"Es fehlen Therapieplätze"

Christoph Schneidergruber: "Wichtig ist uns, dass Eltern, sofern sie ein Problem vermuten, rechtzeitig zu uns kommen. Oft beginnt die Therapie Jahre zu spät."
  • Christoph Schneidergruber: "Wichtig ist uns, dass Eltern, sofern sie ein Problem vermuten, rechtzeitig zu uns kommen. Oft beginnt die Therapie Jahre zu spät."
  • hochgeladen von Vanessa Pichler

MOOSBURG (vp). Seit 2001 gibt es das Hermann-Gmeiner-Zentrum (HGZ) im SOS-Kinderdorf Moosburg, seit 2011 auch einen Standort in Villach. Die Nachfrage nach dem Therapieangebot ist enorm: Ist man vor fast 15 Jahren mit 50 Familien gestartet, werden mittlerweile 400 Kinder mit ihren Familien betreut. 400 weitere stehen auf der Warteliste! "Die Räumlichkeiten in Moosburg sind aber nicht mitgewachsen, weshalb wir einen Neubau planen", sagt der fachliche Leiter Christoph Schneidergruber. Das Geld dafür muss man zu 100 Prozent selbst aufbringen.

Es fehlen Therapieplätze

Es herrsche ein "riesiger Versorgungsnotstand", denn während 20 Prozent der Bevölkerung Kinder sind, kommen ihnen nur sieben Prozent der Gesundheitsleistungen zu. Und etwa 15 Prozent der Kinder leiden an Entwicklungsstörungen oder psychiatrischen Störungen, benötigen rasch Hilfe. Es fehlen österreichweit 60.000 bis 80.000 Therapieplätze, was man auch an der langen Warteliste im HGZ sieht.
"Im ersten Schritt wird das Kind von einem Arzt untersucht, der dann feststellt, welche Therapie notwendig ist. Dann beginnt leider das Warten. Die Wartezeit beträgt durchschnittlich ein Jahr", bedauert Schneidergruber.

Herausforderung: Familien mit Migrationshintergrund

Während in Moosburg viele Kinder betreut werden, die in Maßnahmen der Jugendwohlfahrt (z.B. SOS-Kinderdorf) sind, liegt in Villach der Schwerpunkt auf nicht fremd untergebrachten Kindern und solchen mit Migrationshintergrund (rund ein Drittel). "Es werden jede Woche mehr, eine große Herausforderung für uns - auch in Zukunft. Diese Kinder sind von Krieg oder Flucht teilweise schwer traumatisiert, haben Sprachprobleme etc."

Probleme nehmen zu

Das HGZ betreut aktuell vor allem Kinder mit Entwicklungsstörungen (z.B. sprachlich), Hyperaktivität, Störungen im Sozialverhalten und emotionalen Störungen (z.B. Ängste). Dass solche Probleme zunehmen, führt Schneidergruber auf mehrere Gründe zurück: "Es gibt viele Frühgeburten, weil wir medizinisch so weit sind, dass auch schon 500-Gramm-Babys überleben können." Frühchen haben oft mit Entwicklungsstörungen zu kämpfen, etwa die Hälfte der im HGZ Betreuten zählt zu dieser Gruppe.
Außerdem summieren sich die Schwierigkeiten, wenn wie heute so oft soziale Probleme (Armut) hinzukommen. "Kulturunterschiede sind auch ein Grund. Da gibt es unterschiedliche Ansprüche, Kinder zu fördern. Die gesellschaftliche Entwicklung mit vielen Trennungen und ständigen Veränderungen trägt ebenfalls dazu bei. Wir bemerken, dass etwa Angststörungen deutlich im Steigen sind."
Kern der Therapie im HGZ ist auch die Elternarbeit, die sehr viele Stunden in Anspruch nimmt.

Früherkennung ist entscheidend

Oft, so Schneidergruber, wird die Therapie Jahre zu spät begonnen. "Früherkennung und Prävention sind das Wichtigste. Also rechtzeitig zu kommen, wenn man etwas bemerkt. Man holt sich so mitunter auch die Sicherheit, dass keine Therapie notwendig ist." Denn schließlich ist es Ziel des HGZ, Kinder und Jugendliche möglichst früh in ihrer emotionalen, sozialen und kognitiven Entwicklung zu stärken. "Das ist eine Investition in die Zukunft. Wenn eine gute Integration in Schule oder Beruf möglich wird, spart das hohe Folgekosten."

Zur Sache:

Im HGZ kümmern sich fünf Logopäden, vier Psychotherapeuten, vier Ergotherapeuten, zwei Ärzte und zwei Psychologen um Familien mit Kindern mit Entwicklungsstörungen oder seelischen Belastungen.

Das Angebot ist kostenlos, Land und Kasse kommen dafür auf. 2014 wurden beinahe 10.000 Beratungs- und Therapiestunden geleistet. Das Angebot richtet sich an 0- bis 18-Jährige mit ihren Familien, der Schwerpunkt liegt im Alter zwischen drei und zehn Jahren.

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