang, Neues zu schaffen, angetrieben wird. Im aktuellen Projekt steht abermals steht die Jugend und ihr Zusammensein im Zentrum, diesmal sind es aber Personen seines eigenen Dorfes, was dem Ganzen eine spezielle Wendung gibt: „Diese Projekt ist in der Coronazeit entstanden. Da die Kinder im Dorf nicht in die Schule gehen konnten, mussten sie ihren Alltag spielend verbringen.“ Wobei der Künstler abermals versuchte, gemeinschaftliche Elemente visuell einzufrieren. Und auch für die nahe Zukunft hat der Fotograf bereits reichlich Ideen im Kopf. Es wird ein ernsteres Thema werden, soviel sei schon vorab gesagt: Wobei Reichmanns es nicht für notwendig hält, fotografisch aus dem Kärntner Raum auszubrechen: „Kärnten gibt einfach so viel her. Bis jetzt gingen mir hier die Ideen noch nicht aus“.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.