Gernot Kulis im Video-Interview
„Glaube, ich habe Politiker am Gewissen“

MeinBezirk-Reporter Lukas Moser im Gespräch mit Comedian, Stimmenimitator und "Callboy" Gernot Kulis | Foto: MeinBezirk.at
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Der gebürtige Lavanttaler Gernot Kulis ist aktuell mit Sicherheit einer der beliebtesten Kabarettisten Österreichs. Im Video-Interview mit uns gibt er Einblicke in sein Privatleben, aber auch in seine beruflichen Hintergründe. Und natürlich dürfen Kostproben seiner Künste auch nicht fehlen.

KÄRNTEN. Wir treffen Gernot Kulis in der Klagenfurter Schleppe Arena kurz vor seinem dortigen Auftritt im Rahmen seines Solo-Programms zu "Best Of 20 Jahre Ö3 Callboy". Der Comedian kam selbst mit dem Auto aus Wien, wo er am Vorabend auftrat - wegen zwei Unfällen auf der Autobahn hatte er sich verspätet, aus der Ruhe bringt es ihn aber nicht: "Machen wir halt den Soundcheck heute mal ganz kurz", lacht er. Fürs Gespräch nimmt er sich ausgiebig Zeit.

Gernot, nur noch wenige Minuten bis zum Soundcheck - abends geht´s hier in der Schleppe Arena los. Da stellt sich die Frage: Bist du vor Auftritten nervös?
Nervös würde ich nicht sagen, aber Kärnten ist halt etwas Besonderes für mich, weil da Familie und Freunde herkommen. Hier spiele ich immer eine X-Large-Version - das ist ein bisschen wie Bruce Springsteen in New Jersey. Zuhause hat man natürlich mehr Geschichten auf Lager. Es ist schon ein besonderer Abend für mich.

Du warst bis zu deinem 14. Lebensjahr in St. Paul.
Ja, genau. Dann ging ich nach Graz, weil mich Sturm Graz geholt hat.

Man weiß, dass du ein Super-Kicker warst. Ist nicht ein bisschen Wehmut dabei, dass du kein Profi-Fußballer wurdest?
Der Kindheitstraum war es schon. Aber das ist so ein schmaler Grat, Nuancen entscheiden, ob man weiterkommt oder nicht. Ich bereue es überhaupt nicht, weil der zweite Weg auch super und ein Hobby von mir war - ich habe ein Hobby zum Beruf gemacht. Es gibt selten einen Job, wo man beim Betreten des Arbeitsplatzes Applaus bekommt.

Du hast mittlerweile schon den längeren Teil deines Lebens außerhalb von Kärnten verbracht. Fühlst du dich eigentlich noch als Kärntner?
Ja, auf alle Fälle. In Graz waren meine Freunde auch aus Kärnten, das gleiche ist in Wien - die Kärntner ziehen sich gegenseitig an. Es ist ja auch meine Familie und die meiner Frau in Kärnten. Ich komme auch gerne ins Lavanttal, ich habe da eine schöne Kindheit verbracht.

Du hast bei Ö3 lange den "Lofntola" gespielt. Gab´s da in Graz oder Wien keine sprachlichen Barrieren?

In Graz zu Beginn schon. Dann musste ich mich anstrengen, um wie die Steirer zu sprechen - das war letztendlich dann auch nicht besser. Ich habe so einen südostösterreichischen Dialekt in mir. Der Lavanttaler Dialekt ist aber eigen und perfekt zu parodieren - dlles, was drei Kilometer links und rechts der Lavant liegt ist "wundaschein".

Wenn wir noch einmal zum Fußball zurückkommen: Was hat am Ende zum Fußballprofi gefehlt?
Es war damals die Zeit, in der das Bosman-Urteil kam, die Legionäre bekamen also einen höheren Stellenwert und der Junge war für die Manager nicht mehr so interessant. Wenn du in der Phase nicht richtig stark warst und nicht alles gepasst hat, hast du dir schwer getan. Unterm Strich habe ich dem Verein dann wahrscheinlich auch zu wenig angeboten, deswegen ist es, wie es ist. Der eine hat etwas mehr Glück, kommt noch hinein und kann sich entwickeln und der andere halt nicht.

