Ostern in Klagenfurt
Allmaier: "Das Lachen gehört zum Leben"
KLAGENFURT, PÖRTSCHACH/SEE. So prall gefüllte Kirchen wie am Karsamstag – das hätten wohl alle Pfarrer gerne. Von 10 bis 14 Uhr ist der Klagenfurter Dom bis auf den letzten Platz gefüllt. Das Osterfest aber rein auf die Speisensegnungen zu reduzieren, ist für Dompfarrer Peter Allmaier jedoch zu wenig.
Vom Wert des Lebens
Für den Dompfarrer symbolisiert Ostern das Fest des Lebens. "Gerade in Zeiten vieler Kriege, wird das Leben nicht wertgeschätzt", sagt Allmaier. Den brutalen Kriegsbildern, die das Leben mit Füßen treten, weicht der Dompfarrer bewusst aus. Auf ein Fernsehgerät verzichtet er, setzt sich viel lieber mit Philosophen auseinander, wie z.B. Emmanuel Levinas. "Das Vergöttlichen des Lebens ist für ihn die Quelle des Krieges und Gewalt. Der Christ hingegen hat zum Leben fast eine entspanntere Ansicht", so Allmaier. Er baut die Brücke zu Nietzsche, der alles andere als ein Christenfreund war. "Nietzsche vergleicht den Menschen mit einem Pfeil: Der Pfeil ist als solcher nicht mehr als ein Stück Holz, erst durch die kinetische Energie erhält der Pfeil sein Wesen", sagt Allmaier. Dass den Menschen und dem Christentum diese kinetische Energie vielfach fehlt – davon ist Allmaier überzeugt. "Mensch, du kannst über dich hinauswachsen – das wäre die Botschaft, die wir durch das Christentum vermitteln können", so Allmaier.
Lachen ist Vorschrift
Jedes Wort seiner Predigt bei der Speisensegnung wählt der Dompfarrer mit Bedacht. Es dürfen auch Sätze fallen, die einem zum Schmunzeln bringen. "Früher war für Pfarrer das Osterlachen – risus paschalis – Vorschrift. Der Pfarrer musste bei der Predigt Witze machen, damit die Menschen wieder lachen können", erklärt Allmaier. Der Dompfarrer appelliert hier an seine Standeskollegen, dass sie die Glaubensgemeinschaft mehr zum Lachen bringen. Man soll dem Tode entgegenstehen, ihm ins Gesicht lachen.
Christen in der Krise
Dass das Christentum in Europa in einer Krise steckt, kann der Dompfarrer bestätigen. Für ihn sind viele Momente der Katholiken "zu konservativ, zu starr", die Kirche müsse sich neu entdecken. Er beobachtet im gleichen Atemzug einen Aufschwung des Glaubens, ist fest davon überzeugt, dass die Menschen in Zeiten wie diesen durch den Glauben Halt finden.
Heitere Wortspiele
Als gebürtiger Inder hat Pörtschachs Pfarrer Joseph Thamy Mula erst in Österreich mit den Speisesegnungen Bekanntschaft gemacht. "Ich habe bei meiner ersten Speisensegnung jedenfalls keinen Kulturschock erlitten, über diese neue Kulturform des österlichen Brauches freue ich mich, ein tolle Möglichkeit, froh gestimmten Menschen zu begegnen", sagt der Pfarrer. Auch das Osterlachen gehört für ihn untrennbar zu Ostern dazu. "Es ist gar nicht so schwer, die Gläubigen mit einem fröhlichen Blick, gegebenenfalls mit einem heiteren Wortspiel zum Lachen zu bringen", sagt Mula.
Sanfte Reformen
Die Messen für die Auferstehungsfeiern wurden in Pörtschach vom Karsamstag auf Ostersonntag, 6 Uhr früh verlegt. "Das Angebot wird von den Gläubigen gerne angenommen, selbst die Ministranten dienen oftmals zweimal am Sonntag dem Herren und nehmen auch am Festgottesdienst um 10 Uhr teil", freut sich Mula.
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