Wie aus Fremden Onkel und Tante wurden

Die Wallners (sitzend mit dem kleinen Jan in der Mitte) mit ihren neuen Freunden aus Syrien | Foto: Wallner
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MARIA SAAL (vp). Lange haben sich Kornelia und Bernhard Wallner aus Maria Saal um die Aufnahme eines Flüchtlingskindes bemüht (die WOCHE berichtete - hier). Für sie ist es eine Selbstverständlichkeit, Menschen in Not zu helfen. "Wir hätten nur ein Pflegekind nehmen können, das war für uns kein Thema", so das Paar. Das Schicksal hatte mit den Maria Saalern etwas anderes vor.

Das lange Warten

Sie lernten den in Maria Saal untergebrachten Syrer Nafez kennen, mit der Zeit intensivierte sich die Beziehung. "Er erzählte von seiner Frau und den drei Kindern in Istanbul. Er wartete schon lange auf sein Asylverfahren und auf den Familiennachzug. Die Behörden meinten, bis zu seinem Bescheid würde es noch rund ein Jahr, bis zu einem möglichen Familiennachzug weitere ein bis zwei Jahre dauern. Nafez ist regelrecht zusammengebrochen."

Roze auf der Balkanroute

Weil die Wallners bei den Entwicklungen im Sommer 2015 nicht weiter tatenlos zusehen konnten und um Nafez etwas abzulenken, meldeten sie sich zum freiwilligen Dienst beim Roten Kreuz im Klagenfurter Transitquartier. Plötzlich kam die Nachricht: Nafez' Tochter Roze (damals 12) ist mit ihrem etwas älteren Cousin aufgebrochen, um über die Balkanroute zu ihrem Vater zu reisen. Ein paar Wochen später folgten ihr Mutter Thulin und die Kinder Pola und Jan sowie zwei Geschwister von Thulin.
Die Wallners wussten: Sie würden die gesamte Familie so lange bei sich aufnehmen, bis sie eine eigene Wohnung hätten.

Ein Buch entstand

Vor allem Roze erzählte viel von ihrem Leben in Syrien, der Flucht und ihrer Familie. In kürzester Zeit lernte sie Deutsch. Kornelia Wallner begann, einige Episoden aufzuschreiben. "Denn ich wollte nicht, dass die Erzählungen verlorengehen." Am Ende entstand ein Buch - "Mein Name ist Roze. Ich bin zwölf Jahre alt".

Berührendes im Vordergrund

Das Buch stellt aber nicht etwa die Dramatik der Flucht in den Vordergrund. "Es schildert die Gedanken von Roze, auch positive und berührende Erlebnisse." Es zeigt die ergreifende Geschichte hilfsbereiter Menschen. Einige Teile sind aus der Ich-Perspektive von Kornelia und Thulin geschrieben.

Pure Fröhlichkeit

Trotz schlimmer Erlebnisse: Es herrscht pure Fröhlichkeit, wenn die Wallners und die Ibrahims zusammen sind. "Natürlich war es eine unglaubliche Herausforderungen, plötzlich waren neun Leute im Haus. Es war knochenharte Arbeit. Vor allem von den Kindern bekommt man aber so viel zurück. Für sie sind wir Onkel und Tante", sagen die Wallners, die sich immer gefragt haben: Was würden wir uns in einer solchen Situation wünschen?

Job in Aussicht

Mittlerweile leben die Ibrahims in einer eigenen Wohnung in Maria Saal, trotzdem sieht man sich fast täglich. Das Asylverfahren läuft noch, Bernhard Wallner hätte für Nafez allerdings schon einen Job in Aussicht. Die syrische Familie ist bestens integriert, die Kinder besuchen Schule und Kindergarten. Momentan sind die Mädels in einem Englisch-Sommercamp, um hier Schulstoff aufzuholen. Für Jan findet Bernhard via Facebook Sommer-Spielgefährten in der Umgebung.

Zähne für Roze

Mit dem Buch hat Kornelia aber auch ein großes Ziel. Mit dem Erlös und weiteren Spenden möchte sie Roze helfen. Während eines Bombenangriffs in Aleppo wurde sie schwer verletzt. Noch heute fehlen drei Schneidezähne. "Die Implantate will ich ihr ermöglichen. Vielleicht findet sich auch ein Zahnarzt, der uns unterstützt."

Lesung und Buchpräsentation:

"Mein Name ist Roze. Ich bin zwölf Jahre alt"
Freitag, 5. August, 20 Uhr, Haus der Begegnung Maria Saal.

Moderation: Christoph Wallner
Musik: Simon Stadler, Nadine Bäuml mit Chris (Leadsänger von Jambalaya)

Buch:
>> Verlag Hermagoras Mohorjeva
>> ISBN: 978-3-7086-09225

Lesen Sie dazu auch:

* Asylsituation: "Überforderung zuständiger Stellen schreckt ab"

Wann: 05.08.2016 20:00:00 Wo: Haus der Begegnung, Domplatz, 9063 Maria Saal auf Karte anzeigen
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