Bei dir kam dann ja noch hinzu, dass du mit 23 zu Ö3 gekommen bist. Was war anfangs deine Aufgabe dort?
Ich habe gleich mit meinen Rubriken gestartet: Callboy, dann Professor Kaiser, dann kamen die Lofntola und ich habe auch an vielen Sitcoms und Kampagnen dort mitgeschrieben, bei denen ich nicht zu hören war - es war wie eine Agentur im Sender selbst. Ich glaube, dass wir das erste Netflix in Österreich waren, weil wir hausintern um die 15 Sitcoms und Serien mit eigenen Stimmen, eigenen Autoren und eigener Produktion gemacht haben. Das war eine unglaubliche Zeit mit einer Super-Aufbruchstimmung. Die Figuren waren dann ja österreichweit bekannt.

Du hast die Figuren angesprochen, du selbst hast ein unglaubliches Repertoire auf Lager. Wann bist du draufgekommen, dass du en Talent für Stimmenimitationen hast?
Ich glaube, dass das schon sehr früh passiert ist. Damals habe ich halt den Nachbarn oder den Lehrer beobachtet und imitiert. Aber das betrifft ja nicht nur die Stimme, Parodie geht  auch über den Blick, das Aussehen, den Gang oder das Gehabe - das hat mich schon immer interessiert. Ich wollte von Haus aus als Kind etwas mit Publikum machen. Es wurde dann leider nicht Fußball, aber das "leider" habe ich bald streichen können. Leute zu unterhalten ist einfach schön, gerade in der aktuellen Zeit.

Kannst du dich eigentlich noch an den ersten Promi erinnern, den du imitiert hast?
Gerhard Berger, aber eigentlich habe ich mit den Sportreportern begonnen - etwa mit Robert Seeger, dem Tennis-Kommentator Gerhard Zimmer oder Peter Elstner (eine Kostprobe seiner Künste ist im Video oben zu sehen).

Gibt´s eigentlich Ambitionen, mehr in Richtung Fernsehen zu gehen?
Die Videos zu den Pressekonferenzen beim Bundesministerium für Irreres waren ohnehin schon mehr professionelle Drehs mit Maske usw., aber die Zeit muss es zulassen. Das Hauptthema ist, dass man so viele Ideen hat, aber gut Ding braucht Weile. Wenn man einen Kinofilm oder eine Fernsehsendung macht, beschäftigt man sich rund um die Uhr damit. Wenn man gerne auf Tournee ist, hat man wenig Zeit, das noch unterzubringen. Mich würde viel interessieren, aber da müsste man eine Tour-Pause für zwei drei, drei Jahre machen und das würde ich nicht ganz verkraften.

Du hast das Bundesministerium für Irreres angesprochen, das ging total durch die Decke. War es für dich eine Herzensangelegenheit, den Menschen in einer schweren Zeit ein Lächeln auf den Mund zu zaubern?
Nur deshalb, und aus Langeweile, habe ich es gemacht. Im Lockdown saß ich daheim, wusste nicht was ich machen soll und jeden Abend war eine Pressekonferenz. Der Nehammer war der erste, den ich gemacht habe. Dann kam Rudi Anschober, der ist dann zurückgetreten. Dann habe ich Heinz Fassmann parodiert, das war auch sehr lustig, aber auch er ist dann gegangen. Ich glaube mittlerweile, dass ich die alle am Gewissen habe. Der Nehammer hält noch durch bis jetzt.

Jeder in Österreich bringt dich aber auch mit der Rolle als Callboy in Verbindung. Wie kam es damals dazu?
Ich war sehr jung, als ich damit begonnen habe. Scherzanrufe im Radio hat es ja bereits ewig gegeben, ich habe es vorher aber noch nicht gekannt. Dann hatte ich die Idee, als Gerhard Berger in der Karthalle anzurufen und anzukündigen, dass ich mit Formel 1-Stars vorbeikomme - der Gag war, dass alle aufgezählten Stars schon tot waren. Erst hatte er riesige Freude, erst bei Jochen Rindt wurde er dann skeptisch. Der erste Callboy-Anruf war dann beim Callcenter mit der Beschwerde, dass mein Handy defekt ist.

Es passieren als Callboy aber nicht nur lustige Dinge. Gibt´s eigentlich ein Erlebnis, das du als schlimmstes hervorheben könntest?
Man weiß ja nicht, wen man anruft. Dazwischen ist man auch ein bisschen Psychologe, weil man ein amikales Verhältnis aufbaut. Eigentlich wollte man die Person reinlegen, das hat dann funktioniert oder nicht, und dann plaudert man oft noch eine halbe Stunde über alles Mögliche. Das gehört auch dazu und es menschelt da oft sehr. Der Callboy funktioniert auch deshalb so gut, weil die meisten Angerufenen selbst darüber lachen können.

Ist es mittlerweile nicht schon fast eine Ehre, wenn man von dir angerufen wird?
Das weiß ich jetzt nicht. Es kommt immer darauf an, in welcher Situation du gerade bist. Wenn du es beruflich schwer hast und dann komme ich auch noch daher, dann könnte es blöd sein. Aber sonst freuen sich die Leute. Einer wurde hineingelegt und schrie dann: "Wann bin ich auf Sendung? Ich muss es den Freunden erzählen."

Hand aufs Herz: Hat´s noch nie eine gestellte Szene gegeben?

Hat´s noch nie gegeben. Die haben oft nach der Auflösung noch weitergeschimpft, dann haben wir das von hinten nach vorne geschnitten, aber ansonsten nicht. Das lebt einfach davon, dass es authentisch ist. Ich glaube, dass man das gar nicht spielen kann - das würde man sofort merken. Es kommt immer darauf an, welche Relevanz das Thema hat. Beispiel: 100 Jahre Kärntner Volksabstimmung. Da habe ich eine Frau angerufen und ihr mitgeteilt, dass ihr Name nun auch zweisprachig werden müsse. Sie hieß Nachbar und das heißt auf Slowenisch Sosed - demnach müsse sie nun Nachbar-Sosed heißen. Da hat´s plötzlich eine Relevanz gehabt, weil es um die zweisprachigen Tafeln gegangen ist. Auf einmal wird´s dann absurd und wenn man das nicht gleich versteht, dann ist´s soweit.

Man kennt das Muster von vielen Comedians: Auf der Bühne unfassbar lustig, im Privaten eher nachdenklich und ruhig. Ist das bei dir auch so?
Ich glaube schon. Jeder, der das Leben verarbeitet, sieht es von verschiedenen emotionalen Seiten - lustig, traurig, oft ist man phasenweise sogar melancholisch. Das braucht man aber einfach, um gute Sachen zu schreiben. Das heißt aber nicht, dass ich privat Trübsal blase, das Gegenteil ist der Fall: Ich versuche den Tag von in der Früh bis am Abend so schön wie möglich zu gestalten und Spaß zu haben. Aber ja, das schwebt mit und, ich glaube, bei sensiblen Autoren und Künstlern noch viel mehr.

Du hast sehr viele Rollen. Es ist wahrscheinlich nicht leicht, der Gernot zu sein und nicht Hans Krankl, Armin Assinger oder Robert Seeger. Passiert es dir manchmal, dass du zuhause gegenüber deiner zwei Kinder oder deiner Frau auch in eine Rolle hineinrutschst?
Wenn ich beim Nehammer jetzt sage "insifizieren Sie sich nicht", dann imitieren sie das mit nach. Aber eher selten, daheim ist das nicht oft ein Thema. Zuhause checke ich es eher aus, wenn ich neue Storys schreibe - meine Frau ist da sehr kritisch. Wenn sie lacht, dann weiß ich: Das kommt gut an. Daheim läuft sonst eher ein anderer Schmäh.

Weil du es erwähnt hast: Deine Frau Petra arbeitet ja auch bei Ö3. Du hast öfters in Interviews erzählt, dass sie in deiner Karriere eine ganz wichtige Rolle einnimmt - etwa, dass sie Titel findet. Ist das für dich sehr wichtig?
Auf alle Fälle. Sie begleitet auch die Tour pressetechnisch und freut sich mit mir, wenn es gut läuft. Sie trägt Wesentliches dazu bei, sie hat etwa die Titel der vergangenen zwei Programme gefunden: Kulisionen und Herkulis. So ergänzt sich das Ganze, jeder hat etwas dazu beigetragen, dass man eine schöne Tour spielen kann. Gott sei Dank ist das so.

TOUR-INFORMATION
Gernot Kulis ist in diesem Jahr noch zwei Mal in Kärnten zu sehen: Zuerst am 12. August auf der imposanten Burgruine Finkenstein und dann auch noch am 1. Oktober im KUSS in Wolfsberg - hier geht´s zu den Karten für Finkenstein, hier zu jenen für Wolfsberg.

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